Berlin > Der Chef der Verbraucherorganisation Foodwatch, Thilo Bode, hat Verbraucherschutzministerin Ilse Aigner (CSU) Versagen beim Schutz der Konsumenten vorgeworfen. Besonders im Bereich der Nahrungsmittelindustrie wolle die Politik „nichts mehr gegen die Industrie entscheiden“, kritisierte Bode im Interview mit dem Magazin „Spiegel“ laut einer am Sonntag vorab veröffentlichten Meldung. Ein Beispiel dafür sei die Ampelkennzeichnung auf Lebensmitteln gewesen, für die Foodwatch gemeinsam mit Krankenkassen, Kinderärzten und Sozialverbänden eingetreten sei. Die Industrie habe „eine Milliarde Euro für den Lobby-Kampf gegen die Ampel ausgegeben“ und habe in Brüssel „letztlich auch die Gesetze mitformulieren“ können.
Der Verbraucherschutzministerin warf Bode vor, sie fülle „ihre Rolle als Dienstleisterin der Nahrungsmittelindustrie ziemlich perfekt aus“. Der Lebensmittelbuchkommission, einem von Aigners Ministerium berufenem Gremium, das Bezeichnungen für Lebensmittel regelt, warf Bode „offizielle Verbrauchertäuschung“ vor. „Kein Mensch versteht, warum Brot nicht gebacken werden muss und ein aus Fleischresten zusammengeklebtes Produkt sich Schinken nennen darf.“ Statt den „Essensfälschern“ der Industrie Schranken aufzuzeigen, setze die Politik nicht nur auf wirkungslose Selbstverpflichtungen, sondern gründe mit der Branche sogar gemeinsame Organisationen wie die „Plattform Ernährung und Bewegung“.