Berlin (csr-news) > Berlin (csr-news) > Handwerker und kleiner Betriebe sind die Unternehmen aus der Nachbarschaft. Sie können einen wichtigen unternehmerischen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten. Auch wenn sich zahlreiche Betriebe in ihrem Umfeld engagieren, so mangelt es noch an der systematischen Auseinandersetzung mit CSR. Die Organisation Verbraucher Initiative hat deshalb das CSR-Engagement von klein- und mittelständischen Betrieben aus „Friseurhandwerk“, „Kfz-Werkstätten“ und „Pflegedienstleistung“ untersucht. Teil 3: CSR bei Pflegeeinrichtungen.
Die Gründe für den Nachholbedarf beim Thema CSR sind unterschiedlich. Es fängt an mit Begrifflichkeiten, noch immer ist längst nicht allen Unternehmern und Handwerkern das Konzept von CSR bekannt, und noch im Jahr 2011 gaben mehr als die Hälfte der Befragten in einer Studie an, sich nicht mit nachhaltiger Unternehmensführung zu beschäftigen. Und oftmals werden erfolgreiche Maßnahmen verantwortungsvoller Unternehmensführung im eigenen Betrieb nicht als CSR wahrgenommen. Kunden sind neben Mitarbeitern die wichtigste Anspruchsgruppe kleinerer Unternehmen. Im Rahmen ihres Projekts hat die Verbraucher Initiative Interviews mit Branchenvertretern und Unternehmen aus dem Friseurhandwerk, dem KFZ-Gewerbe und dem Bereich der Pflegedienstleistung geführt und in allen drei Bereichen auch Kundenbefragungen durchgeführt. Die Ergebnisse wurden in drei Branchendokumentationen zusammengefasst und um Praxisbeispiele sowie branchenspezifische Checklisten ergänzt.
CSR bei Pflegeeinrichtungen
Die zunehmende Alterung der Gesellschaft bringt einen Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland mit sich. Schon heute sind rund 2,5 Millionen Menschen auf eine unterstützende Pflege angewiesen, bis 2020 sollen es nach Modellrechnungen fast 3 Millionen sein. Doch längst nicht alle werden auch von professionellen Pflegediensten oder in Pflegeheimen betreut. Rund zwei Drittel der Pflegebedürftigen erhalten die Unterstützung von Familienangehörigen, mehr als 500.000 werden in Privathaushalten mit Unterstützung ambulanter Pflegedienste versorgt. Die Pflegeeinrichtungen werden in Deutschland vom Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) überprüft. Dieser beurteilt die Qualität der Pflege und vergibt Noten, die in Transparenzberichten veröffentlicht werden müssen. Auf dem Markt der Pflegedienste sind höchst unterschiedliche Akteure vertreten. Mehr als 60 Prozent der rund 12.300 ambulanten Dienste befinden sich in privater Trägerschaft, die im Durchschnitt 36 Personen betreuen. Der Anteil der gemeinnützigen Träger wie Diakonie und Caritas beträgt rund 36 Prozent. Öffentliche Träger machen nur ein Prozent der Dienste aus. In den Betrieben sind fast 300.000 Menschen beschäftigt, von den rund 70 Prozent in Teilzeit arbeiten. Der Frauenanteil ist mit 88 Prozent sehr hoch. Zudem sind in den Pflegediensten rund 900 Arbeitskräfte als Helfer im freiwilligen sozialen Jahr bzw. im Bundesfreiwilligendienst beschäftigt.
Entsprechend der Größe der Pflegedienste zeigen sich auch ihre CSR-Aktivitäten. Während die großen Pflegeverbände wie Caritas, Diakonie, die Paritätische oder Malteser sich dem Thema durch einzelne Leuchtturmprojekte nähern, ist CSR bei den kleinen regional tätigen Betrieben nur vereinzelt zu erkennen. Ein wesentlicher Schwerpunkt in der Beschäftigung mit unternehmerischer Verantwortung betrifft den Bereich Mitarbeiter, vor allem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Mangel an Fachkräften. Eine Besonderheit betrifft die Mitarbeiter, die nicht im Besitz eines Führerscheins sind, dies scheint durchaus verbreitet zu sein. Manche Betriebe behelfen sich damit, indem sie öffentliche Verkehrsmittel nutzen, andere setzen die betroffenen Mitarbeiter in einem sehr engen Radius ein, sodass sie ihre Tätigkeit auch zu Fuß erledigen können. Zu den wichtigen Themen gehört auch die Qualität der Pflege. Darunter verstehen die Betriebe nicht nur die angemessene Behandlung ihrer Kunden, also der in Pflege befindlichen Personen, sondern auch eine angemessene Bezahlung der Pflegedienstkräfte. Einzelne Dienste versuchen dazu mittels Mitarbeiter- und Kundenbefragungen eigene Kriterien zu entwickeln, um dem Qualitätsbegriff ein solides Fundament zu geben. In einzelnen Betrieben werden dazu auch Maßnahmen zur Förderung der Mitarbeitergesundheit gezählt sowie Fort- und Weiterbildungsangebote. In den Interviews wurde geäußert, dass sich ein solides Qualitätsmanagement motivierend auf die Belegschaft auswirken würde. Unternehmerische Verantwortung wird in der Pflegebranche aber auch unter ökologischen Aspekten betrachtet. Da die Pflegekräfte oftmals mit dem Auto unterwegs sind, ist ein geringer Spritverbrauch von besonderer Bedeutung, Die meisten Pflegedienste setzen deshalb auf kleine, sparsame Autos. Bei Entfernungen bis zu vier Kilometern setzen manche Pflegedienste auch auf Fahrräder und motorisierte Zweiräder wie Roller. Trotz ihres ökologischen Vorteils dienen alle diese Maßnahmen natürlich in erster Linie einem möglichst ökonomischen Einsatz des Fuhrparks. Es gibt aber auch vereinzelte Anbieter, die sich dem Thema „ökologischer Fußabdruck“ nähern und dabei vor allem die Themen Energieverbrauch und Müllvermeidung adressieren.
Als positives Beispiel benennt die Verbraucher Initiative ein Pflegekonzept des Unionhilfswerks. Caring Community heißt es und ist aus bürgerlichem Engagement heraus gegründet worden. Derzeit setzen sich dort mehr als 900 freiwillige und ehrenamtliche Mitarbeiter für soziale Projekte ein. Das Motto des Unionhilfswerks ist „Wir gestalten individuelle Lebensqualität“. Es stellt die Kunden in ihrem Umfeld in den Mittelpunkt der Arbeit und ist auf diese Weise an deren persönlichen Ansprüchen in Bezug auf ihre Lebensqualität orientiert. Dementsprechend ist das Konzept auf die Nachbarschaftshilfe ausgerichtet. Dabei geht es nicht nur um die Pflege älterer Mitbürger sondern um viele verschiedene Betreuungsanlässe. Es geht um ein funktionierendes Gemeinwesen, mit dem Motto „Wir gestalten individuelle Lebensqualität“.
Dokumentation „Corporate Social Responsibility bei Pflegeeinrichtungen“
Hier geht es zum ersten Teil: CSR im Friseurhandwerk.
Hier geht es zum zweiten Teil: CSR im Kfz-Gewerbe