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Bleirecycling Thema der UN-Umweltversammlung

Arbeit ohne Arbeitsschutz und mit rudimentärer Technik. Für die Mitarbeiter zahlreicher industrieller Recyclingbetriebe in Afrika ist dies Alltag. Dies zeigen die Ergebnisse eines breit angelegten Kooperationsprojekts des Öko-Instituts mit afrikanischen Umweltorganisationen aus Äthiopien, Kamerun, Kenia und Tansania. Insbesondere in Ländern südlich der Sahara führt das unsachgemäße Bleirecycling aus Altbatterien zu schwerwiegenden und zum Teil lebensbedrohlichen Bleivergiftungen der Arbeiter sowie Anwohner kleiner und großer Bleihütten, darunter auch Kinder.

Freiburg (csr-news) > Arbeit ohne Arbeitsschutz und mit rudimentärer Technik. Für die Mitarbeiter zahlreicher industrieller Recyclingbetriebe in Afrika ist dies Alltag. Dies zeigen die Ergebnisse eines breit angelegten Kooperationsprojekts des Öko-Instituts mit afrikanischen Umweltorganisationen aus Äthiopien, Kamerun, Kenia und Tansania. Insbesondere in Ländern südlich der Sahara führt das unsachgemäße Bleirecycling aus Altbatterien zu schwerwiegenden und zum Teil lebensbedrohlichen Bleivergiftungen der Arbeiter sowie Anwohner kleiner und großer Bleihütten, darunter auch Kinder.

Wenn nun am Montag in Nairobi die zweite Umweltversammlung der Vereinten Nationen (UNEA) startet, steht dieses neue große Umwelt- und Gesundheitsprobleme vieler afrikanischer Länder auf der Tagesordnung. Zentrale Forderung der Umweltschützer ist die Einführung umwelt- und gesundheitsgerechter Standards. Diese sollten nicht in jedem Land neu entwickelten werden. „Vielmehr wäre es sinnvoll, wenn solche Standards global Anwendung finden – hier können vor allem auch internationale Organisationen wie das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) tätig werden“, sagt Tadesse Amera, Direktor der Organisation PAN-Äthiopien.

Risiken kaum bekannt

In den meisten Ländern Afrikas sind sich die Arbeiter und Anwohner von Bleihütten ihren extremen Gesundheitsrisiken gar nicht bewusst. Denn die Symptome einer Bleivergiftung werden meist als Anzeichen einer Infektionskrankheit gedeutet. „Die wirklichen Ursachen hoher Krankheitsraten bleiben deshalb oft im Dunkeln“, meint Diana Mathai vom kenianischen Zentrum für Umweltgerechtigkeit CJGEA. „Erst als wir anfingen, die betroffenen Bevölkerungsgruppen über die Risiken aufzuklären und Wissen bei den staatlichen und nichtstaatlichen Stellen über Bleivergiftungen aufzubauen, kam Bewegung in die Sache. Seitdem wurden siebzehn Betriebe in Kenia geschlossen. Das ist zwar ein erster wichtiger Schritt, wir haben es aber immer noch mit zahlreichen Altlasten und einer ungeregelten Batterieverwertung zu tun.“

Gleichzeitig sehen die Experten weitere, bislang kaum beachtete Gesundheitsrisiken für noch viel größere Bevölkerungsgruppen. Denn einige verunreinigte Rohstoffe aus dem Batterierecycling werden für die Herstellung von Produkten des täglichen Bedarfs verwendet – so etwa Wassertanks oder Stühle. „In Kamerun wird ein Teil des Bleis mit Aluminium vermischt und für die Produktion von handgemachten Kochtöpfen verwendet“, sagt Gilbert Kuepouo vom kamerunischen Forschungs- und Bildungszentrum für Entwicklung. „Wir müssen also davon ausgehen, dass große Teile der Bevölkerung täglich eine gewisse Dosis des Schwermetalls zu sich nehmen. Gerade für Kinder kann das lebenslange Beeinträchtigungen zur Folge haben.“ Auch in Tansania ist die Situation ernst: „Wir haben angefangen, Bevölkerung und Regierungsstellen über die Risiken aufzuklären“, sagt Silvani Mng’anya von der Organisation AGENDA für Umwelt und Nachhaltige Entwicklung in Tansania. „Aber positive Veränderung braucht seine Zeit. Wir hoffen, dass die Umweltkonferenz der Vereinten Nationen hier ein deutliches Zeichen setzt und eine wirksame Resolution verabschiedet.“

Sorgfaltspflicht für die Lieferkette

In Afrika fallen jedes Jahr über 800.000 Tonnen Blei aus Altbatterien an. Vor Ort gibt es meist jedoch keine industrielle Verwendung für das Schwermetall. Deshalb wird der Rohstoff zum größten Teil exportiert – vor allem an Bleiraffinerien in Europa und Asien, die wiederum die Hersteller von Autobatterien beliefern. „Die Großabnehmer von Blei – etwa die europäische Kfz-Industrie – sollten die Verantwortung für ihre Zulieferkette übernehmen“, fordert Andreas Manhart, Wissenschaftler am Öko-Institut. „Zum Teil geschieht dies bereits, häufig jedoch nur über Vorgaben an den ersten Zulieferbetrieb. Der Anfang der Kette wird dabei weitgehend ausgeblendet. Hier sollte die Industrie deutlich strengere Standards setzen.“

Internetseite: The Lead Recycling Africa Project

Broschüre „The deadly business – Findings from the Lead Recycling Africa Project”


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