Berlin > Gerechte Handelsbeziehungen mit den Ländern Afrikas forderten am vergangenen Wochenende über 180 europäische Nichtregierungsorganisationen (NRO) in einem offenen Brief an die amtierende EU-Ratspräsidentin, Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel. Die EU solle afrikanische Staaten nicht länger zum Abschluss umfassender Freihandelsabkommen, sogenannter Wirtschaftspartnerschaftsabkommen (kurz EPAs), drängen, sondern ihnen in den laufenden Verhandlungen Alternativen anbietet.
EPAs sind von der Europäischen Union (EU) befürwortete regionale Freihandelsabkommen mit 76 Ländern aus Afrika, der Karibik und dem pazifischen Raum. Im Gegensatz zu den multilateralen Verhandlungen der Welthandelsorganisation werden EPAs bilateral verhandelt. Die EU übt erheblichen politischen Druck auf die Länder aus, ihre Märkte gegenüber Europa zu öffnen. Die Erfahrung mit Handelsliberalisierung hat nach Auffassung der Verfasser gezeigt, dass sie sich zerstörerisch auf das Leben von Landwirten, Klein- und Kleinstunternehmern auswirken kann.
Die europäischen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen befürchten, ein freier Handel werde das Ungleichgewicht zwischen den armen afrikanischen und pazifischen Ländern und den reichen EU-Staaten weiter verschärfen. Diese sollten im Rahmen der Freihandelsabkommen ihre Zölle für nahezu alle EU-Importe senken und könnten so ihre Kleinbauern und kleinen Industriebetriebe nicht länger vor überlegener EU-Konkurrenz schützen, heißt es in dem Brief. Die unterzeichnenden Organisationen weisen in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die am wenigsten entwickelten Länder ohnehin einen zoll- und quotenfreien Zugang zu den EU-Märkten haben und sie mithin keinerlei Vergünstigungen mehr erwarten können. Die Verfasser fordern von der EU alternative Vertragsbedingungen, die regionalen Integrationsprozessen Vorrang einräumen
Zu den deutschen Unterzeichnern gehören unter anderem kirchliche Hilfswerke wie der Evangelische Entwicklungsdienst, Brot für die Welt und Misereor, VENRO – Verband entwicklungspolitischer deutscher Nichtregierungsorganisationen sowie die Mitglieder der deutschen StopEPA-Kampagne.
Weitere Infos im Internet: www.epa2007.de