Berlin > Über 25 Prozent der Deutschen wollen künftig bei ihrer Urlaubsbuchung darauf achten, dass bestimmte Umweltstandards berücksichtigt werden. Das hatte eine Sonderfrage des WWF in der Reiseanalyse 2009 ergeben. In diesem Jahr wollte der WWF nun wissen, inwieweit Reiseveranstalter diesem Bedürfnis entsprechen und zur Nachhaltigkeit von Reiseprodukten informieren. Von 80 in einer Umfrage erfassten Reiseveranstaltern sieht der WWF nur 7 auf einem guten, verbraucherfreundlichen Weg im Hinblick auf die Offenlegung ihrer Umweltinformationen. “Umweltorientierte Verbraucher brauchen oft viel detektivischen Spürsinn und Eigeninitiative für die Urlaubssuche, dabei liegen die entsprechenden Informationen den Veranstaltern oft vor”, klagte Martina Kohl, Tourismusexpertin beim WWF.
Das Ranking
Im Februar und März 2010 hatte die Naturschutzorganisation die 62 umsatzstärksten deutschen Reiseveranstalter sowie 18 stichprobenartig ausgewählte kleine Reiseveranstalter angeschrieben und nach der Transparenz von Umweltinformationen zu Reiseprodukten und zum Umweltengagement des Unternehmens befragt. In dem daraus erstellten Ranking erreichten die Plätze 1 bis 6 das a&e Reiseteam (Hamburg), Neue Wege (Euskirchen), One World (Dortmund), aventoura (Freiburg), Urlaub & Natur (Karlsruhe), die TUI (Hannover)und Rucksack Reisen (Münster).
Umweltinformationen im Detail
Die Hälfte der Veranstalter beschäftigt einen Umweltbeauftragten, 35 Prozent verfügen über spezielle umweltfreundliche Produktlinien. Ebenfalls 35 Prozent erstellen einen Umwelt- oder Nachhaltigkeitsbericht und orientieren diesen an international anerkannten Standards wie denen der Global Reporting Initiative (GRI) oder von TourCert. Weitere 22 Prozent halten einen Umweltbericht nach eigenen Standards vor. Ausgeprägt sind Kooperationen: 61 Prozent der Reiseveranstalter engagieren sich in nachhaltigkeitsorientierten Zusammenschlüssen wie im forum anders reisen, bei Travelife, der Tour Operators’ Initiative (TOI) oder Futouris. 57 Prozent kooperieren mit Umwelt- oder gemeinnützigen Verbänden oder unterstützen diese. Ein Schwachpunkt: Umweltmanagementpläne oder Umweltbetriebsprüfungssysteme etwa im Rahmen von ISO 14001 oder EMAS implementieren bisher nur 9 % der befragten Veranstalter.
Reisende sollen fragen
Der WWF ermutigt Verbraucher, den Reiseanbietern umweltrelevante Fragen zu stellen. Nach einer nachhaltigen Müll- und Abwasserentsorgung ebenso wie nach sozialen oder ökologischen Besonderheiten im Gastland und den dafür geltenden Verhaltenskodizes. „Die Nachfrage nach umweltfreundlichen Reisen wächst. Wenn sich die Verbraucher bei den Touristikunternehmen Gehör verschaffen, werden die Anbieter auch Licht in den Dschungel der Angebote bringen“, ist WWF Expertin Kohl überzeugt.