Gestern ging das Weltwirtschaftsforum in der Schweiz zu Ende. Corporate Social Responsibility gehörte nicht zu den Themen
Auf dem World Economic Forum im schweizerischen Davos hatten sich bis gestern rund 2400 Teilnehmer aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft fünf Tage lang getroffen, um über den Zustand der Welt und mögliche Entwicklungen, um über Probleme und Lösungsideen zu diskutieren. In 221 angekündigten Veranstaltungen ging es – so das Programm – um fast alles von AIDS im Jahr 2025 bis zu Technik für eine gesunde Zukunft, um Demokratie jenseits von Wahlen, Globale Nachbarschaft in einer multikulturellen Welt, der Preis des Älterwerdens, Bekämpfung von Korruption und vieles mehr. Mit 17 Veranstaltungen zum Globalen Klimawandel stand dieses Thema im Mittelpunkt.
Wie zu erwarten haben Globalisierungskritiker gegen das World Economic Forum demonstriert. An einer Kundgebung in Basel beteiligten sich angeblich gut 1000 Personen, in Davos rund 200. Die Demonstrationen verliefen weitgehend friedlich, so das Grenchner Tagblatt aus der Schweiz. Bis zum frühen Sonntagabend waren – bemerkenswerterweise – keine schriftlichen Informationen, Meinungen oder Stellungnahmen von bekannten Gegnern wie beispielsweise “attac” veröffentlicht. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace teilte allerdings mit, dass es 60 ihrer Aktivisten “trotz massiver militärischer Sicherheitsvorkehrungen” gelungen sei, den weltweiten Protest gegen DOW Chemical an das World Economic Forum in Davos zu tragen.Sie hätten mit einem Menschenteppich gegen DOWs Weigerung protestiert, im indischen Bhopal endlich Wiedergutmachung zu leisten und die Aufräum¬arbeiten einzuleiten. Tausende von Menschen litten immer noch an den Folgen eines Chemieunfalls von 1984, bei dem bis heute mehr als 20.000 Menschen ums Leben gekommen sind, so Greenpeace.
Wer dachte, dass Corporate Social Responsibility zu den aktuellen Themen gehört, der sah sich enttäuscht. Das Stichwort bzw. seine Abkürzung CSR tauchten zumindest in der Veranstaltungsübersicht nicht auf. Immerhin, es gab eine Veranstaltung über privates Spenden, soziales Investment und Gutmenschen (“From Private Giving to Social Investing: the New Philanthropreneurs”) Das World Economic Forum bietet zwar im Internet Zusammenfassungen zu fast allen Veranstaltungen an – zu dieser allerdings nicht. Ist CSR nicht interessant genug? Nicht wichtig genug? Nicht wichtig genug angesichts anderer großer Themen? Zeugt es schon von unternehmerischer Verantwortung, an einer Veranstaltung wie dem World Economic Forum teilzunehmen und die Gesellschaftsfragen zu diskutieren? Ist das bereits angewandte CSR?
Ende Januar 2008 gibt es wieder ein großes Treffen in Davos – über die geplanten Themen und Schwerpunkte war heute noch nichts zu erfahren
Robin Keppel, Oldenburg
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