Berlin > Bei einem Fabrikbrand in Gazipur vor den Toren Dhakas in Bangladesch fanden am Abend des 25. Februars 21 Arbeiter im Alter zwischen 26 und 44 Jahren den Tod. Ein Kurzschluss hatte den Brand im ersten Stock des siebenstöckigen Gebäudes der GARIB & GARIB CO. LTD. ausgelöst. Etwa 50 Menschen wurden verletzt. In ersten Berichten der örtlichen Presse wird das Fabrikmanagement für die Katastrophe verantwortlich gemacht: Nicht genehmigte Konstruktionen in der sechsten Etage des Gebäudes hätten den Abzug giftiger Dämpfe verhindert und so zu der hohen Opferzahl geführt. Zudem sei die Belegschaft nicht in der Benutzung der Feuerlöscher unterrichtet gewesen. Die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) startete gestern eine Kampagne gegen das schwedische Modeunternehmen H&M, das in dieser Fabrik fertigen lies. Hochentzündliche Materialien seien falsch gelagert gewesen und Notausgänge blockiert, heißt es bei der CCC. H&M trage durch schlampige Kontrollen eine Mitschuld an dem Geschehen. GARIB & GARIB führt in der Liste seiner aktuellen Kunden unter anderen neben H&M auch Otto und Pimkie auf.
Ingrid Schullström, CSR-Managerin von H&M, zeigte sich schockiert über den Vorfall. Im Kapitel „Arbeitssicherheit“ sei der Code of Conduct ihres Unternehmens besonders ausführlich und stelle hohe Anforderungen an den Brandschutz, schreibt sie in ihrem Blog auf der Unternehmenswebsite. Dies habe dazu geführt, dass die Zulieferer von H&M aus unsicheren und engen Produktionsstätten in viel geeignetere Industriekomplexe umgezogen seien. Auf den Brandschutz werde bei der Auditierung der Zulieferer besonders geachtet.
Etwa 800 Zulieferer mit 2.700 Produktionsstäten sind in Asien und Europa für H&M tätig. 60 Auditoren überwachen die Einhaltung des H&M Code of Conduct, heißt es im Nachhaltigkeitsbericht 2008. Das bei den Audits verwendete Full Audit Programme (FAP) erfasst ausdrücklich den Brandschutz als ein für die Zulassung des Lieferanten kritisches Thema. Für ein Full Audit werden laut Nachhaltigkeitsbericht bis zu sechs Tage eingeplant. In Bangladesch hat es sich H&M im Rahmen seiner CSR-Aktivitäten zum Ziel gesetzt, Arbeiter und Unternehmenslenker zum Thema Arbeiterrechte zu informieren. Dazu wurden gemeinsam mit lokalen NGOs fünf Kurzfilme produziert und in den Zulieferbetrieben vorgeführt. Auch bei der Aufarbeitung der Brandursachen und -folgen will H&M mit Gewerkschaften und Arbeitervertretern zusammenarbeiten.
Für Julia Thimm von der Kampagne für Saubere Kleidung wird sich jetzt im Umgang mit der Brandkatastrophe zeigen, wie ernst es H&M mit seiner Corporate Social Responsibility nimmt. Audits reichen für die Überprüfung der Arbeitssicherheit nicht aus, ist Thimm überzeugt. Erforderlich sei vielmehr eine engere Zusammenarbeit mit den Gewerkschaften, insbesondere der National Garnment Worker Federation (NGWF). Seit dem Brand ist die Fabrik geschlossen. Die etwa 3.500 Beschäftigten hätten für Februar ihren Lohn erhalten und bangten nun um den Lohn für März. Die den Familien angebotene Entschädigung von 300.000 Thaka (etwa 2.780 EUR) reiche nicht aus. Die CCC Schweden fordert am Hauptsitz von H&M und vor Ort in Bangladesch eine Entschädigung in Höhe von 500.000 Thaka für die Familien der Opfer, eine langfristige Hilfe für die Verletzten und Maßnahmen, die ein ähnliches Geschehen in der Zukunft verhindern. Diese langfristige Perspektive sei H&M bei seinen CSR-Maßnahmen besonders wichtig, betont Schullström. Und das Unternehmen arbeite ständig an einer Verbesserung seiner CSR-Programme.
Die Untersuchungen zur Brandursache in Gazipur dauern an. Fest steht, dass der Verpflichtung von Zulieferbetrieben der Textilindustrie auf die Einhaltung von Brandschutzbestimmungen und deren effektive Kontrolle eine hohe Bedeutung zukommt.
Die Website der GARIB & GARIB CO. LTD. belegt anschaulich, wie sich das Unternehmen selbst sieht:
http://garibngarib.com