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Ökotest-Untersuchung: Sag mir „von“ wo die Blumen sind.

Der gestrige Tag gilt als einer der umsatzstärksten Tage des Jahres für den Blumenhandel: Muttertag. Millionen von Blumensträußen gehen an diesem Tag über die Ladentheken. Aber: Häufig trügt der schöne Schein. Ein Großteil der Rosen stammt aus afrikanischen Ländern und die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen gelten oft als katastrophal – u.a. wegen des großflächige Einsatzes von Pestiziden.

Frankfurt am Main > Der gestrige Tag gilt als einer der umsatzstärksten Tage des Jahres für den deutschen Blumenhandel: Muttertag. Millionen von Blumensträußen gehen an diesem Tag über die Ladentheken der Floristen, bevorzugt rote oder weiße Rosen. Dass der schöne Schein häufig trügt, hat die Zeitschrift Öko-Test in ihrer aktuellen Ausgabe berichtet: „Rosen zum Muttertag sind ein blühendes und oft schmutziges Geschäft“, heißt es in der Einleitung. Ein Großteil der Rosen stammt aus afrikanischen Ländern und kommt über die niederländischen Blumenbörsen in den deutschen Handel. Die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen gelten oft als katastrophal und führen in vielen Fällen für die ArbeiterInnen zu gesundheitlichen Problemen. Dafür verantwortlich ist u.a. der großflächige Einsatz von Pestiziden. Ökotest hat sich auf diesen Aspekt konzentriert und 22 Blumengebinde auf Rückstände untersuchen lassen. Ergebnis: nur für zwei Sträuße konnte ein „gut“ vergeben werden. Insgesamt war die Bilanz ernüchternd, 56 verschiedene Spritzgifte wurden von den beauftragten Laboren gefunden, bis zu 20 pro Strauß. Brisant aber vor allem die Details, 14 der gefundenen Substanzen gelten nach der amerikanischen Gesundheitsbehörde EPA als wahrscheinlich krebserregend, elf sind in der EU nicht mehr erlaubt und vier laut WHO hochgefährlich.

Ökotest hat die Handelsketten mit den Ergebnissen konfrontiert und die Unternehmen um Angaben zu ihren CSR-Standards gebeten. Zwar geben viele Unternehmen an Tabu-Listen zu führen oder sich an bewährten Standards zu orientieren, die tatsächliche Verantwortung wird aber gerne weitergereicht. Wichtigstes Einkaufskriterium für die Händler sind ausgewiesene Labels und Zertifikate. Am Verbreitetsten sind das „Flower Label Programm“ (FLP), das „Fair Flowers Fair Plants“ (FFP), „Faitrade“ und der MPS-Standard, der sich am Aktionsnetzwerk „PAN“ orientiert. Den Einsatz von Pestiziden verbieten alle. Bei genauerem Hinsehen entpuppen sich laut Ökotest die Verbotslisten aber als „Papiertiger“. So sind beispielsweise Pestizide, die in der EU verboten sind, über die Listen nicht ausgeschlossen. Im Ergebnis waren etliche der Blumensträuße mit starker Pestizidbelastung mit Zertifikaten versehen. Ökotest empfiehlt Blumen von Fairtrade aufgrund der besten Testergebnisse, und FLP wegen der strengsten Vergabekriterien den Vorzug zu geben. FLP begrüßte zwar die Untersuchung, erklärt den Test aber für nicht repräsentativ. Zum einen fehlen die konkreten Mengenangaben der gefundenen Pestizide, zum anderen stellen die neun getesteten FLP-Gebinde nur einen kleinen Teil des Sortiments dar.

Die Untersuchung ist im aktuellen Heft (05/2011) der Zeitschrift Ökotest veröffentlicht. Informationen zu den einzelnen Zertifikaten und Labels gibt es hier: fairtrade, FLP, FFP und MPS.


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