Schwäbisch Gmünd > Zu der aktuellen Diskussion über die Zukunft der Profession blickt Dr. Michael Berger (Systain Consulting) auf Erfahrungen mit dem Thema “Umweltbeauftragte” zurück:
Verlieren CSR-Experten an Bedeutung? “Ich wünsche mir, dass es so ist, wiewohl mir fehlt der Glaube. Und auch die Hoffnung. Zumindest wenn wir über einen Zeitraum der nächsten fünf bis zehn Jahre reden. Nur zwei Gründe dafür:
Vor etwa zehn Jahren zog ich, wie viele andere in der Szene auch, in Umweltmanagementprojekte. Unser Ziel war, den “Umweltbeauftragten” abzuschaffen. So genannt haben wir ihn sowieso schon nicht mehr, wir haben ihn schon zum “Koordinator” umtituliert. Umwelt geht alle an und sollte so weit als möglich ins Tagesgeschäft integriert werden. Wie sieht es heute damit aus? Wohl bei nur ganz wenigen Unternehmen – wenn überhaupt – mag es so gekommen sein. Selbst Unternehmen mit einem hohen Reifegrad im Umweltmanagement haben in der Regel ihren Umweltverantwortlichen. Das Umweltbewusstsein mag vielfach zugenommen haben. So selbstverständlich vollständig in die Linie integriert, dass die entsprechende Fachperson an Bedeutung verliert, wird das Thema seltenst sein. Dem “warum” hier nachzugehen, könnte spannend sein. Möglicherweise mal eine andere Geschichte, die andersmal erzähl werden muss. Der erste Grund war schnöde Empirie und Historie, daher mit Vorsicht zu genießen. Vielleicht ist bei CSR alles anders.
Der zweite Grund ist tief greifender. Und könnte mit zur “anderen Geschichte” der Ursachenanalyse beim ersten Grund zählen. Die Ausbildung der zukünftigen Beschäftigten von Unternehmen ist immer noch nicht so aufgestellt, dass CSR bzw. eine breite gesellschaftliche Verantwortung zum Grundbestandteil der Berufsbilder werden. Seit 2001 unterrichte ich an der TU München im Masterprogramm “Sustainable Resource Management”. Seit dieser Zeit hat sich – zumindest im Hinblick auf die Hochschulausbildung – zum Glück sehr viel getan. Es gibt zunehmend Institutionen und Programme an Hochschulen, die CSR aufgreifen. Diese Veränderung könnte vielleicht auch ein Grund sein, dass es doch anders läuft als beim Umweltmanagement. Gleichzeitig wurde hier aber eine Entwicklung in Gang gesetzt, die über mehrere Generationen von Auszubildenden hinweg die thesenhaft postulierte Integration ins Alltagsgeschäft schwieriger macht. Es bilden sich wieder funktionale Fachinstitutionen, die für CSR-Lehre zuständig sind. Und bis das Thema von dort in integrativer Weise in der Linie im Berufsalltag ankommt – das kann dauern.
Vermutlich kann man noch eine ganze Reihe anderer Gründe ausmachen. George Carlin lässt auch hier grüßen (der passt fast immer). In jedem Fall eine spannende Diskussion.”