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Frankfurter MedienMittwoch: Perspektiven für stürmische Zeiten

Frankfurt a.M. > Willkommen in der Krise! Trendforscher Klaus Kofler sprach vorgestern auf dem Frankfurter MedienMittwoch von Chancen für diejenigen, die die Zeichen der Zeit erkennen und nachhaltig handeln. „Aufbruch 2009: Der Wandel geschieht – Perspektiven für stürmische Zeiten“, so das Motto und der Vortragstitel der diesjährigen Auftaktveranstaltung. Knapp 350 Gäste zählte dieser Abend der monatlichen Vortrags- und Podiumsreihe für Medienschaffende im Rhein Main Gebiet. Hauptsponsor und Gastgeber war erstmals die Werbeagentur Leo Burnett.

Klaus Kofler, Gründer der Innovations- und Zukunftsforschung Trends & Wege, erklärte in seiner Einführung: „Die bestehende Krisensituation ist mit Geld allein nicht zu lösen“. Die Konjunkturpakete der Finanz- und Automobilbranche seien nur Symptombehandlungen. Notwendig jedoch wären innovative Systeme der Ursachenbehebung, unter anderem durch Open Innovations. Innovatoren setzen sich dabei über gewohnte Innovationswege hinaus mit „anderen Ideen“ auseinander. Sie integrieren beispielsweise Kunden, Mitarbeiter und weitere Stakeholder in Unternehmensentwicklungen, öffnen das Unternehmen also für externe Vorschläge und lassen Meinungen, aber auch Kommentare zu. Das Web 2.0 hat für diese Entwicklungsform neue Möglichkeiten in Kraft gesetzt, die beispielsweise vom Computerunternehmen Dell oder auch der Nachrichtenkonzern BBC in seinem Blog Backstage BBC intensiv genutzt werden.

Die heutige Wissensgesellschaft müsse lernen, Neues hinzu zu lernen, um aus der bestehenden Krise zu profitieren, so Kofler. Es werde aber nicht generell und umgehend nachhaltig gehandelt, weil mangelnder Weitblick und Wahrnehmungsdefizit die Handlungs- und Problemlösungsfähigkeiten begrenzt würden. Heute geforderte Flexibilität und das hohe Arbeitstempo gingen zu Lasten der Wahrnehmung, denn in schnelllebig getakteten Zeiten könne man sich nur auf das Gegenwärtige konzentrieren. Es entstehe ein Tunnelblick, der Entscheidungen nur in begrenztem Rahmen innovativ erscheinen lasse. Mit anderen Worten: Warum wird beispielsweise innerhalb des Versuchs der Problemlösung für die Wirtschaft keine neue Art des Wirtschaftens erwogen? Insbesondere in Deutschland mangele es an der Akzeptanz für Fehler, einer Kultur des Scheiterns.

Kofler empfiehlt als zukünftige globale Leitwährung das System der Open Innovations, dessen Kernelemente Wissen und Lehre, Menschen sowie Netzwerke sind. Dafür müsse der Zwang zur Kontrolle minimiert werden: Durch Loslassen könne mehr bewegt werden. „Neues Denken braucht Vertrauen, Mut und Verantwortung sowie ein faires Miteinander im Kontext globaler Transparenz“, schloss Kofler seinen Vortrag; denn Nachhaltigkeit werde zukünftig zu einem enormen Wirtschaftsfaktor.

Die Resonanz der Zuhörer in der ehemaligen, 1990 durch Umbau erhaltenen Fabrikhalle der Torpedo-Werke (Hersteller für Zweiräder und Schreibmaschinen) war gespalten. Die Gespräche reichten von motivierter Zustimmung über „Nichts Neues“ bis hin zu Kritik und Unverständnis. Trotz der Thematik stand die Unternehmensverantwortung an diesem Abend leider nicht zur Debatte. Peter Roos, Geschäftsführer von Leo Burnett, erklärte im Interview mit CSR News: Unternehmensverantwortung sei nichts Neues in mittelständischen Firmen. „Heute müssen wir aber umstellen von unbewusstem auf bewusstes Handeln und Konsumieren.“ Vielleicht ist dies ein guter Spiegel für das reale wirtschafts- und gesellschaftspolitische System, in dem bisher nur wenige Unternehmen tatsächlich als Vorreiter Transparenz und Innovationen durch CSR transportieren.

Foto: Gäste des MedienMittwochs im Atrium der Leo Burnett GmbH (Christine Fehrenbach)


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