Bad Homburg > Die aktuelle Diskussion um den Klimawandel hat auch das Klima innerhalb der Touristik verändert. Immer mehr Unternehmen und Reisende interessieren sich für die ökologischen und sozialen Belange der bereisten Länder. „Nachhaltiger Tourismus hat ein großes Potential“, ist Jürgen Bluhm überzeugt, einer der Initiatoren von Fair Travel:
Nur ein Euro pro Gast kann die Natur schützen und ein besseres Leben in den armen Urlaubsregionen der Welt ermöglichen. Beispiel Mexiko: Etwa 400.000 Touristen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz und ebenso viele aus Großbritannien besuchen das lateinamerikanische Land im Jahr – sowie weitere Touristen aus anderen Ländern. „Eine Million Euro zusammen zu bekommen ist durchaus realistisch“, rechnet Bluhm vor. Ein Betrag, mit dem die Eigeninitiative von Menschen vor Ort gefördert und staatliche Entwicklungszusammenarbeit effektiv ergänzt werden kann.
Ihre gemeinnützige Organisation Fair Travel stellten Jürgen Bluhm und Oliver Krück auf der ITB im März 2006 deutschen Reiseveranstaltern und Medien vor. Fair Travel ermuntert Reiseveranstalter und Fluglinien, die Menschen in hilfsbedürftigen Ländern auf ihrem Weg zu mehr Eigenverantwortung und einer sozial und ökologisch gerechten Entwicklung zu unterstützen. Fair Travel setzt dabei auf den touristischen Mainstream und will auch kleineren Reiseveranstaltern ohne eigenes Nachhaltigkeitsprogramm Wege in den fairen Tourismus öffnen. Bisher konnten bereits etablierte Veranstalter wie Studiosus, Zeitreisen, Windrose und ADAC-Mitgliederreisen als Kooperationspartner gewonnen werden. Außer in Deutschland ist Fair Travel auch in Großbritannien und Skandinavien aktiv. Und Dank der zunehmenden Unterstützung aus der Touristik konnte das gemeinnützige Unternehmen bereits erste Entwicklungsinitiativen realisieren:
Im Juni 2006 startete Fair Travel das soziale Aufforstungsprojekt SAPM im mexikanischen Bundesstaat Michoacán. Das Projekt begleitet die Landbevölkerung beim Aufbau einer nachhaltigen, wohlstandsorientierten Forstwirtschaft. Erste Aufforstungsmaßnahme war die Pflanzung von 45.000 Setzlingen auf 1000 Hektar Fläche. Ziel ist es, jedes Jahr 400.000 Bäume aufzuforsten. Das SAPM hat das Ziel, die Lebensbedingungen der ländlichen Bevölkerung zu verbessern und zur Wiederherstellung des natürlichen Ökosystems beizutragen. In Zusammenarbeit mit Stella Deetjen, die 2006 den World Women Award für ihr aufopferndes Engagement für Leprakranke und Waisenkinder ausgezeichnet wurde, entstand ein Projekt im nordindischen Benares. Weitere Aufforstungsprojekte starten im April 2007 in Peru und im Mai 2007 in Mozambique.
In den nächsten 10 Jahren will Fair Travel eigene Projekte in über 50 Ländern gründen. Verhandlungen mit weiteren Partnern aus der Tourismusbranche laufen. Ein Nachhaltigkeitszertifikat an die beteiligten Partner vergibt Fair Travel nicht. „Das kann noch dauern, bis wir uns hier für die Tourismusbranche auf anerkannte Kriterien geeinigt haben“, bedauert Bluhm.
Weitere Infos im Internet: www.fair-travel.net