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Dirty Profits-Bericht – Mehr Regulierung notwendig

Die freiwilligen Selbstverpflichtungen von Unternehmen und Banken reichen nicht um Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung, Korruption und Umweltzerstörung zu verhindern. Zu diesem Ergebnis kommt die Nichtregierungsorganisation Facing Finance, die heute ihren inzwischen vierten Dirty Profit-Report vorgestellt hat. Darin werden 20 multinationale Konzerne und ihre Beziehungen zu den wichtigsten Inverstoren analysiert.

München/Berlin (csr-news) > Die freiwilligen Selbstverpflichtungen von Unternehmen und Banken reichen nicht um Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung, Korruption und Umweltzerstörung zu verhindern. Zu diesem Ergebnis kommt die Nichtregierungsorganisation Facing Finance, die heute ihren inzwischen vierten Dirty Profit-Report vorgestellt hat. Darin werden 20 multinationale Konzerne und ihre Beziehungen zu den wichtigsten Inverstoren analysiert.

Die 20 untersuchten Konzerne, zu denen unter anderen Airbus, CocaCola, ExxonMobil, Sanofi, Nestle und Pfizer gehören, haben im Geschäftsjahr 2014 zusammen mehr als eine Billion Euro Umsatz gemacht und damit einen Gewinn von rund 83 Milliarden Euro erzielt. Für den Report haben 17 Autoren aus 10 Ländern Fälle zusammengetragen, in denen den Konzernen Menschenrechtsverletzungen, Korruption, Ausbeutung oder Umweltzerstörung vorgeworfen wird. Im Bericht werden aber vor allem die Beziehungen zu den Finanziers untersucht, insgesamt 12 Institute die an einem oder mehreren der Unternehmen beteiligt sind oder an diese Kredite vergeben haben. Insgesamt fünf der Finanzdienstleister, darunter die Allianz und der Vermögensverwalter Blackrock unterhalten Geschäftsbeziehungen zu allen 20 Unternehmen, die Deutsche Bank zu 19.

Selbstverpflichtungen in mehr oder weniger großem Umfang

Weil den Unternehmen zahlreiche Verstöße angerechnet werden oder sie kontroverse Geschäftsmodelle verfolgen, beispielsweise Airbus als Rüstungskonzern, würden sie weltweit von Investoren aus ihren Anlageportfolios ausgeschlossen, nicht jedoch bei den untersuchten Finanzinstituten. Dabei sind alle untersuchten Konzerne Selbstverpflichtungen in mehr oder weniger großem Umfang eingegangen, ebenso wie die Finanzinstitute. So ist ein Großteil der Unternehmen dem UN Global Compact angeschlossen, deutlich weniger haben sich schon zu den Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte bekannt. Tatsächlich sollen 18 der 20 untersuchten Konzerne in Menschenrechtsverletzungen involviert sein (nur 6 Unternehmen nennen bzw. unterstützen die Leitprinzipien). „Wir dürfen es einfach den Banken und Unternehmen nicht selbst überlassen, für die Beachtung von Menschen- und Umweltrechten allein und hinter verschlossenen Türen Sorge zu tragen“, sagt Thomas Küchenmeister von Facing Finance.

Ähnliche Werte zeigen die Finanzdienstleister. Nur 3 von 12 (u.a. die Deutsche Bank) erwähnen die Leitlinien als (zu beachtenden) Standard. Keine der sechs untersuchten Banken (ohne Vermögensverwalter) hat außerdem spezifische Richtlinien z.B. in Bezug auf Zwangsarbeit bei Geschäftspartnern installiert. „Die Hälfte der untersuchten Finanzinstitute ist noch nicht einmal bereit unverbindliche Minimalstandards wie den UN Global Compact zu unterzeichnen“, beklagt Thomas Küchenmeister. Nur 5 der 12 ausgewählten Finanzinstitute folgen den Äquator-Prinzipien, einem freiwilligen Regelwerk von Banken zur Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards bei Projektfinanzierungen.

Ausweitung der EU-Richtlinie

Facing Finance will genau dies ändern und fordert deshalb strengere Regulierungen, weil, so soll auch der Bericht belegen, die freiwilligen Selbstverpflichtungen nicht ausreichen, Menschenrechtsverletzungen, Ausbeutung, Umweltzerstörung und Korruption zu verhindern. „Finanzdienstleister müssen zudem umfassendere Richtlinien installieren, die die Beachtung von Menschen- und Umweltrechten sicherstellen. Sie müssen außerdem einen einfach zugänglichen und effektiven Beschwerdemechanismus für Einzelpersonen oder Organisationen einrichten und in Bezug auf soziale und ökologische Auswirkungen ihrer Geschäfte transparenter werden“, so die Forderung der NGO. Zudem müssten Unternehmen und Finanzdienstleister gesetzlich verpflichtet werden, vollständig Bericht zu erstatten, inwieweit ESG-Risiken in ihre Geschäftsentscheidungen einbezogen sind, bzw. welche sozialen und ökologischen Auswirkungen diese haben. Bezogen auf die Europäische Richtlinie (2014/95/EU) zur Offenlegung von nichtfinanziellen Informationen durch Unternehmen, sollten diese nicht nur auf die größten, börsennotierten Unternehmen angewendet werden. Vielmehr müsse auch die Rolle und die Verantwortung der Finanzwirtschaft angemessen berücksichtigt werden.

Der 4. Dirty Profit-Report vollständig, oder die deutschsprachige Kurzfassung zum Download.


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