Berlin > Machen unterschiedlich gewachsene Wirtschafts-, Hochschul- und Lehrkulturen einen Unterschied für die Lehre von Unternehmens- und Wirtschaftsethik? Forschende und Lehrende aus Polen, Kanada und Deutschland machen sich gemeinsam auf die Suche.
Am 29. und 30. Januar 2010 arbeiteten Unternehmens- und WirtschaftsethikerInnen in einem Workshop in Berlin gemeinsam zu Fragen kultureller Einbettung von Ethics Education und zu Möglichkeiten von Forschungs- und Lehrkooperationen.
Nach dem ersten Ethics Education Workshop im Juli 2008 in Berlin und dem zweiten Workshop zu Ethics Education in München, trafen sich dieses Mal Unternehmens- und WirtschaftsethikerInnen aus Polen, Kanada und Deutschland zu einem Workshop, der seinen Namen verdiente, denn zu den aufgeworfenen Fragen gibt es bisher nur wenig Wissen: Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede der unternehmens und wirtschaftsethischen Bildung an Hochschulen gibt es vor dem Hintergrund unterschiedlich gewachsener Wirtschafts-, Hochschul- und Lehrkulturen? In welcher Form können neue Räume für einen gegenseitigen Wissensaustausch und Forschungs- und Lehrkooperationen kreiert werden?
Zu Beginn lernten sich die TeilnehmerInnen in einem World-Café kennen. Sie sprachen u.a. über die Rolle von Kultur für die Wirtschaftspraxis, tauschten sich über ihre jeweiligen Forschungs- und Lehrschwerpunkte aus und formulierten ihre Erwartungen an den Workshop.
Daraufhin präsentierten die TeilnehmerInnen aus Polen, Kanada und Deutschland im ersten Themenblock zur kulturellen Einbettung der Unternehmens und Wirtschaftsethik (UWE) die jeweiligen Schwerpunkte in der Beschäftigung mit UWE in den jeweiligen Ländern. Thematisiert wurden der Einfluss historisch gewachsener Wirtschaftskulturen und von aktuellen wirtschaftlichen, politischen und allgemein gesellschaftlichen Rahmenbedingungen.
Die Beiträge der ersten Runde erhellten die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in Bezug auf die UWE in einem multikulturellen, wirtschaftlich von natürlichen Ressourcen stark abhängigen Kanada, einem von der kommunistischen Vergangenheit geprägten und Schocktherapie-artig zu einer Marktwirtschaft gewandelten Polen und einem von der Idee der sozialen Marktwirtschaft geprägten und für seine Theorielastigkeit ‚berühmten‘ Deutschland.
Nachdem dieser erste Teil einen ersten Einblick in die vorherrschenden Verständnisse zu UWE in den jeweiligen Ländern gab, setzten die TeilnehmerInnen am Samstag im zweiten Themenblock den Fokus auf die konkrete Relevanz von UWE für ihre Lehre und Forschung. Vorgestellt und diskutiert wurden zum einen inhaltliche Schwerpunktsetzungen in Lehre und Forschung. Zum anderen spielten hierbei auch praktische Umsetzungsfragen eine Rolle, die sowohl Lehrmethoden als auch Fragen des „UWE-Lobbyings“ an der eigenen Fakultät, bei Studierenden oder Unternehmensvertretern und anderen Stakeholdern gegenüber betrafen.
Nachdem die ersten beiden Diskussionsrunden die Tätigkeitsfelder und deren Hintergründe grob abgesteckt hatten, konnte die Suche nach Wünschen und Möglichkeiten weiterer, gemeinsamer Zusammenarbeit beginnen. In einer Abschlussdiskussion wurden zunächst die im Workshop gesammelten Eindrücke und Erfahrungen zusammengetragen. Dabei zeigte sich eine Fülle verschiedenster Themenschwerpunkte und Fragestellungen auf, welche intensiverer Beschäftigung bedürfen. Es kristallisierte sich heraus, dass alle Beteiligten weiterhin gemeinsam am Ziel des Mainstreamings von UWE an Hochschulen in Polen, Kanada und Deutschland arbeiten und sich zu einem weiteren Workshop dieses Jahr treffen möchten. Neben der Fülle an Unerforschtem einigte man sich auf erste Themenschwerpunkte, die als Input für den nächsten Workshop von kleinen, trinational zusammengesetzten Forscherteams bearbeitet werden. Dazu gehören das Verständnis von CSR bzw. Business Ethics in den jeweiligen Ländern, die Art und Weise der dortigen Institutionalisierung von UWE und auch konkretere Untersuchungen der Lehrinhalte.
Organisiert wurde der Workshop von Thomas Beschorner (Universität Montréal und Universität Oldenburg), Michaela Haase (Freie Universität Berlin) und Sabine Mirkovic (Europa-Universität Viadrina), finanziell gefördert durch die Universität Montreal und den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD).
Für Fragen zum Workshop oder bei Interesse einer Mitarbeit stehen Ihnen Thomas Beschorner (thomas.beschorner@umontreal.ca), Michaela Haase (michaela.haase@fu-berlin.de) und Sabine Mirkovic (mirkovic@euv-frankfurt-o.de) gerne zur Verfügung.