Brüssel > Mehr Personen- und Güterverkehr auf die Schiene und aufs Wasser, keine mit konventionellem Kraftstoff betriebenen Fahrzeuge in den Städten sowie schnellere und klimaschonendere innereuropäische Verbindungen – so wird nach den Vorstellungen der EU-Kommission der Verkehr in der Zukunft aussehen. Diese Woche stellte EU-Verkehrskommissar Siim Kallas mit dem Weißbuch „Verkehr 2050“ seine Vision eines europäischen Verkehrsraums vor. „Verkehr 2050 ist ein Fahrplan zu einem wettbewerbsfähigen Verkehrssektor, der mehr Mobilität ermöglicht und Emissionen mindert“, erklärte Siim Kallas, „wir können und müssen beides leisten“.
Bis 2050 sollen die verkehrsbedingten CO2-Emissionen um 60 % reduziert werden und Europa unabhängiger von Öleinfuhren sein. Nur so könnten die Klimaziele der EU erreicht werden. Dafür ist laut Kallas die Schaffung eines einheitlichen europäischen Verkehrsraums notwendig, mit einem vollständig integrierten Verkehrsnetz, durch die Verknüpfung unterschiedlicher Verkehrsträger und mehr Wettbewerb. Bislang ist das Weißbuch nicht viel mehr als eine Ideenskizze, doch schon in den nächsten Monaten sollen erste Gesetzesvorschläge gemacht werden.
Konkret sollen bis 2050 mindestens 50% des Personenverkehrs über mittlere Entfernungen (mehr als 300 Kilometer) auf die Bahn verlagert werden. Der Güterverkehr über diese Entfernungen soll bereits bis 2030 mit einem Anteil von 30 % auf die Schiene oder aufs Wasser verlagert werden, bis 2050 dann mindesten 50 %. In der Nahversorgung mit Gütern sieht die Kommission auch in Zukunft keine Alternative für LKW. Hier sollen neue Antriebstechnologien und Verkehrsleitsystem die Belastung durch Emissionen senken. Deutliche Veränderungen sind auch für den Luftverkehr geplant. Bis 2020 soll ein europäisches Flugverkehrsmanagementsystem vollständig modernisiert werden. Der Individualverkehr in Städten mit konventionell betankten Fahrzeugen soll vollständig entfallen. Dazu werden zunehmend Mautsysteme eingeplant, um die Verursacher von klimaschädlichen Emissionen direkt an den Kosten zu beteiligen.
Ehrgeizige Ziele, die Verkehrskommissar Kallas dennoch für realisierbar hält. „Die Einschränkung der Mobilität ist keine Option, ebenso wenig wie alles beim Alten zu belassen“, so Kallas. Die Reaktionen sind breit gefächert. Während manche Mitgliedsländer zu starke Eingriffe befürchten, gehen die Pläne Umweltschutzverbänden nicht weit genug. Bemängelt wird, dass wirksame Maßnahmen erst ab 2030 zu erwarten sind und das Thema Emissionsreduzierung erneut auf die lange Bank geschoben wird.
Die EU-Kommission bietet das Weißbuch „Verkehr 2050“ zum Download an.