Nagoya/Berlin > Weltweit haben Umweltschützer die Einigung der UN-Artenschutzkonferenz auf ein 20-Punkte-Programm zur Sicherung der Biodiversität begrüßt. Naturschutzorganisationen nannten das Abkommen am Samstag eine „starke Botschaft“ und einen „ambitionierten Rettungsplan“ für die biologische Vielfalt. Greenpeace verwies aber darauf, dass schon die bisher vereinbarten Schutzziele nicht eingehalten worden seien.
Am Freitagabend hatten sich 193 Staaten im japanischen Nagoya nach schwierigen Verhandlungen auf ein umfassendes Paket zum Erhalt der Artenvielfalt geeinigt. Das Abkommen nennt als Ziel, „wirkungsvolle und dringende“ Maßnahmen zu ergreifen, um bis 2020 den weiteren Verlust der Artenvielfalt zu verhindern und den Erhalt der Ökosysteme sicherzustellen. Zentrale Punkte der Einigung sind die Ausweitung der Naturschutzgebiete auf 17 Prozent des Landes und 10 Prozent der Ozeane. Bisher stehen nur 13 Prozent des Landes und ein Prozent des Meeres unter Schutz, um insbesondere Regenwälder und Korallenriffe zu bewahren. Zudem sollen bis 2020 15 Prozent der beschädigten und bedrohten Ökosysteme wieder hergestellt und Äcker, Wälder und Meere nachhaltig bewirtschaftet werden.
Der Erfolg der Verhandlungen zwischen Industrie- und Entwicklungsländern hatte bis zuletzt von einer Einigung auf ein Protokoll zur gerechten Verteilung der Gewinne aus biologischen Ressourcen abgehangen. Besonders Brasilien hatte seine Zustimmung zu dem 20-Punkte-Plan von der Verabschiedung des sogenannten Access and Benefit (ABS) Protokolls abhängig gemacht. Dieses sieht nun vor, dass Unternehmen für die Nutzung genetischer Ressourcen einen Teil ihrer Gewinne an die Herkunftsländer zurücküberweisen – beispielsweise für die Nutzung von wilden Pflanzen bei der Produktion von Medikamenten und Komestika.
„Diese Vereinbarung bestätigt die grundlegende Notwendigkeit, die Natur als die ureigene Grundlage unserer Wirtschaft und unserer Gesellschaft zu erhalten“, sagte der Chef der Naturschutzorganisation WWF, Jim Leape, zu dem Abkommen. Der Chef der Umweltschutzorganisation Conservation International, Russ Mittermeier, nannte die Konferenz einen „Erfolg und eine bedeutende globale Leistung“.
Der deutsche Naturschutzbund (NABU) sprach von einem „ambitionierten Rettungsplan für die biologische Vielfalt“. NABU-Präsident Olaf Tschimpke lobte Bundesregierung und der EU-Kommission, die sich bis zuletzt für das Abkommen eingesetzt hätten. Auch die Entwicklungsländer hätten sich sehr bewegt.
Die Umweltorganisation BUND hob die geplante Beseitigung von umweltschädlichen Subventionen hervor. „Damit wird der Naturzerstörung mit Hilfe von Steuergeldern endlich ein Ende gesetzt“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger. Er begrüßte auch die Absicht, die Überfischung der Meere und die Überdüngung landwirtschaftlicher Flächen zu beenden.
Kritischere Töne kamen dagegen von Greenpeace. Die Organisation zeigte sich enttäuscht, dass die Staaten nicht ihrer Forderung nach einem Schutz von 20 Prozent der Ozeane gefolgt seien. Auch sei es „beschämend“, dass die in der Vergangenheit gesetzten Artenschutz-Ziele nicht eingehalten worden seien. Kritik und mahnende Worte kamen auch von den Grünen. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der Grünen, Undine Kurth, sagte, das Ergebnis von Nagoya sei zwar besser als befürchtet, doch bleibe es hinter den Zielen zurück, die sich die Weltgemeinschaft für 2010 gesetzt habe.