Berlin > Die Zahl der Leiharbeiter in Einrichtungen des Bundes hat sich in den vergangenen beiden Jahren mehr als verdoppelt. Die Zahl der Zeitarbeiter in Bundesministerien und bei nachgeordneten Stellen stieg von 771 in 2008 auf 1593 im vergangenen Jahr, wie aus einer am Donnerstag in Berlin veröffentlichten Antwort der Regierung auf eine Anfrage der Linken hervorgeht. Auch in den Jobcentern sind viele Leiharbeiter beschäftigt.
Das Gros der Leiharbeiter setzte den Angaben zufolge das Bundesverteidigungsministerium ein. Es beschäftigte 1381 solcher Arbeitskräfte. Sie kamen demnach vor allem in den Truppenküchen der Bundeswehr zum Einsatz. Andere der beim Bund insgesamt tätigen 1593 Leiharbeiter waren in der Sachbearbeitung der Verwaltung und in den Bereichen IT-Technik, Service, Sekretariatsdienst, Wachschutz/Pförtner oder in Poststellen tätig.
Nur 44 aller Leiharbeiter beim Bund wurden in ein reguläres Arbeitsverhältnis übernommen. Das Ressort mit dem zweithöchsten Anteil war das Bundeswirtschaftsministerium mit 82 Leiharbeitskräften. Einige Ministerien kamen auch gänzlich ohne Leihpersonal aus, wie das Auswärtige Amt oder das Bundesjustizministerium.
Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer verringerte sich von sechs Monaten im Jahr 2009 auf zwei Monate im vergangenen Jahr. Da gleichzeitig die Anzahl der Leiharbeitskräfte zunahm, gebe es „eine zunehmende Prekarisierung und Unsicherheit zu Lasten der Leiharbeitskräfte“, kritisierte die Linksfraktion. In vielen Fällen passten nämlich die Verleihfirmen die Dauer ihres Arbeitsverhältnisses mit der Leihkraft an den Zeitraum des Einsatzes an, so dass die Leiharbeitnehmer danach wieder entlassen würden.
„Der Einsatz von Leiharbeitskräften in der Bundesverwaltung hat sich in den letzten Jahren verstetigt und wird weiter ausgebaut“, erklärte die Linken-Arbeitsmarktexpertin Sabine Zimmermann. Dabei gehe es offensichtlich nicht um die Überbrückung von Arbeitsspitzen, „sondern um den systematischen Ersatz von regulären Stellen durch Leiharbeit“.
In den Jobcentern werden von den Kommunen bislang 258 Leiharbeitskräfte beschäftigt, wie die Grünen unter Berufung auf die Bundesregierung mitteilten. Die Zahl sei damit noch nicht groß, „dennoch muss diese Praxis umgehend gestoppt werden“, erklärte die Bundestagsabgeordnete Beate Müller-Gemmeke. Die Jobcenter hätten die Aufgabe, Menschen in sichere Beschäftigungsverhältnisse zu vermitteln. Es gebe keinen Grund, „bei der eigenen Personalbesetzung von diesem Grundsatz abzuweichen“.
Auch die Bundesregierung müsse „die Rechte der Beschäftigten schützen, eine Zweiklassengesellschaft auf dem Arbeitsmarkt verhindern und vor allem ihrer Vorbildfunktion gerecht werden“, erklärte Müller-Gemmeke.