Autorin des Beitrags: Dr. Jessica Lange, WERTEmanagement
Das Wort „Werte“ steckt in dem Ausdruck „Bewertungen“. Werte sind kollektive Bewertungen von Verhalten. Wissenschaftlich spricht man auch von Bedeutungszuweisungen. Ein Verhalten wird in einer Gesellschaft erst dann zu einem Wert, wenn es von der Mehrheit als positiv angesehen wird.
1. Wertewandel
In den letzten Jahrzehnten wurde ein Wertewandel in der westlichen Welt beobachtet. Die materialistische Werteorientierung (Ordnung, Sicherung) wurde zum großen Teil durch postmaterialistische Werte (z.B. Selbstbestimmung) ersetzt. Schulz von Thun geht davon aus, dass die Ausprägungen und Bewertungen von Werten auch immer von den Ausprägungen von dessen positiven und negativen Gegenwerten abhängen. Wichtig für die positive Bewertung eines Wertes ist das Spannungsverhältnis zu seinem positiven Gegenwert. Sparsamkeit ohne eine gewisse Großzügigkeit verkommt zum Geiz, während Großzügigkeit ohne Sparsamkeit zur Verschwendung wird. Eine durchaus erfolgreiche Unternehmenskultur kann sowohl vom Vertrauen als auch vom positiven Gegenwert Skepsis bestimmt sein. Die negative Übertreibung des Wertes Vertrauen, Naivität, eignet sich dafür ebenso wenig wie die Übertreibung der Skepsis in Form von Misstrauen.
2. Bedeutung von Werten
Werte dienen der Orientierung und haben Einfluss auf unser Verhalten. Werte sind handlungsleitend und identitätsstiftend. Werte verleihen einem Akteur ein Selbstbild bzw. einen Charakter. Selbst in unserer heute eher dynamischen Welt sind Werte über längere Zeiträume stabil und geben den Menschen somit Sicherheit. Werte verbinden den Einzelnen mit der Gesellschaft. In der Gesellschaft anerkannte Werte werden kaum hinterfragt und bilden ein normatives Fundament der jeweiligen Gesellschaft (die Kultur). Werte bestimmen über die jeweilige Kultur und deren Normen unser Alltagshandeln. Man muss jedoch unterscheiden zwischen moralischen und kulturellen / gesellschaftlichen Werten. Moral wird zwar ebenso von der Gesellschaft bestimmt, bildet sich jedoch über einen langfristigen Zeitraum und ist in dieser Gesellschaft zeitlich stabil. Gesellschaftliche Werte können stärkeren Veränderungen durch Wandlungsprozesse (z.B. Energiewende durch Fukushima) unterliegen und sich kurzfristig ändern. Wenn gesellschaftliche Werte lange Bestand in einer bestimmten Gesellschaft haben, kann man argumentieren, dass sie nun moralische – für diese Gesellschaft langfristige und allgemeingültige – Werte sind. Auf der anderen Seite können moralische Werte auch durch lang anhaltende gesellschaftliche Veränderungen, die dauerhaft sind, gewandelt werden. Folglich sollten Werte und Kultur immer gemeinsam betrachtet werden. Es gibt einige Wertemodelle, die allerdings die Werte einer Gesellschaft zumeist nur unvollständig abbilden können. Beispiele für Wertemodelle sind die Wertedimensionen von Schwartz, die Kulturdimensionen von Hofstede oder die Wertekategorien von Wieland.
3. Literatur
- Friedemann Schulz von Thun, Miteinander reden – Band 2, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 1981, Seite 43-60
4. Expertennetzwerk
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