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Wirtschaftsjunioren für starke CSR im Mittelstand – die Bundesvorsitzende Kirsten Hirschmann im Interview

Berlin > Die Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD) haben in diesem Jahr Corporate Social Responsibility zu ihrem Schwerpunktthema gewählt. Mit 11.000 jungen Führungskräfte und Unternehmer aus allen Bereichen der Wirtschaft sind die WJD ein werteorientierter Verband, der die Förderung von „Verantwortungsbewusstsein zur Bewältigung der sozialen und ökologischen Herausforderungen der Gegenwart und Zukunft“ zu seinem Ziel erklärt. Mit der WJD- Bundesvorsitzenden Kirsten Hirschmann, Unternehmerin aus Eberstadt, sprach Achim Halfmann für CSR NEWS:

CSR NEWS: Die Wirtschaftsjunioren Deutschland beschäftigen sich seit ihrer Gründung mit Wertefragen und gesellschaftlicher Verantwortung – und seit diesem Jahr mit CSR – Corporate Social Responsibility. Was ist neu?

Kirsten Hirschmann: Neu ist, dass ich mich als Vorsitzende besonders diesem Thema zuwende und Aufmerksamkeit dafür erreichen möchte. Der Mittelstand hinkt in seiner Kommunikation gelebter gesellschaftlicher Unternehmensverantwortung den Großunternehmen hinterher. Es geschieht viel Gutes im „stillen Kämmerlein“. Und dann wird das Mittelstandsengagement oft von den Negativschlagzeilen der Großunternehmen überschattet. Dabei sind gerade im Mittelstand viele Unternehmen inhabergeführt und nehmen ihre gesellschaftliche Verantwortung mit viel Herzblut wahr.

CN: Für die Global Player besitzen Fragen der weltweiten Unternehmensverantwortung eine besondere Bedeutung …

Hirschmann: Das ist für den Mittelstand und speziell für die Wirtschaftsjunioren nicht anders. Die Wirtschaftsjunioren Deutschland sind Mitglied in der Junior Chamber International, dem weltweiten Verband junger Unternehmenslenker. Für uns besitzt werteorientiertes Handeln eine große Bedeutung, und das verbindet uns über Länder- und Kulturgrenzen hinweg. Besonders deutlich erlebte ich das auf einer internationalen Konferenz unseres Verbandes, die nur kurze Zeit nach dem 11. September stattfand. Hier saßen wir als Vertreter der westlichen Welt mit unseren Kollegen aus den arabischen Ländern friedlich am Tisch, verbunden durch das gemeinsame Engagement im Sinne der Menschen.

Unser Weltverband engagiert sich global für CSR-Themen, in diesem Jahr etwa bei einer dreitägigen Diskussion zu den Millennium Development Goals bei den UN in New York. Mit seinem Engagement für die Corporate Social Responsibility liegt Deutschland in unserem Weltverband mit an der Spitze. Aber auch Nationalverbände wie Indien sind hier stark engagiert.

CN: Welche Themen besitzen für Ihre deutschen Mitglieder und deren gesellschaftliches Engagement eine besondere Bedeutung?

Hirschmann: Das CSR-Engagement des Mittelstandes beginnt bei seinen Mitarbeitern. Dabei geht es um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf oder die Beschäftigung älterer Arbeitnehmer. Ich erlebe in meinem eigenen Unternehmen, wie wichtig ein Altersmix in der Belegschaft ist, und ich habe gerade selbst einige solcher Einstellungen vorgenommen. Wir haben als weiteres Bespiel gerade mit einer Mitarbeiterin gemeinsam das Problem durchgestanden, ihre Mutterschaft mit der Berufstätigkeit zu verbinden. Durch einen individuell gestalteten späteren Arbeitsbeginn konnten wir ihr helfen, da der örtliche Kindergarten erst ab 7.30 Uhr öffnet. Das kann ein Unternehmen aber nur in Einzelfällen tun. Hier ist grundsätzlich die Politik gefordert, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu sichern.

Ein großes Thema ist für die Wirtschaftsjunioren die Bildung. Wirtschaftsjunioren erleben in ihren Unternehmen Schüler, die nicht ausreichend vorbereitet zu ihnen in die Unternehmen kommen. Deshalb gehen wir auf die Unternehmen zu und erleben Lehrer dabei als sehr offen und kooperativ. Als Praktiker können wir den Schülern vermitteln, welche Erwartungen in Unternehmen an sie gestellt werden. Das leisten wir in Projekten wie dem „WWW – WirtschaftsWissen im Wettbewerb“, einem Schülerquiz zu Wirtschaftsfragen für die Klassen 8 und 9 aller Schulformen. Oder mit dem Wettbewerb „Ausbildungs-Ass“, in dem wir gemeinsam mit den Handwerksjunioren Unternehmen und Initiativen für herausragende Ausbildungsleistungen prämieren.

CN: Die Verantwortung zwischen Staat, Bürgern und Unternehmen wird derzeit neu verteilt. Dabei kann man den Eindruck gewinnen, dass der Staat möglichst viel gesellschaftliche Verantwortung an die Unternehmen weiterreichen möchte.

Hirschmann: Staat, Bürger und Unternehmen sind Partner, die zusammen gehören – und die gemeinsam handeln sollten. Unternehmen tragen eine besondere Verantwortung, das beschreibt das Konzept der Corporate Social Responsibility. Unternehmer haben dabei genauso das Bürgerengagement im Blick und engagieren sich in vielen Fällen persönlich. Und wir brauchen die Politik und deren Rahmenbedingungen, etwa bei der Schaffung von Kindergartenplätzen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

CN: Herzlichen Dank für das Gespräch!

Foto: Kirsten Hirschmann (Mike Minehan, WJD)


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