Laut einer Untersuchung der Wirtschaftsauskunftei Creditreform hat sich die Zahlungsmoral in Europa in den meisten betrachteten Ländern leicht verbessert. Im Durchschnitt mussten 2006 die Unternehmen 49 Tage auf ihr Geld warten. Im Jahr davor waren es noch 50 Tage. Auch in Deutschland verbessert sich das Zahlungsverhalten langsam: Aktuell werden Rechnungen durchschnittlich nach 39 Tagen bezahlt 2005 waren es noch 40 Tage, und im Jahr 2004 erreichten Zahlungen erst nach 42 Tagen ihren Empfänger. Schneller sind nur noch die Schweden mit 37 Tagen.Nach wie vor warten die italienischen Unternehmer am längsten auf ihr Geld. Zahlungseingänge erreichen hier erst nach durchschnittlich 90 Tagen (Vorjahr: 89) ihren Empfänger.
Weniger Unternehmenspleiten
Die Unterschiede im allgemeinen Zahlungsverhalten sieht Creditreform auch als Ursache für das jeweilige Ausmaß der Unternehmensinsolvenzen in den einzelnen Ländern. Denn je länger ein Unternehmen auf seine Außenstände warten müsse, desto größer sei das Risiko der eigenen Illiquidität, sofern nicht mit Eigenmitteln überbrückt werden könne.
So ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in den EU-Staaten plus Norwegen und der Schweiz das zweite Mal in Folge rückläufig. Um 8,5 Prozent sank das Insolvenzaufkommen auf aktuell 141.448 betroffene Unternehmen (Vorjahr. 154.510). Der deutlichste Rückgang der Unternehmensinsolvenzen kommt aus Dänemark. Um 20,4 Prozent reduzierte das kleine Königreich sein Insolvenzaufkommen auf jetzt knapp 2.000 Fälle (Vorjahr: 2.497). Das entspricht in etwa dem Insolvenzaufkommen der Stadt Köln insgesamt (1.800 Fälle im Jahr 2006). Dann folgt bereits Deutschland mit einem Rückgang der Unternehmenspleiten um 15,1 Prozent. Insgesamt 31.300 Unternehmen mussten im vergangenen Jahr den Gang zum Insolvenzgericht antreten in 2005 waren es noch 36.850.
Woge von Privatinsolvenzen
Während sich die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Jahr 2006 rückläufig entwickelte, nahmen die Privatpersoneninsolvenzen in den betrachteten Ländern Deutschland, Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen, Österreich, Schweden und der Schweiz insgesamt um deutliche 30,7 Prozent auf 256.841 betroffene Personen zu. Großbritannien liegt mit einem Anstieg um 47,2 Prozent auf 116.929 Verbraucherinsolvenzen an der Spitze. Auf Platz zwei folgt wiederum Deutschland mit einer Zunahme von 22,1 Prozent auf 121.800 betroffene Verbraucher.
Auch bei der relativen Insolvenzbetroffenheit (Einwohnerzahl im Verhältnis zu den Privatpersoneninsolvenzen) befindet sich Deutschland mit einer Quote von 15 Insolvenzen pro 10.000 Einwohner im EU-Vergleich auf dem zweithöchsten Platz. (spe|09.02.2007)