Von Peter Wütherich
New York > Im Jahr 2000 haben Staats- und Regierungschefs aus aller Welt auf dem Millenniumsgipfel der UNO eine Reihe ehrgeiziger Ziele für die Entwicklung der armen Länder beschlossen, die bis zum Jahr 2015 umgesetzt werden sollen. Von Montag an zieht ein Sondergipfel der UNO in New York eine Zwischenbilanz. Es folgt ein Überblick über die acht Ziele und den bisherigen Stand ihrer Umsetzung:
Armut und Hunger:
Die Zahl der extrem armen Menschen, die von weniger als 1,25 Dollar (knapp ein Euro) am Tag leben, soll bis 2015 halbiert werden, ebenso die Zahl der Hungernden. Die Umsetzung dieser Ziele ist zweifelhaft. Etwa 1,4 Milliarden Menschen weltweit sind immer noch extrem arm, 2010 wird ihre Zahl wegen der globalen Wirtschaftskrise vermutlich sogar um 64 Millionen steigen. 830 Millionen Menschen leiden immer noch Hunger.
Kindersterblichkeit:
Die Sterberate von Kindern unter fünf Jahren soll bis 2015 um zwei Drittel sinken. Hier sieht die UNO Teilerfolge: Starben 1990 noch 100 von 1000 Lebendgeborenen vor dem fünften Lebensjahr, sind es inzwischen nur noch 72 von 1000. Das bedeutet täglich 10.000 weniger Todesfälle von Kleinkindern. Nach derzeitigem Stand könnten aber nur zehn von 67 Ländern mit hoher Kindersterblichkeit bis 2015 das UN-Ziel erreichen.
Mutterschaft:
Die Zahl der Mütter, die während Schwangerschaft oder Geburt sterben, soll bis 2015 um drei Viertel sinken. Bei diesem Ziel sieht die UNO die Gefahr des Scheiterns: Noch immer sterben jährlich hunderttausende Frauen an derartigen Komplikationen, die Zahl hat sich seit 2000 kaum verringert.
Bildung:
Alle Jungen und Mädchen sollen bis 2015 mindestens eine Grundschulausbildung erhalten. Inzwischen gehen 89 Prozent aller Kinder zur Grundschule, im Jahr 2000 waren es nur 83 Prozent. Angesichts des langsamen Fortschritts hält die UNO ein Erreichen des Ziels für unwahrscheinlich. Derzeit gehen immer noch 69 Millionen Kinder im schulpflichtigen Alter nicht in der Schule.
Krankheitsbekämpfung:
Die Ausbreitung von Aids soll gestoppt werden, Krankheiten wie Malaria sollen ausgerottet werden. Hier sieht die UNO Nachholbedarf: Immer noch stecken sich jeden Tag weltweit etwa 7000 Menschen mit dem HI-Virus an. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen sank aber von 3,5 Millionen im Jahr 1996 auf 2,2 Millionen im Jahr 2008. Die Zahl der Infizierten mit Zugang zu HIV-Medikamenten in armen Ländern hat sich binnen fünf Jahren verzehnfacht.
Lebensbedingungen:
Die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser soll bis 2015 halbiert werden. Die UNO hält dieses Ziel für erreichbar: Seit 1990 haben 2,7 Milliarden Menschen zusätzlich Zugang zu sauberem Trinkwasser bekommen. 884 Mio haben ihn derzeit nicht. Weniger gut läuft die Entwicklung bei hygienischen Sanitäranlagen: Derzeit haben 2,6 Milliarden Menschen keinen Zugang dazu, bis 2015 wird diese Zahl nach UN-Schätzungen sogar leicht ansteigen.
Gleichberechtigung:
Die Benachteiligung von Mädchen in der Schule soll bis 2015 beseitigt werden. Hier besteht noch Nachholbedarf: Weltweit kommen auf 100 Grundschüler immer noch nur 96 Grundschülerinnen. Als Erfolg verbucht es die UNO, dass der Anteil der weiblichen Parlamentsabgeordneten von 1990 bis 2010 von elf auf 19 Prozent gestiegen ist.
Globale Entwicklungspartnerschaft:
Die Exporte aus armen Ländern in Industrieländer nehmen laut UNO stark zu, der Verschuldungsgrad armer Länder sinkt. Allerdings sind die reichen Länder noch weit vom UN-Ziel entfernt, 0,7 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für die Entwicklungshilfe zu geben; derzeit liegt die Quote bei 0,31 Prozent.
Die offizielle Website zu den UN Millennium Development Goals:
http://www.un.org/millenniumgoals/