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Holzbauverbände gegen betriebliche Zwangszertifizierung

Die führenden deutschen Holzbauverbände DHV, ZMH und 81fünf wehren sich gegen Pläne der Bundesregierung, nach denen sie zukünftig nachweisen müssten, ausschließlich Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu beziehen. Nach Einschätzung der Verbände reicht der Nachweis der Beschaffung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft bei zertifizierten Sägern oder Händlern in seiner bisherigen Form vollkommen aus.

Ostfildern (csr-news) > Die führenden deutschen Holzbauverbände DHV, ZMH und 81fünf wehren sich gegen Pläne der Bundesregierung, nach denen sie zukünftig nachweisen müssten, ausschließlich Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu beziehen. Nach Einschätzung der Verbände reicht der Nachweis der Beschaffung von Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft bei zertifizierten Sägern oder Händlern in seiner bisherigen Form vollkommen aus.

Ursprünglich wollte der Gesetzgeber die Vorlage eines sog. Chain-of-Custody-Zertifikats ab 1. Juli 2016 zur Bedingung für alle Holzbaubetriebe machen, die bei öffentlichen Ausschreibungen des Bundes berücksichtigt werden wollen. Der darauf zielende gemeinsame Erlass des BMWi, BMELV, BMU und BMVBS wurde jedoch vorläufig wieder ausgesetzt, um den Begriff „endverarbeitendes Unternehmen“ näher zu definieren. „Bis zur Wiedervorlage einer wie auch immer gearteten überarbeiteten Fassung gilt – entgegen anderslautender Meldungen in der Holzbau-Fachpresse – weiterhin das bisherige Recht, wonach es für Holzbauunternehmen genügt, den Bezug ihres Holzes bei einem entsprechend zertifizierten Säger oder Händler per Erklärung des Zulieferers nachzuweisen“, so DHV-Präsident Erwin Taglieber.

Wirtschaftliche Beeinträchtigung aller Holzbauunternehmen

Taglieber, der die Interessen von über 300 mittelständischen Holzbauunternehmen unter anderem im Deutschen Holzwirtschaftsrat (DHWR) vertritt, appelliert an den Bund, das Gesetzgebungsvorhaben nicht weiter zu verfolgen. „Es könnte als Misstrauensbekundung der öffentlichen Hand gegenüber dem ehrbaren Zimmererhandwerk aufgefasst werden. In jedem Fall stellt es eine nicht hinzunehmende wirtschaftliche Beeinträchtigung aller Holzbauunternehmen dar, die sich auch in Zukunft um Aufträge des Bundes, der Länder und Kommunen chancenreich bewerben wollen.“ Für die angestrebte Zwangszertifizierung hätten die Unternehmen weder Ressourcen übrig noch Verständnis.

Unverständnis über das Regelungsvorhaben des Bundes äußert auch DHV-Vizepräsident Ulf Cordes, der als Geschäftsführer eines Holzbaubetriebs in Norddeutschland von dem Erlass ebenfalls betroffen wäre: „Nur weil rein theoretisch die Möglichkeit bestünde, dass ein Zimmereibetrieb oder Holzbauunternehmen benötigtes Bauholz nicht nur bei seinem zertifizierten Stammlieferanten, sondern auch bei einem vermeintlich nicht-zertifizierten Sägewerk oder Holzhändler einkaufen könnte, sollen sich sämtliche Betriebe, die Holzbauleistungen für die öffentliche Hand erbringen wollen, selbst auch zertifizieren lassen. Eine solche Reihum-Zertifizierung ist schon deshalb völlig überflüssig, weil die allermeisten mittelständischen Holzbauunternehmen ihren gesamten Holzbedarf traditionell bei einem einzigen – zumeist über Jahrzehnte angestammten – Sägewerk bzw. Holzhändler decken“, so Cordes. Es sei nicht zu erkennen, was eine zusätzliche CoC-Zertifizierung der Betriebe bringen soll.

Höhere Kosten bei öffentlichen Bauvorhaben

Die Verbände betrachten das Vorhaben als unnötige Preistreiberei, den jeder Holzbaubetrieb, der sich einer CoC-Zertifizierung unterzieht, müsste den damit verbundenen – jährlich wiederkehrenden – Aufwand auf die von ihm angebotenen Bauleistungen umlegen. Die Folgen wären höhere Kosten bei öffentlichen Bauvorhaben. Auch dem Argument, mit der CoC-Zertifizierung könnten die Betriebe mit dem Nachhaltigkeitssiegel „PEFC“ oder „FSC“ für sich werben und entsprechende Wettbewerbsvorteile erzielen, wollen die Verbände nicht folgen. „Wenn alle, die sich um öffentliche Bauaufträge bewerben wollen, ein Nachhaltigkeitssiegel führen – worin soll denn da der Vorzug liegen, mit dem ein Unternehmen im Vergleich zu seinen ebenfalls zertifizierten Mitbewerbern in den Augen eines potenziellen Kunden punkten könnte?“, so Taglieber. Die CoC-Zertifizierung der Holzbaubetriebe würde in seinen Augen allein den Zertifikatsanbietern und den zur Zertifizierung berechtigten Prüfstellen nützen. „Der Wald erscheint hierbei – leider – nur als Mittel zum Zweck.“

Die beiden Zertifizierungsorganisationen FSC Deutschland und PEFC begrüßen naturgemäß das Vorhaben der Bundesregierung. Dennoch zeigt Prof. Andreas W. Bitter, Vorsitzender von PEFC Deutschland, Verständnis für die Unterbrechung des Vorhabens: „Wir begrüßen, dass das Umweltministerium sich Zeit nehmen möchte, um den Auslegungserlass gemeinsam mit Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium zu überarbeiten. Am Ende sollte Klarheit für alle Beteiligten, insbesondere auch für kleinere Handwerksbetriebe, geschaffen werden“.


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