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Ein anderer Tourismus ist nötig – Organisationen setzen sich für nachhaltiges und faires Reisen ein

Nie zuvor reisten so viele Menschen rund um den Globus. Inzwischen ist der Tourismus weltweit einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige. Deutlich wird dies auch auf der Internationalen Tourismusbörse, die derzeit wieder in Berlin stattfindet. In einem, anlässlich der ITB veröffentlichten Positionspapier, erläutern die Organisationen Tourism Watch, Brot für die Welt, TourCert und der Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung wie Tourismus im Sinne der Agenda 2030 aussehen muss.

Berlin (csr-news) > Nie zuvor reisten so viele Menschen rund um den Globus. Inzwischen ist der Tourismus weltweit einer der bedeutendsten Wirtschaftszweige. Deutlich wird dies auch auf der Internationalen Tourismusbörse, die derzeit wieder in Berlin stattfindet. In einem, anlässlich der ITB veröffentlichten Positionspapier, erläutern die Organisationen Tourism Watch, Brot für die Welt, TourCert und der Arbeitskreis Tourismus und Entwicklung wie Tourismus im Sinne der Agenda 2030 aussehen muss.

Weltweit hängt fast jeder elfte Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Tourismus ab, zusammen sind es etwa 280 Millionen Jobs. Schon diese Zahl verdeutlicht seine wirtschaftliche Bedeutung. Vor allem in einigen Ländern des globalen Südens ist der Tourismus Haupteinnahmequelle und damit ein Motor für die wirtschaftliche Entwicklung dieser Länder. Gleichwohl darf die hohe Zahl der Beschäftigten nicht über die Probleme hinwegtäuschen. Denn, diese Jobs sind oftmals Saisonabhängig und werden nicht selten unter prekären Arbeitsbedingungen ausgeführt. Vor allem aber bringen sie den Ländern doch nicht den erwarteten und erhofften Wohlstand. „Der Tourismus erfüllt sein Versprechen, armen Ländern mehr Entwicklung und Wohlstand zu bringen, nicht“, sagt Antje Monshausen, Tourismusexpertin des evangelischen Hilfswerks, „die Gleichung ‚Mehr Tourismus – mehr Entwicklung‘ geht nicht auf.“

Hohe CO2-Belastung durch Flugverkehr

Hinzu kommen die ökologischen Auswirkungen, insbesondere die enorme CO2-Belastung durch Flugreisen. Alleine zwischen 2009 und 2014 ist, nach Zahlen des Das Instituts für Flughafenwesen und Luftverkehr, das jährliche Passagieraufkommen um ein Drittel gestiegen und zwar auf fast 3,3 Milliarden Personen. Die Folge: Rund fünf Prozent der globalen CO2-Emissionen werden inzwischen durch den Flugverkehr verursacht und zwar mit steigender Tendenz. Wasser, Ressourcenverbrauch oder Vertreibung sind weitere Auswirkungen des Tourismus – auch wenn es auf der anderen Seite Profiteure gibt. „Global gesehen setzen Tourismusverantwortliche noch nicht konsequent auf einen nachhaltigen Pfad: Der vorherrschende Tourismus ist ressourcen- und emissionsintensiv – mit steigender Tendenz“, schreiben die Organisationen in ihrem Positionspapier „Tourismuswende – Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung: Die Transformation im Tourismus gestalten“. Sie kritisieren den Tourismus als „arm an authentischen Begegnungen und Erfahrungen in einer globalisierten Welt, in der sich die Angebote immer stärker ähneln. Lokale Besonderheiten werden nicht hinreichend entfaltet“. Auf Seite der Reisenden sei der Trend zum „schneller, öfter, weiter“ ungebrochen und würde diese Entwicklung weiter befeuern. Bislang würden vor allem die wirtschaftlichen Potenziale des weltweiten Tourismus in den Vordergrund gestellt, die ökologischen und sozialen Folgen blieben meist unbeachtet.

Orientierung an der Agenda 2030

Partnerorganisationen von Brot für die Welt beklagen immer wieder, dass neue touristische Entwicklungen mit Land- und Wasserkonflikten einhergehen und die Menschen unter fehlender Mitbestimmung, schlechten Arbeitsbedingungen und mehr Umwelt- und Klimabelastungen leiden, schreibt die Organisation in einer Mitteilung. Das evangelische Hilfswerk setzt sich deshalb für eine konsequente Tourismus-Wende ein und orientiert sich dabei an der Agenda 2030. Daran können sich ein nachhaltiger Tourismus ausrichten und zwar auf Ebene der Politik ebenso wie auf der Ebene der Unternehmen und Konsumenten. Als Wohlstandsphänomen sei der Tourismus in besonderem Maße gefordert, die Entwicklungschancen von Ländern nicht zu schmälern. Dass immer mehr Reisende nachhaltige Angebote wünschen und erste Reiseveranstalter die Auswirkungen ihres Wirtschaftens auf die Menschenrechte untersuchen, würde dabei optimistisch stimmen. Damit die Tourismus-Wende gelingt, sieht Antje Monshausen jetzt die Staaten in der Pflicht: „Heute sind nicht-nachhaltige Angebote wegen Marktverzerrungen im Vorteil gegenüber verantwortlich gestalteten Reisen.“ Der Abbau klimaschädigender Subventionen, allen voran im Flugverkehr, und die Einführung verbindlicher menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten für Unternehmen, auch wenn sie im Ausland agieren, sind wichtige Schritte hin zu einem zukunftsfähigen Tourismus.

 


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