Menschen bösgläubig machen. Wie bitte? Was soll denn das jetzt?! Wer sich für Wirtschaftsethik und für Unternehmensverantwortung interessiert, sollte nicht gerade gutgläubig sein. Gleichwohl wird er (oder sie) in der Regel an das Gute im Menschen irgendwie glauben. Zumindest ein bisschen. Sonst würde das alles ja gar keinen Sinn machen! Aber ausdrückliche Bösgläubigkeit, das kann doch nicht richtig sein! Kann es doch, wie es scheint – im geeigneten Zusammenhang.
Immer wieder gerät die Fleischindustrie in die Schlagzeilen, immer wieder mit Negativ-Meldungen, mit Details, die in jeder Hinsicht abstoßend sind. Wie kaum sonst wo, so scheint es, werden hier Geschäfte um wirklich jeden Preis gemacht. Gammelfleisch heißt das Stichwort – und dazu gab es jetzt einen interessanten Beitrag im Deutschlandfunk (DLF):
Peter Hauck, Baden-Würtembergs Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, forderte der Sendung des DLF zufolge eine Meldepflicht dann, wenn ein Unternehmen minderwertiges Fleisch und Schlachtabfälle für den menschlichen Verzehr angeboten bekomme. Unternehmen machten sich da schon heute strafbar, aber müssten eben nicht melden, sagte er dem Sender. Wer der geplanten Meldepflicht nicht nachkomme, solle mit scharfen Sanktionen rechnen müssen, forderte er. Peter Hauck, der auch Vorsitzender der Konferenz der Verbraucherschutzminister ist, die gerade in Baden-Baden tagt, plädierte für Misstrauen und sagte im DLF wörtlich: “Wir wollen diese Unternehmen bösgläubig machen und somit von vorneherein dazu beitragen, dass jeder, der in der Lebensmittelkette tätig ist, wenn ihm was auffällt, dieses den Behörden melden muss.” Er erhoffe sich davon einen besseren Überblick über illegale Praktiken in der Branche, hieß es im DLF.
Leser von csr-news.net können den kurzen Beitrag aus der Sendung “Umwelt und Verbraucher” vom 13.09.2007 nachhören unter http://www.dradio.de/dlf/sendungen/umwelt/. Dort gibt es einen Link zur Audio-Datei im MP3- oder Flash-Format mit dem Titel: “Konsequenzen aus den Gammelfleischskandalen – Verbraucherministertreffen Baden-Baden”
Robin Keppel, Oldenburg