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Nachhaltiges Investment: Schwarze Schafe brauchen Therapie

Oestrich-Winkel > „Schwarze Schafe brauchen nicht nur Ankläger, sondern auch Anreize und Therapien. Nachhaltiges Investment ist eine vielversprechende Therapie und ein ganz guter Anreiz“, betont der Direktor des Sustainable Business Institute (SBI), Dr. Paschen von Flotow, im Zusammenhang mit der Kritik an dieser Form des Investments. In den letzten Tagen waren verstärkt Zweifel an der Nachhaltigkeit des Nachhaltigen Investments laut geworden. So schreibt Christian Kemper in der Online-Ausgabe des Handelsblatts am 19. August: „Nur wenige der Produkte können mit einer ökologisch, moralisch und ethisch einwandfreien Aktienauswahl überzeugen. Ein Großteil der in Deutschland vertriebenen Fonds und Zertifikate setzt lediglich auf die besten unter vielen schlechten Aktien: Das sogenannte Best-in-Class-Prinzip dominiert die Anlagekategorie und führt Investoren in die Irre.“ Bei der Best-in-Class-Auswahl gebe es keine Ausschlusskriterien. „Selbst Rüstungskonzerne und Tabakhersteller werden so zu nachhaltigen Unternehmen, weil ihre Geschäfte nur etwas weniger unmoralisch sind als die ihrer Branchenkonkurrenten“, so Kemper.

Nur bedingt nachvollziehen kann Dr. Axel Klein von der akzente kommunikation und beratung gmbh die Kritik am „Best-in-class“-Ansatz. „Natürlich sind die Kriterien bei eng ausgelegten Fonds strenger. Aber wenn mir als Anleger Nachhaltigkeit wichtig ist und ich vor der Wahl stehe, in ein kleines Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien zu investieren oder in ein Automobilunternehmen, das Umweltanstrengungen unternimmt, dann ist doch der Hebel für eine nachhaltige Entwicklung bei dem Automobilunternehmen viel größer“, so Klein. „Im Übrigen ist eine möglichst große Vielfalt für Anleger nur zu begrüßen. Wenn ich auf bewährte Blue Chips vertraue und dann nach dem Best-in-class-Prinzip Einfluss nehmen kann, ist es doch besser, als wenn ich diese Wahl nicht hätte. Es muss also viele Anlageformen geben, ebenso wie es unterschiedliche Anlegerinteressen gibt. Besser wäre es, die vielen nicht-nachhaltigen Geldanlageformen zu kritisieren als die, die sich bemühen.“

Der Markt für das Nachhaltige Investment ist indes vielseitig: Insgesamt 301 nachhaltige Fonds waren zum 30.06.2009 in Deutschland, Österreich und Schweiz zum Publikumsvertrieb zugelassen und zu diesem Stichtag mit ca. 25,5 Mrd. Euro investiert, berichtet das SBI. Danach sind im ersten Halbjahr dieses Jahres 13 Fonds mit einem Volumen von ca. 140 Mio. Euro neu aufgelegt worden. Gegenüber Ende 2008 sind darüber hinaus weitere 22 Fonds mit einem Volumen von ca. 2,4 Mrd. Euro hinzugekommen, die entweder bereits in anderen Ländern zugelassen waren oder neu Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigen. Auf der anderen Seite wurden seit Jahresbeginn fünf Aktien-, zwei Renten- und ein Mischfonds geschlossen oder mit anderen Fonds zusammengelegt.

Die Performance der 181 Aktienfonds mit einem Volumen von 17,57 Mrd. Euro lag zwischen ca. plus 53 % und ca. minus 7%. Diesen Fonds weisen eine große Bandbreite zwischen breit aufgestellten internationalen Fonds und auch spezialisierten Fonds mit regionalem Fokus sowie Technologie- und Themenfonds auf. Die Performance der vor 2009 aufgelegten Rentenfonds lag im gleichen Zeitraum zwischen ca. plus 20 % und ca. minus 5 %. 4,13 Mrd. Euro waren in 42 Rentenfonds investiert.

Weitere Informationen im Internet:
www.nachhaltiges-investment.org


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