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Detroit: Eine Stadt steht wieder auf

Von Joseph Szczesny

Detroit > Die Großen Drei investieren wieder: Zusammen mehr als zwei Milliarden Dollar (1,48 Milliarden Euro) wollen General Motors (GM), Ford und Chrysler in ihre Werke in Detroit und Umgebung stecken. Entstehen sollen dadurch in der US-Autostadt insgesamt über 3700 neue Arbeitsplätze. Es ist ein Hoffnungsschimmer für den Bundesstaat Michigan im Norden der USA. Die Arbeitslosenquote dort liegt über zehn Prozent, seit die Zahl der Mitarbeiter der drei Autobauer in den vergangenen fünf Jahren von 230.000 auf derzeit nur noch rund 105.000 schrumpfte.

Noch vor zwei Jahren gab es nur eine Richtung, in die sich die Automobilindustrie von Detroit entwickelte: bergab. Verluste in Milliardenhöhe, die Insolvenzen von GM und Chrysler, der Abbau von Arbeitsplätzen – die Stadt, die als Wiege der US-Autoindustrie galt, schien zusammen mit den drei Branchenriesen GM, Chrysler und Ford unterzugehen. Inzwischen aber melden die Detroiter Autobauer steigende Absatzzahlen, die Krise scheint überwunden. “Die Bilanzen sind bereinigt. Die Sanierung verläuft schneller, als gedacht. Es gibt mehr Geld, als ich es vorhergesehen hatte”, sagt Kristin Dziczek, Expertin am Zentrum für Automobilforschung in Ann Arbor.

Der Autobauer Ford, der am Dienstag einen Gewinn von 1,7 Milliarden Dollar im dritten Quartal verkündete, will 850 Millionen Dollar in seine Werke nahe Detroit investieren, 1200 Jobs sollen dabei entstehen. GM stellt 1600 neue Mitarbeiter ein und investiert 380 Millionen Dollar, unter anderem in die Entwicklung von Elektro- und Hybridautos. Chrysler kündigte an, für eine Milliarde Dollar seine Werke in Sterling Heights, einem Vorort von Detroit, und an der Grenze zu Ohio zu renovieren. Das Werk in Sterling Heights hätte 2009 beinahe geschlossen werden müssen; ab Januar 2011 soll nun eine zweite Mannschaft dort arbeiten, 900 zusätzliche Arbeitsplätze entstehen dabei.

Um diesen Aufschwung erleben zu können, hat der Bundesstaat Michgan große Zugeständnisse gemacht. Mit Steuererleichterungen von 1,3 Milliarden Dollar in den nächsten 20 Jahren überzeugte die Regierung den Autobauer Chrysler, dort zu investieren statt im Nachbarstaat Ohio. Ein weiterer Steuernachlass von 900 Millionen Dollar soll den US-Autobauer davon abhalten, nach Indien, Südafrika, Europa oder Asien abzuwandern. Der Steuererlass für GM ist nicht beziffert, Experten schätzen ihn aber auf die Höhe der angekündigten Investitionen. Gouverneurin Jennifer Granholm rechtfertigt die Steuererleichterungen für die Unternehmen: “Diese historischen Investitionen bedeuten Tausende neuer Jobs für unseren Bundesstaat und die Sicherung vieler Tausend mehr.”

Es sehe aber auch so aus, als ob die drei Großen der Automobilindustrie und die Arbeitergewerkschaft United Auto Workers (UAW) aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt hätten, sagt Van Conway, Präsident der Beratungsfirma Conway MacKenzie, das auf Unternehmenssanierungen spezialisiert ist. So hätten GM und Ford zunächst Milliarden Dollar in die Renten- und Gesundheitsfonds ihrer Mitarbeiter fließen lassen – das erlaube ihnen heute, ihr Geld in neue Produkte zu stecken. “Der Schlüssel ist das Produkt. Und die drei Unternehmen haben von jetzt an Autos, die hinlänglich begeistern.”


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