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Aspirin Sozialpreis: Pionierleistungen an der Schnittstelle von Medizin und Sozialsektor

Die gemeinnützige Initiative „Jourvie“ aus Berlin hat den 1. Platz beim „Aspirin Sozialpreises 2015“ gewonnen. „Jourvie“ hat eine App entwickelt, die Menschen mit Essstörungen unterstützt. „Das ist ein hervorragender Preis, weil er die Medizin abrundet“, sagte der Chef der Berliner Charité, Prof. Karl-Max Einhäupl, bei der Preisverleihung am Mittwoch in Berlin. Das Soziale mache 50% der Heilung aus, im Medizinbetrieb bleibe aber wenig Zeit dafür.

Berlin (csr-news) – Die gemeinnützige Initiative „Jourvie“ aus Berlin hat den 1. Platz beim „Aspirin Sozialpreises 2015“ gewonnen. „Jourvie“ hat eine App entwickelt, die Menschen mit Essstörungen unterstützt. „Das ist ein hervorragender Preis, weil er die Medizin abrundet“, sagte der Chef der Berliner Charité, Prof. Karl-Max Einhäupl, bei der Preisverleihung am Mittwoch in Berlin. Das Soziale mache 50% der Heilung aus, im Medizinbetrieb bleibe aber wenig Zeit dafür.

Weiter sagte der Klinikdirektor: „Die Pharmaindustrie ist der Prügelknabe der Nation geworden.“ Solche Preise böten „die Möglichkeit, den Dialog mit der Gesellschaft zu führen“. Wie Einhäupl weiter sagte, hätten die „unendlichen Möglichkeiten“ das Gesundheitssystem an seine finanziellen Grenzen gebracht. Ehrenamtliches Engagement eröffne in dieser Situation die Chance, den Menschen als Ganzes zu sehen.

Aufschwung für Innovationen

„Als Bayer Cares Foundation fördern wir die Umsetzung neuer innovativer Ideen in die Praxis“, sagte Bayer-Vorstand Michael König. Der Preis solle Pionierarbeit an den Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Sozialsektor fördern. Dazu bietet der Preis finanzielle Unterstützung, Sichtbarkeit und Netzwerke für diese Projekte. 97 Projekte hatten sich um den zum sechsten Mal vergebenen Aspirin Sozialpreis beworben; zehn Projekte sowie ein elftes als Publikumsprojekt kamen in die Endrunde.

Der Vorsitzende der Bayer Cares Foundation, Thimo Valentin Schmitt-Lord, sagte: „Die vier, die gewonnen haben, sind Pioniere in der sozialen Gesundheit. Sie begegnen den Betroffenen auf Augenhöhe.“ Die Projekte hätten außergewöhnliche und erfolgversprechende Ideen zu wichtigen Problemen entwickelt. Mit den Teilnehmern der Finalrunde wolle die Stiftung Partnerschaften aufbauen. Schmitt-Lord weiter: „Wir wollen uns die guten Ideen nicht entgehen lassen.“

Die Gewinner und weitere Teilnehmer der Finalrunde

Jourvie
Betroffene und ehemals Betroffene von Essstörungen haben eine App entwickelt, mit der ein digitales Essprotokoll geführt und mit dem betreuenden Mediziner geteilt werden kann. Das brachte die Entwickler auf den mit 15.000 Euro dotierten ersten Platz des Aspirin Sozialpreises. „Jourvie ist zugleich eine digitale Selbsthilfegruppe“, sagte Bayer-Vorstand König. Sie hole junge Menschen „genau da, wo sie sich sowieso aufhalten, nämlich im Netz.“
www.jourvie.com

NCL-Stiftung
Mit dem Hamburger Projekt „NCL macht Schule“ gewann die NCL-Stiftung den mit 10.000 Euro dotierten zweiten Preis. NCL (Neuronale Ceroid Lipofuszinose) ist eine seltene, erbliche und unheilbare Stoffwechselerkrankung, die häufig zu Kinderdemenz führt. Die Stiftung informiert Schüler darüber und regt deren ehrenamtliches Engagement an. „Hier wird eine seltene Erkrankung in den Zusammenhang mit Risiken gerückt, vor denen Heranwachsende sich bewähren müssen“, sagte der Sozialwissenschaftler Prof. Rolf Rainer Wendt.
www.ncl-stiftung.de

„JuP – Jung und Parkinson“
Der Verein aus Saarlouis erhielt den mit 5.000 Euro dotierten dritten Preis. Er bietet jungen Parkinson-Erkrankten und deren Angehörigen eine Online-Plattform zur Information und Selbsthilfe. Der ehemalige Geschäftsführer der Aktion Mensch, Dieter Gutschick, hob hervor, dass die Engagierten an sieben Tage in der Woche online erreichbar sind.
www.jung-und-parkinson.de

„Regenbogenfahrt“ der Deutschen Kinderkrebsstiftung
Die Bonner Initiative gewann das Online-Voting und erhielt den mit 5.000 Euro ausgestatteten Publikumspreis. Ehrenamtliche, die als Kinder und Jugendliche selbst an Krebs erkrankt waren, fahren mit dem Rad durch Deutschland, besuchen Kinderkrebsstationen und machen den jungen Leuten und ihren Angehörigen Mut. „Sie sind sozusagen der lebende Beweis dafür, dass man Krebs überwinden und dass man dazu einen Beitrag leisten kann“, sagte Prof. Einhäupl.
www.regenbogenfahrt.de

[U25] Online-Suizidprävention des Deutschen Caritas-Verbandes
Zu den Finalisten gehört das Projekt aus Freiburg im Breisgau, bei dem suizidgefährdete junge Menschen zwischen 16 und 25 Jahren von Gleichaltrigen anonym per E-Mail beraten werden. Die Schüler, Studenten und Auszubildenden werden in einem halbjährigen Kurs auf diese Aufgabe vorbereitet. Manche Kontakte beschränken sich auf eine E-Mail, andere junge Leute bleiben ein Jahr im Kontakt. „Wir hören zu“, sagt Niklas aus dem [U25]-Team. Die Nachfrage sei stark.
www.u25-deutschland.de

Aufklärung gegen Tabak e.V.
Auch für die etwa 500 Medizinstudenten dieser Gießener Initiative sind das Internet und eine Smartphone-App wichtige Medien. Am Anfang hätte die Aufklärung über tabakbedingte Erkrankungen ganz im Mittelpunkt gestanden, heute seien es stärker die Vorteile des Nichtrauchens, so Titus Brinker. 70.000 Mal wurde die erste App heruntergeladen. Nun geht eine weitere online, „Smoker Stopp“, die „Aufhörer bei der Stange halten“ soll, sagt Brinker.
www.gegentabak.de

Titelbild: Die Gewinner des ersten Platzes beim Aspirin Sozialpreis 2015 Ekatarina Karabasheva (r.) und Verena Porsch.


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