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Neue Version des DGNB Zertifizierungssystems für nachhaltiges Bauen

Fast jeder fünfte Euro wird inzwischen in nachhaltige Immobilien investiert. Das zeigt ein aktueller Marktmonitor zu grünen Immobilien der Bank BNP Paribas Real Estate. Zudem werden immer öfter auch Bestandsbauten zertifiziert. Dabei hat sich die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zu einem der wichtigsten Akteure entwickelt und ist bei den Neubauten mit einem Anteil von 87 Prozent Marktführer unter den Zertifizierern. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, hat die DGNB eine neue Version ihres Zertifizierungssystems veröffentlicht. Einfacher, schlanker, flexibler lautete dabei die Devise.

Stuttgart (csr-news) > Fast jeder fünfte Euro wird inzwischen in nachhaltige Immobilien investiert. Das zeigt ein aktueller Marktmonitor zu grünen Immobilien der Bank BNP Paribas Real Estate. Zudem werden immer öfter auch Bestandsbauten zertifiziert. Dabei hat sich die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) zu einem der wichtigsten Akteure entwickelt und ist bei den Neubauten mit einem Anteil von 87 Prozent Marktführer unter den Zertifizierern. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, hat die DGNB eine neue Version ihres Zertifizierungssystems veröffentlicht. Einfacher, schlanker, flexibler lautete dabei die Devise.

„Wo DGNB draufsteht, muss echte Nachhaltigkeit drin sein – ökologisch wie ökonomisch, soziokulturell wie technisch und prozessual“, sagt Christine Lemaitre, geschäftsführender Vorstand der DGNB. Im Dialog mit Experten der Bau- und Immobilienbranche wurden die rund 40 Kriterien des Zertifizierungssystems für nachhaltiges Bauen umfassend angepasst. „Unsere Zielsetzung für die Version 2015 war es, die Anforderungen und Wünsche der Anwender des DGNB Systems bestmöglich zu berücksichtigen und gleichzeitig unserem Innovations- und Qualitätsanspruch noch besser gerecht zu werden“, so Lemaitre. Dazu gehören Themen wie beispielsweise die Anbindung eines Gebäudes an die Mobilitätsinfrastruktur, die Recyclingfreundlichkeit der eingesetzten Bauteile, aber auch eine Offenheit gegenüber individuellen Lösungen. Werden beispielsweise bei einem Bauprojekt spezielle Lösungen erarbeitet, die nicht durch die Kriterien abgedeckt sind, die aber gleichzeitig eine nachweisbare Nachhaltigkeitswirkung entfalten, dann werden diese für die Zertifizierung anerkannt. Dies soll das DGNB-System einfacher und offener in der Anwendung machen. „Die Änderungen in der neuen Version unseres Zertifizierungssystems zielen grundlegend darauf ab, die Bau- und Betriebsqualität von Gebäuden in der Praxis zu verbessern und gleichzeitig die optimale Lösung für jedes einzelne Projekt zu ermöglichen“, erklärt Lemaitre. „Wer das DGNB-System anwendet, soll Mehrwerte spüren und Nachhaltigkeit sinnvoll umsetzen können. In diesem Sinne haben wir weiter daran gearbeitet, die erforderlichen Dokumentationen insoweit zu optimieren, dass diese einen Informationsmehrwert mit Blick auf den Lebenszyklus eines Projekts beinhalten.“, so Lemaitre. Ebenfalls neu ist die sogenannte alternative Nachweisführung, wenn diese die Zielerfüllung eines Kriteriums oder Indikators belegen kann. Das ist vor allem für die Immobilienprojekte interessant und relevant, die bereits für eine Zertifizierung nach einer vorhergehenden Systemversion angemeldet sind. Beide Neuerungen, die projektindividuellen Lösungen, genauso wie die alternative Nachweisführung sind ab sofort möglich.

Auch auf konkreter Kriterien- und Indikatorebene gibt es Neuerungen im DGNB-System, etwa im Bereich Mobilität. So wird beispielsweise erfasst, ob ein Gebäude über Ladestationen für Elektroautos oder E-Bikes. Selbst umfangreiche Informationen über den öffentlichen Personennahverkehr sorgen für Pluspunkte. Aber auch die nähere Umgebung spielt unter diesem Gesichtspunkt eine Rolle, beispielsweise ob es in der Nachbarschaft Car- oder Bike-Sharing-Stationen gibt. „Unser Credo lautet: Mehr bedarfsgerechte Mobilität. Oder anders formuliert: Wir fördern eine Gebäudeplanung, die einerseits das Zukunftsthema Elektromobilität adressiert und andererseits das Mobilitätsangebot aus der unmittelbaren Umgebung unterstützt, um so eine hohe Akzeptanz der Nutzer für die vorhandenen Verkehrsträger zu erreichen“, sagt Lemaitre. Komplett überarbeitet wurde das Kriterium „Rückbau- und Recyclingfähigkeit“. Anstelle eines darzustellenden Entsorgungskonzepts treten die Indikatoren „Recyclinggerechte Baukonstruktion“ und „Recyclingorientierte Baustoffauswahl“. Bewertet wird damit einerseits, ob Bauteile zerstörungsfrei aus dem Gebäude entfernt oder sortenrein getrennt werden können. Andererseits wird überprüft, ob sich die eingesetzten Bauteile wiederverwenden und zu gleich- oder höherwertigen Rohstoffen verwerten lassen. Damit rücken zukünftig die Hersteller von Baustoffen stärker in den Fokus. „Die Nachhaltigkeit eines Gebäudes beginnt auf Bauproduktebene. Deshalb müssen sich auch die Hersteller einer Verantwortung stellen und sich an der Vision geschlossener Materialkreisläufe orientieren“, erklärt Lemaitre.

Für die neue Version auf dem Prüfstand stand die Einbindung von Indikatoren zur Bewertung der gestalterischen Qualität eines Gebäudes. Die Erfahrungen aus der Praxis zeigten, dass Kriterien wie „Kunst am Bau“ oder „Grundrissqualitäten“ sich im Rahmen einer Zertifizierung nicht hinreichend eignen, um die gestalterische Qualität eines Gebäudes abzubilden. Daher wurde diese in der neuen Version des DGNB Systems gestrichen und auf Kriterienebene der Fokus auf den prozessualen Aspekt der Durchführung eines Architekturwettbewerbs gelegt. „Ein Wettbewerb impliziert die Sensibilisierung für gestalterisch-qualitative Themen eines Bauprojekts und kann dazu beitragen, die architektonische Qualität eines Gebäudes positiv zu beeinflussen“, erklärt DGNB Vizepräsident Martin Haas. Mit dieser Lösung gibt sich die DGNB allerdings nicht zufrieden. Gemeinsam mit führenden Experten aus der Architektur- und Immobilienbranche wird in den kommenden Monaten ein Weg erarbeitet, wie die gestalterische und baukulturelle Qualität eines Gebäudes in der Zertifizierung bestmöglich abgebildet werden kann.

Die DGNB Systemversion 2015 im Internet.


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