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Managerfragen.org: Spannende Dialoge zwischen Managern und Bürgern

In der Wirtschafts- und Finanzkrise ist Vertrauen zwischen Bürgern und Managern zerbrochen. managerfragen.org will Brücken bauen und Dialogräume schaffen, um Wirtschaft und Gesellschaft ins Gespräch zu bringen. Mit Clemens Brandstetter – ehemaliger Manager, Berater, Buchautor sowie Gründer und Vorsitzender von managerfragen.org – sprach CSR NEWS über Ziele und Arbeitsweise des gemeinnützigen Vereins.

Bonn (csr-news) – In der Wirtschafts- und Finanzkrise ist Vertrauen zwischen Bürgern und Managern zerbrochen. Managerfragen.org will Brücken bauen und Dialogräume schaffen, um Wirtschaft und Gesellschaft ins Gespräch zu bringen. Mit Clemens Brandstetter – ehemaliger Manager, Berater, Buchautor sowie Gründer und Vorsitzender von Managerfragen.org – sprach CSR NEWS über Ziele und Arbeitsweise des gemeinnützigen Vereins.

CSR NEWS: Wer steht hinter Managerfragen.org und wie kamen Sie auf die Idee für diese Plattform?

Clemens Brandstetter: Hinter Managerfragen.org steht ein Team aus unterschiedlichen Persönlichkeiten von jung bis alt, aus Unternehmen und NGOs, aus Politik und Medien. Gemeinsam setzen wir uns für die Vertrauensrückgewinnung zwischen Wirtschaft und Gesellschaft und für den Dialog ein. Die Idee entstand bei mir aus einer Unruhe und Unzufriedenheit, die ich als Führungskraft bei der Deutschen Telekom empfand. Ich beobachtete, dass Fragen wie „Was ist eigentlich gesellschaftliche Unternehmensverantwortung?“ und „Wie weit reicht diese Verantwortung?“ einigen wenigen Persönlichkeiten im Fernsehen überlassen blieben. Etwa ein Dutzend Vertreter aus Unternehmen und Verbänden äußert sich dort, der Rest schweigt. Das hat mich persönlich geärgert, denn zu einer wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Elite zu gehören, das heißt sich einzubringen – und sich nicht zurückzunehmen und auf eigene Ziele zu reduzieren.

Die Idee entstand mit Vincent Menken, damals in verantwortlicher Position im Vorstandsbüro der Bertelsmann Stiftung tätig, wo ebenso darüber nachgedacht wurde: Was bewegt die Welt und was zerreißt sie? So haben wir gemeinsam überlegt: Wie können wir wieder Brücken bauen und angesichts von Sprachlosigkeit und Spaltung wieder Verbindungsräume zwischen Bürgern und Managern schaffen? Aus diesen Gesprächen entstanden im Herbst 2010 vor dem Hintergrund der Wirtschafts- und Finanzkrise die ersten Überlegungen für Managerfragen.org.


Clemens Brandstetter

Warum ist ein Dialog zwischen Managern und Bürgern immer noch selten?

Die wachsende Sprachlosigkeit zwischen Wirtschaft und Gesellschaft ordnet sich in einen Gesamtkontext ein: Diese Vertrauenskrise findet sich ebenso zwischen Politik und Gesellschaft, zwischen Wirtschaft und Politik – jeder misstraut dem anderen. Ein Treiber dabei ist, dass während der Finanz- und Wirtschaftskrise in den Medien ausführlich über Millionenabfindungen für Manager und über Personalabbau trotz großer Gewinne berichtet wurde. Berichte über Verfehlungen von Managern und Vorständen haben stark zu der kritischen Haltung und zum Überdruss in der Gesellschaft geführt. Viele Bürger bezweifeln, dass sich Unternehmen und ihre Manager im Sinne des Gemeinwohls verantwortlich fühlen.

Zugleich steigen die Ansprüche: Das Internet unterstützt die Entwicklung hin zum Austausch und zur direkten Meinungsbildung. Damit steigt die Erwartungshaltung an die Transparenz und die Dialogbereitschaft von Unternehmen. Durch das Internet interessieren sich mehr und mehr Bürger für Wirtschaftsfragen und sie suchen dort nach Antworten.

Wie will Managerfragen.org den Dialog zwischen Unternehmen und Gesellschaft fördern?

Dass geeignete Räume für einen solchen Dialog fehlen, haben wir am Anfang unserer Arbeit als Kernproblem identifiziert. Beide Seiten zeigen ein wachsendes Interesse am Austausch: Auch die Unternehmensvertreten sitzen nicht in einem Elfenbeinturm und blenden ihre Umgebung aus, sondern sie suchen nach Wegen, nahe an den Anforderungen der Gesellschaft zu bleiben. Trotzdem haben Führungskräfte kaum Berührungspunkte mit Bürgern, außer in ihrem privaten Bereich. Unser Grundansatz ist das Brückenbauen, zum einen im Internet über ein Portal: Wie heute Mann und Frau beim Online-Dating zusammenfinden, wollen wir Bürger und Manager in einem ersten Schritt zusammenbringen. Und dann setzen wir auf persönliche Begegnungsformate, wo in einer vertrauensvollen Atmosphäre und außerhalb klassischer Rollen und Verhaltensmuster ein direkter Austausch stattfinden kann.

Wie haben Sie diese Ideen in die Praxis umgesetzt?

Nach dem Start im Oktober 2010 haben wir viele Gespräche geführt, Ideen aufgegriffen und ein Jahr später den Verein Managerfragen.org gegründet. Der Verein ging verschiedene Partnerschaften ein: In einem ersten Schritt haben wir unsere Online-Plattform mit unserem IT-Partner anotheria.net realisiert. Die eigentliche Geburtsstunde von Managerfragen.org war der Launch unserer Plattform im Oktober 2012. Dort sammelten wir erste Erfahrungen damit, wie Bürger in den Dialog gehen und ihre Fragen stellen und wie Manager ein Stück Kontrolle abgeben und sich in den öffentlichen Dialog einbringen.

Welche unerwarteten Äußerungen oder spannenden Dialoge sind Ihnen aus der Anfangszeit besonders in Erinnerung?

Spontan fallen mir zwei Ereignisse ein: Wir hatten gerade das Portal gelauncht und wollten erst noch in einem nächsten Schritt Manager ansprechen, als der Bosch-Aufsichtsratsvorsitzende Franz Fehrenbach auf uns zukam und sagte: „Ich mache mit.“ Wie er auf uns aufmerksam wurde, haben wir nie erfahren, aber wir haben uns sehr über den „Pull“ durch diese renommierte Persönlichkeit gefreut. Und als starker Charakter ist mit Hartmut Mehdorn, Geschäftsführer Flughafen Berlin Brandenburg GmbH, mir haften geblieben. Herr Mehdorn beantwortete Fragen mit klaren persönlichen Statements zeitnah von seinem iPad aus. Obwohl die Kommunikationsverantwortlichen erst Vorbehalte hatten, hat er sich engagiert und persönlich eingebracht.

Was sind die nächsten Themen auf Ihrer Plattform? Und welche Manager werden mitdiskutieren?

Wir greifen alle Themen auf, die Bürger bewegen, und sind für Anregungen offen. Es gibt keine feste Agenda, sondern wir orientieren uns am aktuellen Geschehen. Im ersten Quartal dieses Jahres bilden die Themen „Vertrauen“ und „vertrauensbasierte Führung“ einen Schwerpunkt. Als Manager machen sich dazu u.a. befragbar: Prof. Tom Sommerlatte, ehemaliger Chairman bei Arthur D. Little, und Thomas Sattelberger, ehemals Personalvorstand der Deutschen Telekom. Parallel werden wir mit der Siemens-Managerin Janina Kugel, jüngst als Arbeitsdirektorin in den Konzernvorstand berufen, einen Dialog zum Thema „Karriere und Familie“ starten. Das sind unsere Schwerpunkte zum Jahresanfang.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

CSR NEWS und das CSR MAGAZIN werden in den kommenden Monaten über spannende Dialoge bei Managerfragen.org berichten.


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