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Die Globalisierung beißt überall – Landessynode der Rheinischen Evangelischen Kirche diskutiert über gerechte Weltwirtschaft

Bad Neuenahr > Die Globalisierung ist das Hauptthema der Landessynode der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR). Das oberste Entscheidungsgremium der Kirche tagt vom 6. bis 11. Januar in Bad Neuenahr. Gestern sprach der ehemalige Generalsekretär des Ökumenischen Rats der Kirchen (ÖRK), Prof. Dr. Konrad Raiser, zu den Delegierten. „Die Globalisierung wird erfahren als eine das Leben der einfachen Menschen verachtende Macht- und Herrschaftsstruktur“, so der Theologe in Bezug auf die Situation der Mehrheit der Weltbevölkerung – insbesondere auf der südlichen Hemisphäre. Eine zu absoluter Gültigkeit erhobene Logik des grenzenlosen Marktes müsse mit dem Lebensrecht der Armen in Konflikt geraten. Die Ausübung wirtschaftlicher Macht habe sich an dem Maßstab zu orientieren, ob sie der Lebensfähigkeit und dem Gemeinwohl der Gemeinschaft diene. Die Umsetzung der Millenium-Entwicklungsziele beurteilt Raiser skeptisch: „Die bisher dafür eingesetzten Instrumente sind kaum geeignet, das Ziel einer Halbierung der absoluten Armut weltweit bis zum Jahr 2015 zu erreichen“.

„Die Globalisierung beißt überall“, sagt Oberkirchenrat Wilfried Neusel. Der Ökumene-Chef der rheinischen Kirche warnt zugleich davor, sich als Landeskirche politisch zu isolieren. Den Synodalen liegt ein Papier mit dem Titel „Wirtschaften für das Leben – Stellungnahme zur Wirtschaftlichen Globalisierung und ihren Herausforderungen für die Kirchen“ vor. Es beschreibt die verschiedenen theologisch-ethischen Positionen zur Globalisierung und empfiehlt, sie miteinander ins Gespräch zu bringen. Die Auseinandersetzung mit der Globalisierung und ihren Folgen solle in der kirchlichen Arbeit „hohe Priorität“ haben, heißt es in einem Beschlussentwurf dazu. Vorgeschlagen wird, an mehreren Unterthemen weiter zu arbeiten: Arbeit, ethische Geldanlage, Frieden, Entwicklung und Sicherheit, Landwirtschaft, Klimawandel, Konsum und Migration. Zwei grundlegend verschiedene Positionen stehen sich gegenüber: Die „Bekenntnisposition“ sucht Alternativen zur globalen Wirtschaftsordnung wie beispielsweise Tauschringe oder spezielle Kreditsysteme. Die andere Position ruft zur Mitgestaltung der Globalisierung auf – unter dem Maßstab der Menschenrechte.

Jedenfalls dominiert in dem Arbeitspapier eine skeptische Bewertung der Globalisierung. So heißt es zu den Grenzen des Marktes: „Rohstofflieferanten sind häufig Entwicklungsländer, die über keine eigene Industrie verfügen und nur über den Export von Rohstoffen Erlöse erwirtschaften können. Da sie über keine Finanzreserven verfügen, überlassen sie die Ausbeutung von Bodenschätzen zwangsläufig meist ausländischen Investoren, die kein Interesse an der sozialen Entwicklung ihrer Gastländer haben.“ Als Thema für den Dialog mit der Wirtschaft wird unter anderem vorgeschlagen: „Corporate Social Responsibility – Feigenblatt oder gelebte Verantwortung?“ Zugleich erinnert das Papier Diakonische Werke, Krankenhäuser, Altenpflegeeinrichtungen und Schulen daran, auch selbst bei der eigenen Supply Chain verantwortlich im Sinne des CSR-Ansatzes zu handeln.

Weitere Infos im Internet:
www.ekir.de/landessynode

Foto: Prof. Dr. Konrad Raiser (EKiR)


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