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bettervest: Investitionen streuen und Risiken minimieren

Eine Online-Plattform, über die Bürger Energieeffizienzprojekte finanzieren können und im Gegenzug finanziell an den erzielten Einsparungen beteiligt werden, das ist die Grundidee der bettervest GmbH. Nach den Erfahrungen mit dieser Plattform und Investitionsrisiken fragte CSR NEWS den Geschäftsführenden Gesellschafter Patrick Mijnals.

Frankfurt/Main (csr-news) – Eine Online-Plattform, über die Bürger Energieeffizienzprojekte finanzieren können und im Gegenzug finanziell an den erzielten Einsparungen beteiligt werden, das ist die Grundidee der bettervest GmbH. Nach den Erfahrungen mit dieser Plattform und Investitionsrisiken fragte CSR NEWS den Geschäftsführenden Gesellschafter Patrick Mijnals. CSR NEWS stellt in einer Interviewserie CSR People vor – die im CSR-DIRECTORY.NET verzeichneten Nachhaltigkeitsexperten.

Herr Mijnals, Bettervest gibt es seit 2012: Was haben Sie und Ihre Investoren bisher bewirkt?

Bislang wurden 22 Energieeffizienz-Projekte mit insgesamt über eine Million Euro erfolgreich aus Bürgerhand finanziert. Insgesamt führen die Projekte zu einer CO2 Einsparung von über 750 Tonnen pro Jahr. Bei einigen der Projekte handelte es sich auch um Vereine oder gemeinnützige GmbHs, für die eine klassische Finanzierung über Banken schwierig bis unmöglich zu realisieren gewesen wäre und die zusätzlichen sozialen Impact erzeugen.
Weit über 1000 Menschen investierten direkt in die Projekte und die über 15.000 Personen starke bettervest-Community half dabei, zehntausende Menschen durch die virale Verbreitung in den Sozialmedien mit dem Thema Energieeffizienz in Kontakt zu bringen. Viele der Projektinhaber selbst machten auch im Rahmen ihrer Corporate Social Responsibility-Strategie die eigenen Kunden, Mitarbeiter, Zulieferer und das regionale Umfeld auf ihr Nachhaltigkeitsengagement und die geplante Bürgerfinanzierung aufmerksam, wodurch eine zusätzliche Verbreitung erreicht wurde. Darüber hinaus haben zahlreiche Berichterstattungen in den Leitmedien (unter anderem Handelsblatt, Wirtschaftswoche, Spiegel) sowie den jeweiligen Regionalmedien das Konzept und die Potenziale von Energieeffizienz einem breiten Publikum zugänglich gemacht.

Welches Beispiel für ein gelungenes Crowdinvesting-Projekt ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Das Projekt in der Münchner Druckerei Kastner & Callwey Medien GmbH war mit 385.150 Euro nicht nur das größte bislang, sondern auch das erste eines mittelständischen Unternehmens im B2B-Bereich. Gemeinhin geht man davon aus, dass Crowdfunding insbesondere etwas für Unternehmen im Endkundengeschäft ist, die sich durch ein besonders neuartiges, innovatives Produkt oder Geschäftsmodell hervortun. Wir haben hier gezeigt, dass auch ein vermeintlich weniger aufsehenerregendes Projekt mit der Botschaft Nachhaltigkeit für ordentlich „Buzz“ in den Sozialmedien und der Öffentlichkeit sorgen kann. An den Kontaktaufnahmen in den Folgewochen haben wir gemerkt, dass auch größere Mittelständler und Konzern anfangen, sich für unser bettervest zu interessieren, insbesondere auch als Konzept zur Mitarbeiterbeteiligung.

Und wo ist ein Projekt gescheitert?

Bislang wurden alle Projekte erfolgreich finanziert und die Umrüstungen sind abgeschlossen oder werden in Kürze erfolgen. Ein Projektinhaber hat aufgrund eines laufenden Insolvenzverfahrens eine jährliche Auszahlung noch nicht geleistet.

Gibt es so etwas wie eine Wirkungs- oder Erfolgsmessung bei Bettervest?

Jedes Projekt wird von erfahrenen Energieberatern geprüft und konzipiert und nach Abschluss der Projekte werden die Umbaumaßnahmen in Form von Bildern, Abschlussrechnungen und anderen Nachweisen in der Projektbeschreibung dokumentiert. In Zukunft soll es darüber hinaus auch Projekte geben, bei denen die Daten aus einem Energiemonitoring-System direkt in die Plattform eingespeist werden und dem Anleger zur Verfügung gestellt werden.

Wie sicher sind Investitionen auf Crowdinvesting-Plattform?

Grundsätzlich gibt es bei jedem Projekt ein Totalverlustrisiko, auf das proaktiv vor und während des Investitionsprozesses hingewiesen wird. Zusätzlich minimiert wird das Risiko durch die Tatsache, dass es sich bei den Projektinhabern um etablierte Unternehmen und Institutionen handelt, deren Bonität durch eine Wirtschaftsauskunftei offengelegt wurde. Die Umsätze/Gewinne der Institutionen müssen außerdem nicht zwingend wachsen, um das Darlehen zu bedienen, da die Zahlungen kalkulatorisch durch die erzielten Energiekosteneinsparungen gedeckt werden. Jeder Investor kann das Risiko selbst zusätzlich reduzieren, indem sie oder er breit diversifiziert – also kleine Beiträge ab 50 Euro in viele verschiedene Projekte investiert. Da jährlich eine Teilrückzahlung zuzüglich Zinsausschüttung erfolgt – eine sogenannte Annuitätenzahlung -, reduziert sich die Höhe des möglichen Verlustes mit jedem Laufzeitjahr.

Wer sind die Menschen, die über Bettervest investieren?

Die Investoren sind ganz „normale“ Menschen wie du und ich, die ihr Geld nachhaltig anlegen wollen. Meist treiben sie drei Hauptmotive in ganz unterschiedlichen Mischverhältnissen und Variationen an: 1. Nachhaltigkeit – jedes Projekt ist ein Beitrag zum Klimaschutz, denn es spart Energie und damit CO2 ein. 2. Rendite – die Projekte sind mit mindestens 5 Prozent verzinst und das Risiko lässt sich durch die niedrige Mindestinvestition breit diversifizieren. 3. Nähe – hiermit ist zum Beispiel die emotionale, geografische oder inhaltliche Nähe zum Projekt gemeint: „Mein Lieblingsverein braucht eine neue Heizung“; „Ich will die Energiewende direkt vor Ort in meiner Stadt vorantreiben“; „Endlich hat die Verschwendung an meinem täglichen Arbeitsplatz ein Ende“.
Darüber hinaus gibt es in einigen Projekten ja neben der Rendite auch sogenannte Rewards, also Produktproben, Gutscheine und Rabatte der jeweiligen Projektinhaber. So lockt ein Wellness- oder Übernachtungsgutschein eines Hotels, das ein Blockheizkraftwerk finanzieren möchte, natürlich zusätzlich bestehende Kunden sowie Neukunden an.

Vielen Dank!

Foto: Patrick Mijnals (Mitte) mit Team


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