New York > Angesichts des dramatischen Verlusts der Artenvielfalt an Tieren und Pflanzen hat die UNO ein rasches Eingreifen der Staatengemeinschaft gefordert. Am Rande des UN-Gipfels in New York forderte Generalsekretär Ban Ki-Moon am Mittwoch die Staats- und Regierungschefs auf, „ein Bekenntnis zum Stopp des Verlusts an Artenvielfalt“ abzulegen. Die Folgeschäden dieser Entwicklung würden weithin verkannt, kritisierte er.
Nach UN-Angaben haben menschliche Einflüsse wie etwa der Klimawandel das Aussterben von Arten erheblich beschleunigt. Pflanzen- und Tierarten verschwänden durch menschliche Einwirkung inzwischen tausendmal schneller, als dies durch den Prozess der natürlichen Selektion der Fall wäre.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sagte in New York: „Der Verlust an Arten und Lebensräumen hat sich auch im Internationalen Jahr der biologischen Vielfalt in dramatischem Tempo fortgesetzt.“ Der Minister verwies darauf, dass das von den Staats- und Regierungschefs im Jahr 2002 vereinbarte Ziel, den weltweiten Biodiversitätsverlust bis 2010 entscheidend zu verlangsamen, nicht erreicht worden ist. Deshalb brauche die Welt eine „Trendwende, und zwar schnellstmöglich“.
In gut drei Wochen beginnt im japanischen Nagoya die 10. Vertragsstaatenkonferenz des UN-Übereinkommens über die biologische Vielfalt (CBD). Dort soll über ein neues globales Biodiversitätsziel für die kommenden zehn Jahre entschieden werden.
Interne Streitigkeiten unter UN-Mitgliedern haben bislang allerdings die Einrichtung eines Gremiums verhindert, das sich einer Bestandsaufnahme der Artenvielfalt widmen soll. Nach Angaben von UN-Diplomaten gibt es Uneinigkeit in Finanzfragen: Vertreter von armen Ländern fordern von reichen Nationen Hilfszahlungen für den Erhalt der Artenvielfalt.
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso rief in New York zu einer Einigung mit den armen Ländern auf, die „Transparenz und Rechtsicherheit“ garantiere und eine „faire und ausgeglichene Teilung“ der Lasten ermögliche. Brasiliens Umweltministerin Izabella Teixeira forderte in New York eine rasche Einigung. „Wir brauchen eine Vereinbarung in Nagoya“, sagte sie. „Wir müssen das Thema Biodiversität besser erkennbar machen und den politischen Willen aller Länder mobilisieren.“