Heidelberg > Wohin steuert der gesellschaftliche Wandel im neuen Jahr? Persönliche Freiheit, Auswahl und Emanzipation hatten wir genug; Werte wie Verlässlichkeit, Überblick und Selbstbestimmung werden an Bedeutung gewinnen, lauten die Ergebnisse einer Zukunftsstudie der GIM Gesellschaft für innovative Marktforschung. Der Individualisierungsprozess befinde sich in einer ‚Reifephase‘. Unsere Überflussgesellschaft biete ein ‚Zu viel‘ an Optionen und Wahlmöglichkeiten und zu wenig Orientierung und Struktur. Der Einzelne erlebe seinen Entscheidungsfreiraum zunehmend als Belastung und wünsche sich mehr soziale Integration. In seinem Handeln erfahre er sich als global verantwortlich. Zugleich wolle er zugleich regional Mitgestaltungsmöglichkeiten wahrnehmen können. Das gleiche – die Übernahme globaler und regionaler Verantwortung – erwarte er auch von Unternehmen. Darauf deuten die Ergebnisse der zweistufigen Befragung von 40 Experten aus Deutschland und sechs weiteren Ländern. Die GIM hat Zukunftsfragen und Werthaltungen von Konsumenten untersucht und Prognosen für einen 10-Jahres-Zeitraum gewagt, um Unternehmen Orientierung für ihre Markenpositionierung zu geben. Die Ergebnisse der Studie „Delphi 2017 – Was Menschen morgen bewegt“ sollen im Frühjahr in Buchform erscheinen.
Seit 1991 legt die GIM Studien zur Werteentwicklung und zum gesellschaftlichen Wandel vor. Unternehmen will sie damit helfen, den langfristigen Unternehmenserfolg durch die Beachtung gesellschaftlicher Rahmenbedingungen und Kundenbedürfnisse zu sichern. Die Stichworte Nachhaltigkeit und Corporate Social Responsibility (CSR) nehmen in der diesjährigen Studie einen wichtigen Platz ein: Nachhaltigkeit machten die Forscher als ein von ideologischem und gesellschaftskritischem Überbau gelöstes Konzept aus, das auf den Erhalt ausreichender Lebensbedingungen heute und in Zukunft zielt. Ökologische und soziale Nachhaltigkeit werde „frei von Sozialromantik“ in einem System gegenseitiger Abhängigkeiten und Vernetzungen als Win-Win-Handeln definiert. Der Konsument wolle – etwa durch den Erwerb von Fair-Trade-Produkten – heute ein gutes Gefühl erleben und Selbstwert definieren und zugleich in die globale Zukunft investieren und sich mit den Erzeugern in nicht-industriellen Ländern solidarisieren. Über den Wert der „Nachhaltigkeit“ definiere sich auch die gesellschaftliche Mittelschicht neu – in Abgrenzung zur überwiegenden Konsumorientierung der Unterschicht („Malle & Burger“) und zum egoistischen Luxuskonsum der Oberschicht.
Die Studie weist weiterhin aus:
Für Unternehmen leiten die Autoren der GIM-Studie daraus ab: Bei der Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen ist die Frage entscheidend, wie diese zu einer Entlastung von Konsumenten beitragen und ihnen Zeit für andere, wesentlichere Dinge freigeben. Zudem sollten sich Unternehmen und Marken noch stärker als Teil einer sozialen Gemeinschaft verstehen und Möglichkeiten zu sozialen Kontakten und gemeinschaftlichen Aktivitäten anbieten. „Die Herausforderung für Unternehmen wird vor allem darin bestehen, einen offenen Dialog zu gestalten, der große Spielräume für die Aktivitäten der Konsumenten lässt, diesen Prozess aber gleichzeitig im Sinne einer nachhaltigen Markenführung zu steuern und zu kanalisieren“, heißt es in der GIM-Studie Delphi 2017.
Weitere Informationen:
www.g-i-m.com