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Was sagen Sie, Herr Schaller: Mussten die Loveparade-Veranstalter jetzt einen Hilfsfonds ankündigen?

Als Veranstalter der Loveparade stehen Sie unter einem enormen Druck. Öffentlichkeit und Medien suchen den oder die Schuldigen. Die Genehmigungsbehörden, die Polizei, die Veranstalter – das Rad dreht sich täglich. Und jetzt starten in den Social Media auch noch Boykottaufrufe gegen Ihre Fitness-Kette McFit. Was da passiert, ist lange nicht fair. Es ist emotional, es ist die Suche nach einer einfachen Antwort auf ein unfassbares Geschehen.

Gestern erlebten Sie eine Pressekonferenz des NRW-Innenministers, der die Verantwortung für die Toten von Duisburg bei Ihnen ablud. Gestern ließen Sie mitteilen, dass Sie zur Aufklärung der Ereignisse am alten Güterbahnhof so gut wie möglich mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten. Und gestern kündigten Sie an, einen Hilfsfonds für die Angehörigen der Opfer zu gründen.

Das verstehe ich nicht, Herr Schaller:

Wenn Sie optimal mit der Staatsanwaltschaft zusammenarbeiten, erfüllen Sie ihre menschliche Pflicht. Wenn Sie den Trauernden Ihr tiefstes Mitgefühl aussprechen, ist das menschlich und anständig. Wenn Sie heute eine Hilfsaktion für die Hinterbliebenen ankündigen, dann ist das mehr als das gesetzlich oder moralisch Gebotene. Aber: Warum reden Sie heute darüber?

In dieser Situation der Verantwortungs-hin-und-her-Schieberei steht Ihr Entschluss doch sofort im Verdacht, dem Reinwaschen der eigenen Weste zu dienen. Vor allem wenn Sie dies in derselben Presseerklärung mitteilen, in der Sie auch auf die Fragen nach den Ursachen der Katastrophe eingehen. Es gibt Gutes, das ein Unternehmen unbedingt tun sollte – ohne darüber zu reden. Ihr Hilfsfonds gibt dafür ein ausgezeichnetes Beispiel.

Allerdings sind wir auch als Öffentlichkeit noch ziemlich hilflos in unserer Reaktion. Der Boykottaufruf gegen Ihre Fitness-Kette weist in die falsche Richtung; die Tätigkeit dieses Unternehmens lässt sich zu den Ereignissen in Duisburg in keinen sinnvollen Zusammenhang bringen. Vielleicht sollten wir für die Zukunft mehr Transparenz und Öffentlichkeit für die Sicherheitskonzepte unserer Großveranstaltungen fordern – von allen: Veranstaltern, Behörden und der Polizei.

Und vielleicht können Sie sich mit den anderen Beteiligten am Zustandekommen der Duisburger Loveparade zusammensetzen und vereinbaren: Wir hören auf damit, in der Öffentlichkeit täglich neu die Verantwortung weiterzureichen. Kein potentieller Verantwortungsträger ist glaubwürdig, wenn er das tut. Die Ursachenforschung können wir der Staatsanwaltschaft und den Gerichten überlassen, die sind neutral.

Was sagen Sie, Herr Schaller?


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