St. Gallen > Mittelständische Unternehmen mit einer guten und zielgerichteten Personalarbeit können dem Fachkräftemangel wesentlich gelassener entgegensehen als ihre Konkurrenz. Zudem erzielen sie einen vergleichsweise höheren Gewinn. Das ergab der aktuelle bundesweite Unternehmensvergleich „Top Job“, in dessen Rahmen bereits im sechsten Jahr die 100 besten Arbeitgeber im deutschen Mittelstand ermittelt und ausgezeichnet werden. Das Institut für Führung und Personalmanagement der Universität St. Gallen prüfte dazu die Personalmanagement- und Führungsqualitäten der teilnehmenden Unternehmen auf Herz und Nieren.
„Im weltweiten Wettbewerb werden deutsche Unternehmen zukünftig durch Qualität, Kundenzufriedenheit und Innovation bestechen müssen. In diesen Bereichen können sie sich aber nur durch hervorragende Mitarbeiter und deren gezielte Förderung abheben“, schreibt Prof. Dr. Heike Bruch, die wissenschaftliche Leiterin von „Top Job“, in der Studie. Deshalb müssten mittelständische Unternehmen ihre Personalarbeit vor allem darauf ausrichten, die besten Nachwuchskräfte zu gewinnen, die Mitarbeiter langfristig an das Unternehmen zu binden und die Potenziale aller Mitarbeiter optimal auszuschöpfen.
Welche Rolle dabei die Corporate Social Responsibility spielt, hatte das Forscherteam bereits im vergangenen Jahr erhoben. „Aber wir haben auch in diesem Jahr ‚Leuchttürme‘ für die gesellschaftliche Unternehmensverantwortung im Mittelstand gesehen“, betont Jochen Menges, wissenschaftlicher Projektleiter von der Universität St. Gallen. Menges berichtet von der Dresdener Kommunikationsagentur Oberüber&Karger und deren Initiative gegen Rechtsextremismus. Trotz ausbleibender staatlicher Unterstützung hatte die Agentur unter dem Motto „Courage“ eine spritzige und mutige Plakatkampagne gegen Rechts begonnen und dafür Pro-Bono-Leistungen von Fotografen und Plakatierern ebenso eingeworben wie eigene unentgeltliche Leistungen erbracht. „Die Agentur hat es geschafft, dass ihre Mitarbeiter die im Unternehmen vorhandene offene und tolerante Haltung über die Firmengrenzen hinaustragen“, berichtet der Projektleiter. In den Interviews fand Menges bestätigt, dass glaubwürdiges gesellschaftliches Engagement die Attraktivität eines Arbeitgebers deutlich steigert.
Die aktuelle Studie belegt weiter: Die besten zehn der „Top Job“-Unternehmen können in 95 Prozent der Fälle ihre freien Stellen mit dem jeweiligen Wunschkandidaten besetzen. Dagegen verlieren 20 Prozent der Unternehmen, die bei „Top Job“ ausgeschieden sind, den bevorzugten Bewerber an die Konkurrenz. Bestätigt wurde auch der bereits im vergangenen Jahr ermittelte Trend, dass sich ein ausgeprägtes und strategisch fundiertes Personalmanagement eindeutig im Unternehmensergebnis niederschlägt. Zwar würden sich die „Top Job“-Unternehmen von den ausgeschiedenen Firmen nicht im Umsatzwachstum unterscheiden: „Wohl aber haben die Top-Arbeitgeber auf der St. -Galler-Skala einen um sieben Prozentpunkte höheren Return-on-Investment und einen ebenso starken Gewinnzuwachs. Die Kundenzufriedenheit liegt um vier Prozentpunkte höher, und die Geschäftsabläufe sind um drei Prozentpunkte effektiver“, heißt es in der Studie. Einen besonderen Einfluss auf den Return-on-Investment haben den Ergebnissen nach die Führung und die Vision sowie die Kultur und die Kommunikation eines Unternehmens.
Die Grundlage der Studie ist ein von den Personalexperten aus St. Gallen entwickeltes Verfahren, mit dem die Leistungen mittelständischer Unternehmen in den sechs Kategorien „Führung und Vision“, „Motivation und Dynamik“, „Kultur und Kommunikation“, „Mitarbeiterentwicklung und Perspektive“, „Familien- und Sozialorientierung“ sowie „Internes Unternehmertum“ untersucht wurden. Insgesamt hatten 189 Unternehmen teilgenommen, 100 schafften den Sprung in den Kreis der besten Arbeitgeber. Mentor des Projektes ist Bundeswirtschaftsminister a. D. Wolfgang Clement. Kooperationspartner sind die AGP – Arbeitsgemeinschaft Partnerschaft in der Wirtschaft e. V., die Akademie für Führungskräfte der Wirtschaft GmbH, die Gallup Deutschland GmbH, der GESAMTMETALL Gesamtverband der Arbeitgeberverbände der Metall- und Elektro-Industrie e. V., die HRblue AG, die Kienbaum Consultants International GmbH sowie die Schindlerhof Klaus Kobjoll GmbH.
Weitere Infos im Internet:
www.topjob.de
Foto: Frau Prof. Dr. Heike Bruch (compamedia GmbH)