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WWF kritisiert hohen Fleischkonsum – Welchen Ernährungsstil verträgt unsere Erde?

Durchschnittlich 679 Kilogramm Nahrungsmittel nimmt jeder Einwohner Deutschlands jedes Jahr zu sich. Um diese Lebensmittel herzustellen, werden pro Person rund 1.562 m² Ackerfläche benötigt. Ein großer Teil davon liegt im Ausland und wird dort vor allem für den Anbau von Soja verwendet. Laut der neuen WWF-Studie „Das große Fressen“ wird sich die weltweit pro Person verfügbare Ackerfläche jedoch bis 2050 auf 1166 m² pro Person und Jahr verringern. Dass erfordert laut WWF deutliche Veränderungen unserer Ernährungsgewohnheiten, vor allem der Fleischkonsum müsse reduziert werden.

Berlin (csr-news) > Durchschnittlich 679 Kilogramm Nahrungsmittel nimmt jeder Einwohner Deutschlands jedes Jahr zu sich. Um diese Lebensmittel herzustellen, werden pro Person rund 1.562 m² Ackerfläche benötigt. Ein großer Teil davon liegt im Ausland und wird dort vor allem für den Anbau von Soja verwendet. Laut der neuen WWF-Studie „Das große Fressen“ wird sich die weltweit pro Person verfügbare Ackerfläche jedoch bis 2050 auf 1166 m² pro Person und Jahr verringern. Dass erfordert laut WWF deutliche Veränderungen unserer Ernährungsgewohnheiten, vor allem der Fleischkonsum müsse reduziert werden.

„Wir sind dabei unseren Planeten leer zu fressen“, warnt Tanja Dräger de Teran, WWF-Referentin für Nachhaltige Landnutzung, Klimaschutz und Ernährung. Unser Ernährungsstil fördert den anthropogenen Klimawandel und in weiten Teilen der Welt die Zerstörung der Umwelt. Der hohe Fleischkonsum wirke zudem wie ein „Brandbeschleuniger“ für die globale Klimaveränderung, so der WWF. Rund 45 Prozent der in Deutschland verfügbaren Fläche wird von der Landwirtschaft genutzt, das sind etwa 16,8 Millionen Hektar, der größte Teil davon für die Produktion von Lebensmitteln und Tierfutter. Doch diese Fläche reicht bei Weitem nicht aus, um den hiesigen Nahrungsmittelbedarf zu decken. Deshalb werden mehr als 5,5 Millionen Hektar landwirtschaftlicher Fläche im Ausland genutzt, fast die Hälfte davon in Südamerika. Allein Brasilien steuert über ein Viertel dieser Fläche bei. Die Zahl an sich zeigt nur ein Teil des Problems, tatsächlich stehen mehr als 30 Prozent der importierten Lebens- und Futtermittel mit Waldzerstörung im Zusammenhang und auf der anderen Seite geht in Deutschland durch Monokulturen die Artenvielfalt verloren.

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Quelle: WWF-Studie „Das große Fressen“

Aus diesem Umstand ergeben sich zahlreiche Fragen. Beanspruchen wir eigentlich mehr Fläche, als uns eigentlich zusteht, wie lässt sich die Flächenbeanspruchung reduzieren und für welche Produkte wird die Fläche überhaupt benötigt? Fast 70 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche werden für die Herstellung von Tierfutter benötigt. Auf die gesamten pflanzlichen Nahrungsmittel entfallen noch nicht einmal 30 Prozent des spezifischen Flächenbedarfs. Alleine ein Hamburger mit Pommes benötigt 3,56 m² Agrar-Fläche und rund 2,48 kg CO2-Emissionen. Neben dem Flächenverbrauch hat die Herstellung von Lebensmittel nämlich auch Auswirkungen auf die Treibhausgasemissionen. Pro Person können im Jahr etwa 2.000 Kilogramm an Emissionen auf die Nahrungsmittelerzeugung zurückgeführt werden, und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von der Düngung über die Lagerung bis hin zur Weiterverarbeitung. Mehr als zwei Drittel davon entfallen auf die Herstellung tierischer Erzeugnisse. Insgesamt verursacht unsere Ernährung knapp 161 Millionen Tonnen klimaschädlicher Emissionen, zum Vergleich, insgesamt belaufen sich die Emissionen in Deutschland auf 940 Millionen Tonnen.

Zukünftig wird der globale Druck auf die verfügbare Ackerfläche wachsen, prognostiziert der WWF. Bei einer Weltbevölkerung von schätzungsweise 9,6 Milliarden Menschen wird sich die verfügbare Ackerfläche bis 2050 jedoch auf etwa 1166 m² pro Kopf und Jahr verringern. Würden sich die Einwohner Deutschlands bis dahin gesund ernähren und auf den übermäßigen Fleischkonsum verzichten und vermeidbare Abfälle an Nahrungsmitteln auch tatsächlich vermeiden, dann ließen sich daraus bereits pro Person 271 m² Ackerfläche einsparen. Ein wichtiger Schritt, dessen Realisierung höchst zweifelhaft ist und der, sollte er trotzdem erreicht werden, längst nicht genügen würde. Die Frage ist also, welche Lebensmittel sollen zukünftig auf der dann noch zur Verfügung stehenden Fläche angebaut werden, um die Bevölkerung weiterhin ausreichend mit Lebensmitteln zu versorgen?

In Abstimmung mit Ernährungswissenschaftlern hat der WWF deshalb ein Zukunftsszenario 2050 mit einer Ernährungspyramide entwickelt, die abwechslungsreiche Ernährung mit den ökologischen Grenzen der Erde in Einklang bringt. „Unsere Ernährung soll gesund, umwelt- und klimafreundlich sein. Zugleich muss jeder satt werden und essen soll auch Spaß machen. Was sich zunächst wie ein Widerspruch anhört, geht tatsächlich Hand in Hand“, erklärt Dräger de Teran. Vor allem der enorme Konsum tierischer Lebensmittel wie Fleisch, Milch und Eier sei sowohl ökologisch als auch gesundheitlich kritisch zu bewerten. Laut der WWF-Ernährungspyramide müsste daher vor allem der aktuell ohnehin ungesund hohe Fleischkonsum auf 350 Gramm pro Woche halbiert werden. Im Ausgleich dafür plädiert der WWF für einen deutlich vielfältigeren Speiseplan. Die neue Ernährungspyramide beinhaltet mehr Getreideprodukte, Nüsse und Gemüse. Neu hinzukommen Leguminosen, wie etwa Lupine oder Linsen, die sich derzeit bei den durchschnittlichen Ernährungsgewohnheiten kaum wiederfinden.

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Quelle: WWF-Studie „Das große Fressen“

Die WWF-Studie „Das große Fressen“ als Zusammenfassung oder vollständig zum Download.


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