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Karin Huber: Stakeholder Involvment und Supply Chain Management als zentrale Themen

Marktrisiken und Chancen durch gesellschaftliche Veränderung können nur die Unternehmen frühzeitig antizipieren, die ihre Stakeholder einbinden. Der gesellschaftliche Dialog braucht dabei mehr als monologische, massenmediale Information, sagt Karin Huber, Partner beim internationalen Beratungsunternehmen CSR Company, im CSR NEWS-Partnerinterview.

Wien (csr-news) – Marktrisiken und Chancen durch gesellschaftliche Veränderung können nur die Unternehmen frühzeitig antizipieren, die ihre Stakeholder einbinden. Der gesellschaftliche Dialog braucht dabei mehr als monologische, massenmediale Information, sagt Karin Huber, Partner beim internationalen Beratungsunternehmen CSR Company, im CSR NEWS-Partnerinterview.

CSR NEWS: Welche CSR-relevanten Themen besitzen aus Ihrer Sicht eine besondere Bedeutung und womit haben Sie und Ihre Kollegen sich in den zurückliegenden Wochen besonders beschäftigt?

Mag. Karin Huber: Stakeholder Involvement ist eines der zentralen Themen, welches uns derzeit stark beschäftigt. An der steigenden Nachfrage können wir ablesen, dass hier sowohl die Bedeutung als auch der Bedarf an Beratung stark steigend sind. Unternehmen sichern Erfolge langfristig, indem Produkte und Dienstleistungen zeitgerecht an den Bedürfnissen der Zukunft ausgerichtet werden. Sie erkennen ihre Rolle, agieren als wichtiger Teil der Gesellschaft und anerkennen ihre Verantwortung für die Lösung von Problemstellungen, an deren Schaffung oder Auswirkungen sie beteiligt sind.

Die Definition von Rolle und Verantwortung aber, ebenso wie die frühzeitige Antizipation von Marktrisiken und Chancen durch gesellschaftliche Veränderung, kann nur durch die Einbindung der Stakeholder, das Wissen um ihre Anliegen sowie den dialogischen Austausch über Interessen und Ansprüche in Spannungsfeld Unternehmen – Gesellschaft erfolgen. Die damit erreichbare Verknüpfung von Unternehmens- und CSR/Nachhaltigkeitsstrategie ist das Gebot der Stunde. Die neue G4 Reporting Richtlinie von GRI wird ihren Teil dazu beitragen, auch der Einbeziehung von Stakeholdern zur Definition der wesentlichen Berichtsinhalte mehr Aufmerksamkeit als bisher zu schenken und so den Weg zu integrierten CSR Strategien bereiten.

Ein weiteres wichtiges Thema ist aus unserer Sicht die Verantwortung in der Lieferkette. Responsible Supply Chain Management ist die Herausforderung für die nächsten Jahre. Unternehmen werden aus Gründen der finanziellen Risikominimierung (Stichwort Ausfälle von Lieferanten oder nachgelagerter Produzenten durch Streiks, Behördenauflagen, Unfällen, Fabrikseinstürzen aufgrund umgangener Bauauflagen, und ähnlichem) gezwungen sein, ihren Verantwortungsbereich neu zu definieren und ihre CSR-Maßnahmen auszuweiten.

Auch der Druck auf das Reputationsmanagement steigt durch Krisen in der Lieferkette und kann zu teuren Imageschäden führen, die sich finanziell negativ niederschlagen können. Hier erweisen sich proaktive CSR-Maßnahmen oftmals als das bessere und nachhaltigere Investment als teuere reaktive, die allein auf kurzfristige Imageverbesserung abzielen. Auch KMUs im DACH Raum und darüber hinaus werden als Teil der Lieferkette von den Maßnahmen und Anforderungen durch global agierende Unternehmen betroffen sein und ihre Aktivitäten im CSR Bereich in Form von Berichterstattung zu Umwelt- und Sozialdaten darlegen müssen.

Welche Meilensteine haben Sie in den zurückliegenden Wochen in Sachen CSR erreicht?

Ein Meilenstein bedeutet für uns die Erweiterung des CSR- Company-Partnernetzwerks, welche es uns ermöglicht, international tätigen Unternehmen vor Ort jederzeit mit Know-how und Expertise zur Verfügung zu stehen. Derzeit sind wir durch unsere Partnerbüros in Australien, Ägypten, Bulgarien, China, Deutschland, Indien, Iran, Irak, Kanada, Nigeria, Oman, Österreich, Portugal, Rumänien, Saudi Arabien, Slowenien, Südkorea, Ukraine, Vereinigte Arabische Emirate und Zypern vertreten. Mitte September findet ein zweitägiges Strategie-Meeting aller Partner in Wien statt, bei dem auch der wichtige interkulturelle Austausch zu Themen aus dem CSR-Bereich im Mittelpunkt steht.

Als Erfolg und Bestätigung unserer Expertise sowie unserer internationalen Erfahrung werten wir den Auftrag des britischen Retail-Unternehmens Marks & Spencer zur Durchführung von Supplier Trainings auf Basis ISO 26000. Das Programm wird auf von M&S ausgewählte Supplier in Indien, Bangladesh, Sri Lanka, China und der Türkei angewandt werden und startet im November 2013 mit einem Kick-off Seminar zu ISO 26000 für Management und Schlüssel-Verantwortliche der wichtigsten Lieferanten von Marks & Spencer.


Karin Huber

Wie beurteilen Sie die gesellschaftliche Wahrnehmung und Einordnung von Themen der gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung derzeit? Und was bedeutet das für die CSR-Kommunikation und den Stakeholder-Dialog?

Die Informationsmöglichkeiten und –bedürfnisse stellen durch die Nutzung neuer Medien auch neue Anforderungen an die Transparenz von Unternehmen. Geschehnisse wie die in Textilfabriken Bangladeshs oder Pakistans, in Elektronikfabriken Chinas, aber auch etwa Menschenrechtsthemen in westlichen Industrieländern wie die Missachtung von Betriebsräten oder Gleichstellungsthemen finden verstärkt Verbreitung und Beachtung. Dadurch steigt der Erklärungsbedarf gegenüber Interessens- und Anspruchsgruppen von Unternehmen.

Die Einbeziehung der Stakeholder geht jedoch über bisher gebräuchliche monologische, massenmediale Information hinaus – denn nur so kann CSR-Kommunikation Vertrauen und Verständnis für unternehmerisches Handeln schaffen und die „social license to operate“ begründen. Besonders im verantwortungsvollen Management der Lieferkette besteht großer Bedarf an kooperativer Kommunikation zum Aufbau stabiler und langfristiger ebenso wie risikoarmer Lieferantenbeziehungen. Hier kann dialogische CSR-Kommunikation einen wichtigen Beitrag als „Treiber“ für CSR leisten.


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