Düsseldorf > Am Reformationstag (31. Oktober), der in diesem Jahr auf einen Sonntag fällt, ist in mehreren nordrhein-westfälischen Großstädten Einkaufen angesagt. Die Ladenöffnung unter anderem in Düsseldorf, Köln und Bielefeld erregt Unmut bei den evangelischen Kirchen. In der Landeshauptstadt ist es zum öffentlichen Konflikt zwischen Kirche und Stadtverwaltung gekommen. Schon zu Jahresanfang habe die Kirche dringenden Gesprächsbedarf angemeldet, sagte der Düsseldorfer Superintendent Ulrich Lilie gegenüber idea. Das derzeitige Verfahren zur Auswahl der verkaufsoffenen Sonntage sei undurchsichtig; den Ratsmitgliedern würden Stellungnahmen der Kirchen nicht vorgelegt. In diesem Jahr seien 28 Sonntage verkaufsoffen, teils im Stadtzentrum und teils in den Stadtteilen. „Das sind zu viele“, betonte Lilie. Dass die Läden auch am Reformationssonntag öffnen dürfen, habe er vor drei Wochen erfahren und der Stadt seine Empörung mitgeteilt. Der evangelischen Kritik schloss sich der katholische Stadtdechant Rolf Steinhäuser an. Am Reformationstag wird des Thesenanschlags Martin Luthers (1483-1546) am 31. Oktober 1517 in Wittenberg gedacht.
Köln: Schade, aber nicht zu ändern
Als „bedauerlich, doch nicht mehr zu ändern“ bezeichnete der Kölner Stadtsuperintendent Rolf Domning den verkaufsoffenen Reformationssonntag in der Domstadt. Zuvor war die sogenannte „Konsensrunde“ gescheitert, in der Stadt, Wirtschaft, Gewerkschaften und Kirchen über die Planung der verkaufsoffenen Sonntage beraten. Der Kölner Einzelhandelsverband hatte einen vierten verkaufsoffenen Sonntag gefordert, dem die evangelische Kirche nicht zustimmen konnte. Die Termine wurden deshalb nicht einvernehmlich bestimmt, sondern vom Stadtrat festgelegt. Dass der Reformationssonntag betroffen war, erfuhr die evangelische Kirche erst spät.
Kopfschütteln bei der westfälischen Kirche
Nicht nur im Rheinland sondern auch im westfälischen Bielefeld darf am Reformationssonntag eingekauft werden. Für die Liberalisierung des Sonntagsschutzes zahle die Gesellschaft einen hohen Preis, sagte der Theologische Vizepräsident der Evangelischen Kirche von Westfalen, Albert Henz, auf Anfrage von idea. „Darauf, dass die Geschäfte in zahlreichen westfälischen Städten jetzt aber auch noch ausgerechnet an einem Feiertag – am Reformationstag, der dieses Jahr endlich einmal wieder auf einen Sonntag fällt – öffnen wollen, können wir als westfälische Landeskirche nur mit Kopfschütteln reagieren.“
Das Ladenöffnungszeitengesetz von Nordrhein-Westfalen ermöglicht es Städten und Gemeinden, an bis zu vier Sonntagen für fünf Stunden die Ladenöffnung zu gestatten. Dabei sind in den Stadtteilen der Großstädte unterschiedliche verkaufsoffene Sonntage üblich. So sind in Köln in diesem Jahr an 24 Sonntagen in verschiedenen Vierteln die Läden geöffnet. An drei Adventssonntagen, an den Weihnachtstagen, am Oster- und Pfingstsonntag sowie an Allerheiligen, am Ewigkeitssonntag und am Volkstrauertag darf nicht geöffnet werden.