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Nachfrage nach Fairtrade-Produkten steigt um über ein Viertel

Die Nachfrage nach fair gehandelten Produkten hat in Deutschland weiter zugenommen. Im vergangenen Jahr kauften die Verbraucher hierzulande Fairtrade-Waren im Wert von rund 340 Millionen Euro, ein Plus von 27 Prozent, wie der Verein Transfair am Dienstag in Bonn mitteilte. Besonders beliebt seien Kaffee und Rosen aus fairem Handel.

Bonn > Die Nachfrage nach fair gehandelten Produkten hat in Deutschland weiter zugenommen. Im vergangenen Jahr kauften die Verbraucher hierzulande Fairtrade-Waren im Wert von rund 340 Millionen Euro, ein Plus von 27 Prozent, wie der Verein Transfair am Dienstag in Bonn mitteilte. Besonders beliebt seien Kaffee und Rosen aus fairem Handel. Die Nachfrage nach Fairtrade-Produkten ist den Zahlen zufolge im vergangenen Jahr konstant weiter angestiegen. Dem Absatzplus von 27 Prozent im Jahr 2010 war 2009 bereits ein Zuwachs um 26 Prozent vorausgegangen.

Das bedeutendste Produkt im Fairtrade-Sortiment sei auch im vergangenen Jahr wieder der Kaffee gewesen. Dessen Absatz habe 2010 um rund 26 Prozent auf über 7200 Tonnen verkaufter Bohnen zugelegt. Daneben seien auch Rosen aus fairem Handel besonders gefragt: Rund 72 Millionen der Blumen wurden 2010 aus fairem Handel verkauft, zehn Prozent mehr als 2009. Auch bei Fruchtsäften, Limonaden und Eistees, Textilien sowie Wein sei die Nachfrage im vergangenen Jahr gewachsen.

Den Fairtrade-Kaffee bauten den Angaben zufolge mehr als 444.000 Bauern auf drei Kontinenten an. Um ihnen trotz erschwerter Arbeitsbedingungen aufgrund gestiegener Preise, geringerer Erntemengen und mangelnder Investitionen in die Anbauflächen ihr Einkommen zu sichern, sehe Fairtrade International nun verstärkt Aus- und Weiterbildungsprogramme für die Bauern vor. „Was die Produzenten vor Ort jetzt besonders brauchen, ist Knowhow“, erklärte Transfair-Geschäftsführer Dieter Overath. „Wir müssen sie darin fördern, selbständig und nachhaltig mit den Risiken und Ansprüchen des Marktes umgehen zu können.“

Aktuell bieten den Angaben zufolge in Deutschland mehr als 180 Lizenznehmer in über 30.000 Läden sowie rund 18.000 Restaurants und Cafés Produkte mit dem Fairtrade-Siegel an. Die Präsenz in den Ladenregalen und in der Gastronomie wirke sich auch auf die Bekanntheit des Fairtrade-Siegels aus. Laut einer Verbraucherbefragung sei 77 Prozent der Teilnehmer das Siegel bekannt, so Overath. „93 Prozent halten es für vertrauenswürdig“, ergänzte er.

Mittlerweile 38 Kommunen in der Bundesrepublik tragen den Angaben zufolge den Titel „Fairtrade-Stadt“. Mehr als 100 Städte und Gemeinden arbeiteten noch daran, die hierfür erforderlichen Kriterien zu erfüllen. Seit 2009 können sich Kommunen diesen Titel erarbeiten. Er erfordert unter anderem, dass in den öffentlichen Einrichtungen sowie in Läden, Restaurants und Cafés Trainsfair-Produkte angeboten werden.

Seit 1992 vergibt der Verein Transfair das sogenannte Fairtrade-Siegel an Waren, die nach bestimmten ökonomischen, sozialen und ökologischen Standards hergestellt werden. Es verbietet unter anderem Kinderarbeit und unterstützt Hilfsprojekte für Bauern.

Antworten auf einige Grundfragen zum fairen Handel:

Was ist fairer Handel?

Beim gerechten Handel geht es vor allem darum, Produzenten und Arbeitern in den Entwicklungsländern faire Preise zu zahlen, die ihre Produktionskosten decken, ihren Lebensunterhalt sichern – und noch Spielraum für Entwicklungsarbeit lassen. Fairtrade-Organisationen wie Gepa, dwp oder El Puente legen außerdem Wert auf langfristige Handelsbeziehungen und unterstützen ihre Partner, indem sie vorfinanzieren und bei Bedarf Kredit geben. Kinderarbeit ist verboten.

Welche gerecht gehandelten Waren werden angeboten?

Kaffee bringt auch nach wie vor den größten Umsatz. Daneben kann sich der Verbraucher mittlerweile mühelos mit einem ganzen Lebensmittelsortiment von Wein und Reis über Gewürze bis zum Brotaufstrich eindecken. Für den Haushalt gibt es Textilien, Geschirr und Dekoobjekte, für die Freizeit CDs, Fußbälle und Spielzeug. Einzelne Onlineanbieter haben sich auf fair gehandelte Kleidung spezialisiert. Auch Rosen aus fairem Handel gelten als sehr beliebt – und außerdem schadstoffarm: Die Zeitschrift „Ökotest“ hat für ihre Mai-Ausgabe Rosensträuße auf ihre Pestizidbelastung untersucht. Drei der vier Sträuße mit den besten Noten hatten den Angaben zufolge das Fairtrade-Siegel.

Woran erkenne ich fair gehandelte Produkte?

Hier sollten Verbraucher auf die Gütesiegel achten. Am bekanntesten ist wohl das grün-blaue Fairtrade-Emblem.

Wo kann ich guten Gewissens einkaufen?

Mittlerweile bieten viele Supermarktketten und Drogeriemärkte, aber auch Bioläden und Blumengeschäfte gerecht gehandelte Waren an. Immer eine gute Adresse sind auch die rund 800 Weltläden – und das Internet. Über Adressen für den gerechten Einkauf informiert die Internetseite www.faire-woche.de.

Muss ich bei Fairtrade nicht mehr Geld für weniger Qualität zahlen?

Das weisen die Anbieter vehement zurück. So argumentiert etwa die Gepa, Verbraucher kauften zu einem fairen Preis Spitzenprodukte, bei denen noch dazu „die ökologische und die soziale Qualität stimmen“. Im Vergleich mit anderen Produkten vergleichbarer Qualität seien die Waren nicht teurer und lägen zum Beispiel bei Bioschokolade im unteren bis mittleren Preisfeld.

Sind faire Produkte immer auch Bioprodukte?

Nicht automatisch. Viele Fairtrade-Waren haben aber zusätzlich auch das Biosiegel. Grundsätzlich machen sich die Organisationen für eine ökologisch verträgliche Produktion stark, etwa dürfen bestimmte Pestizide nicht eingesetzt werden.

Und wie klimafreundlich ist das Ganze?

Natürlich kommen die Waren von weit her, und lange Transportwege sind dem Klima nicht gerade zuträglich. Kaffee und Bananen aber müssen immer – ob nun fair gehandelt oder nicht – zum Verbraucher transportiert werden. Einige Organisationen lassen fast die gesamte Ware einschiffen und dann, wo möglich, per Schiene weiterverfrachten. Das ist deutlich klimafreundlicher als der Luftweg und weite Strecken per Lkw.


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