Fischwirtschaft Nachrichten

Heringsfischer erhalten MSC-Zertifikat

Hering ist einer der beliebtesten Speisefische in Deutschland. Er ist hauptsächlich im Atlantik verbreitet und in der Ostsee von der Küste Schleswig-Holsteins
bis nach Rügen. Dort hat die Heringsfischerei eine lange Tradition und dort wird auch ein großer Teil davon gefischt – etwa 58 Prozent der deutschen Fangmenge, in diesem Jahr rund 6.700 Tonnen. Seit heute darf die Erzeugergemeinschaft Nord- und Ostseefischer GmbH ihren Hering mit dem MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei verkaufen.

Schwerin (csr-news) > Hering ist einer der beliebtesten Speisefische in Deutschland. Er ist hauptsächlich im Atlantik verbreitet und in der Ostsee von der Küste Schleswig-Holsteins bis nach Rügen. Dort hat die Heringsfischerei eine lange Tradition und dort wird auch ein großer Teil davon gefischt – etwa 58 Prozent der deutschen Fangmenge, in diesem Jahr rund 6.700 Tonnen. Seit heute darf die Erzeugergemeinschaft Nord- und Ostseefischer GmbH ihren Hering mit dem MSC-Siegel für nachhaltige Fischerei verkaufen.

Sieben Jahre haben die Fischer darauf gewartet, Jahre, in denen die Fischerei nicht nur ein mühseliges, sondern auch wenig rentables Geschäft war. Seit der Hering in der Ostsee als überfischt galt, wurden die erlaubten Fangquoten erstmalig für die Saison 2009 halbiert. Hinzu kam, Fisch ohne Nachhaltigkeitszertifikat lässt sich kaum noch verkaufen. Die ergriffenen Maßnahmen zeigten Wirkung und seit 2011 wächst der Bestand wieder, doch waren damit noch nicht alle Probleme beseitigt. Mit Norwegen ist auch ein Nicht-EU-Land in den Fanggebieten unterwegs, in Brüssel festgelegte Fangquoten sind für die norwegischen Fischer nicht bindend. Im April 2014 haben sich Norwegen und die EU erstmals auf ein Verfahren zur Festsetzung der Fangmengen geeinigt – die nun nicht mehr jedes Jahr von Neuem ausgehandelt werden. „Diese Einigung war ein wichtiger Schritt hin zu einem Management, das auf eine nachhaltige, optimale Nutzung des Heringsbestandes in der westlichen Ostsee ausgerichtet ist“, so Christopher Zimmermann, Leiter des Thünen-Instituts für Ostseefischerei. „Seit 2011 steigt der Heringsbestand an und das Gesamtgewicht der Elterntiere hat den grünen Bereich 2014 wieder erreicht. Die Einigung zwischen der EU und Norwegen sieht vor, dass die Höchstfangmengen den wissenschaftlichen Empfehlungen entsprechen. Damit ist die Voraussetzung für eine weiterhin positive Bestandsentwicklung erfüllt.“ Und die war eine wichtige Voraussetzung um das Siegel des Marine Stewardship Council (MSC) zu erhalten. Das MSC-Siegel wird nur an Fischereien vergeben, die Fischbestände so nutzen, dass sie in einem guten Zustand bleiben oder nachweislich wieder zu alter Bestandsgröße anwachsen. Zudem muss die Fischerei für den betroffenen Lebensraum Meer verträglich sein und die Fischereien müssen ein effektives Management vorweisen können. Die zertifizierte Heringsfischerei setzt pelagische Schleppnetze ein. Ein solches Netz wird von jeweils zwei Kuttern durch das offene Wasser gezogen. Diese Zweiboot-Technik wird auch als „Tucken“ bezeichnet. Die Auswirkungen der Fischerei auf den Meeresboden sind deshalb gering, da die Netze diesen in der Regel nicht berühren. Gefischt wird ausschließlich nachts, denn erst in der Dunkelheit folgen die Heringe ihrer Beute in Richtung Wasseroberfläche – tagsüber leben sie dichter am Meeresboden. Da Hering ein Schwarmfisch ist, der sich selten mit anderen Arten mischt, sind ungewollte andere Fänge in dieser Fischerei ausgesprochen gering.

Doch auch ökonomisch gesehen ist das Zertifikat für die Vermarktung des drittbeliebtesten Speisefisches der Deutschen sehr wichtig. Durch die Zertifizierung können die 38 MSC-zertifizierten Fischer der Erzeugergemeinschaft den Preis um 10 Cent auf 39 Cent pro Kilogramm anheben. „Die MSC-Zertifizierung bringt der Schleppnetzfischerei des Landes somit bereits im Jahr 2015 eine Umsatzerhöhung um etwa 600.000 EUR und der Hering wird nicht mehr als minderwertiger Fisch verarbeitet“, so Till Backhaus, Landwirtschaftsminister in Mecklenburg Vorpommern. Zudem lässt sich der Hering aus der Ostsee zukünftig wieder besser handeln, denn: „In Deutschland fordern viele wichtige Handelshäuser, Markenproduzenten und verarbeitende Unternehmen einen Nachhaltigkeitsnachweis für die Rohware. Die MSC-Zertifizierung liefert diesen Nachweis“, Uwe Richter, Geschäftsführer der Euro-Baltic Fischverarbeitungs GmbH, die die Fischerei während des gesamten Zertifizierungsprozesses fachlich und organisatorisch begleitet hat. Marnie Bammert, Leiterin des MSC-Büros für den deutschsprachigen Raum, fügt hinzu: „Dass immer mehr Händler und Produzenten zertifizierte Ware nachfragen, ist ein klarer Anreiz für Fischereien, ihre Tätigkeiten zu durchleuchten und nachhaltiger zu gestalten. Mithilfe dieser Nachfrage möchten wir den Anteil der nachhaltigen zertifizierten Fischereien weltweit von derzeit neun Prozent auf 20 Prozent im Jahr 2020 steigern. Das ist ein ambitioniertes Ziel und wir brauchen noch mehr Fischer wie jene in der Ostsee, die bereit sind, die Herausforderung anzunehmen und sich auf Herz und Nieren prüfen zu lassen.“

 

 

 

 

 


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