Hamburg > “Noch keine Generation von Entscheidern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft hat vor einer so großen Verantwortung gestanden, die Chancen künftiger Generationen zu bewahren oder zu verspielen”, betonte Dr. Michael Otto, Gründer und Kurator der Michael Otto Stiftung, heute bei der Eröffnung der Hamburger Gespräche für Naturschutz. Die Dialogveranstaltung steht unter dem Thema “Natur frei Haus – ein Symposium über den riskanten Umgang mit dem Marktfaktor Natur”.
An Wissen über das dramatische Artensterben und seine Folgen fehle es nicht, so Otto. Auch die richtigen Ideen zum Erhalt der Natur seien vorhanden. “Liegt es womöglich daran, dass es ‘Natur frei Haus’ gibt und das sie uns deshalb – ganz im Sinne des alten Mottos ‘Was nichts kostet, das ist auch nichts’ – wertlos erscheint?”, fragte Otto.
Dass sich die Wirtschaftswissenschaften verstärkt dem Umgang mit öffentlichen Gütern zuwenden, bezeichnete Otto als ermutigendes Zeichen. Auch in den Unternehmen sei das Interesse an dem Thema “Biodiversität” erwacht. Otto ist Aufsichtsratsvorsitzender des Hamburger Handels- und Dienstleistungsunternehmens Otto. Gemeinsam mit 40 anderen Unternehmen ist die Otto Group Mitglied in der vom Bundesumweltministerium ins Leben gerufenen Initiative “Biodiversity in Good Company”. Die Mitgliedsunternehmen verpflichten sich in eine Leardership Erklärung zur nachhaltigen Nutzung von Biodiversität und veröffentlichen Best Practice Beispiele dazu.
Wie sehr die Wende zu einem nachhaltigen Umgang mit der Natur drängt, verdeutlichte der Biologe Prof. em. Dr. Michael Succow, Leiter der Michael Succow Stiftung zum Schutz der Natur: In den vier Bereichen Phosphorbelastung, Versauerung der Meere, Veränderung der Vegetationsdecke und Wassernutzung bewege sich die Menschheit derzeit auf ihre Grenzen zu. Ein Drittel der der Wirbeltiere sei in diesem Jahrhundert vom Aussterben bedroht. Bei der Umwandlung on Wälder und natürlichem Grasland in Ackerstandorte sei das verfügbare Flächenpotential nahezu ausgeschöpft. Die noch unangetasteten Naturräume der Erde – vielleicht 15 Prozent – müssten nun unangetastet bleiben. Und der Erhalt von Stammlebensräumen – unsere Laubwälder und die darin eingebundenen Moore, Flussläufe und Küsten – sei in der Naturschutzpolitik Vorrang zu geben.
“Es kann nicht sein, dass die Leistungen der Natur keinen Preis haben”, so Succow. Die Wertediskussion müsse auf ein neues Niveau gehoben werden und der Schutz der Natur darin einen neuen Stellenwert erhalten.
Foto: Prof. Michael Succow (CSR NEWS)