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Public Eye Award: Ölkonzern Chevron erhält Schmähpreis

Zum 16. und letzten Mal wurde in Davos der Schmähpreis für verantwortungsloses Unternehmertun, der Public Eye Award, vergeben. In diesem Jahr als Lifetime Award, für den eine Auswahl der bisher prämierten Unternehmen zur Abstimmung standen. Am Ende hat sich eine Mehrheit aus 60.000 Menschen in einer Online-Abstimmung für einen Favoriten entschieden, den amerikanischen Ölkonzern Chevron. Ebenfalls nominiert waren Dow Chemical, Gazprom, Goldman Sachs, Glencore und Walmart.

Davos (csr-news) > Zum 16. und letzten Mal wurde in Davos der Schmähpreis für verantwortungsloses Unternehmertun, der Public Eye Award, vergeben. In diesem Jahr als Lifetime Award, für den eine Auswahl der bisher prämierten Unternehmen zur Abstimmung standen. Am Ende hat sich eine Mehrheit aus 60.000 Menschen in einer Online-Abstimmung für einen Favoriten entschieden, den amerikanischen Ölkonzern Chevron. Ebenfalls nominiert waren Dow Chemical, Gazprom, Goldman Sachs, Glencore und Walmart.

In seiner Laudatio empörte sich Paul Paz y Miño von der nominierenden US-Organisation Amazon Watch besonders über „Chevrons Weigerung, der 2013 erfolgten Verurteilung zur Zahlung von 9,5 Milliarden Dollar Schadenersatz und Reinigungskosten endlich Folge zu leisten. Stattdessen zögern ihre Anwälte und PR-Berater seit 20 Jahren die Gerechtigkeit und damit das Leid der über 30.000 betroffenen Menschen immer weiter hinaus“, so Paz y Miño. Amazon Watch will den Verantwortlichen von Chevron ihren Lifetime Award am kalifornischen Firmenhauptsitz überreichen. Chevron erhielt den Public Eye Award erstmals im Jahr 2006. Grund war die Verschmutzung großer Teile noch unberührten Urwalds im Norden Ecuadors, die wesentlich auf Tätigkeiten der zum Konzern gehörenden Firma Texaco zurückzuführen waren. Texaco hatte mehr als dreißig Jahre lang in Ecuador mit Technologien gearbeitet, die die gängigen Standards unterliefen. Ergebnis war eine beispiellose Verunreinigung der Umwelt. Riesige Land- und Wasserflächen im Amazonasgebiet wurden durch mehr als 68 Milliarden Liter giftiges Abwasser, 64 Millionen Liter ausgelaufenes Rohöl, Giftmüll und durch Abfackeln von Gas sehr stark verschmutzt. Noch heute leidet die lokale Bevölkerung unter schweren gesundheitlichen Problemen, indigene Gemeinschaften war gar vom Aussterben bedroht. Aber anstatt das Gebiet zu reinigen, ließ Texaco die verpesteten Flächen zurück und übernahm keine Verantwortung für die verursachten Schäden. Nach fast 20jährigen rechtlichen Auseinandersetzungen bestätigte 2013 das höchste Gericht Ecuadors ein bestehendes Urteil und verurteilte Chevron zur Zahlung von 9,5 Milliarden US-Dollar Schadenersatz an die Kläger – etwa 30.000 Betroffene die eine Sammelklage eingereicht hatten. Bis heute akzeptiert Chevron das Urteil nicht, bezeichnet es als illegitim bzw. nicht durchsetzbar und wehrt sich weiterhin mit teilweise fragwürdigen rechtlichen Mittel. Unter anderem wurde gegen die Betroffenen Klage wegen Erpressung eingereicht. Diese wehren sich und haben inzwischen sogar eine Klage wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit gegen Chevrons CEO sowie den Vizepräsidenten beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag eingereicht. Bis heute weist Chevron, die 2013 einen Umsatz von mehr als 220 Milliarden US-Dollar erzielten und einen Gewinn von 21 Milliarden US-Dollar erwirtschafteten, jegliche Verantwortung von sich. „Der Chevron-Fall zeigt auf, wie transnationale Unternehmen nicht nur die Anstrengungen der Betroffenen gefährden, sondern auch das Recht auf Wiedergutmachung jener Menschen untergraben, deren Menschenrechte durch transnationale Unternehmen verletzt werden“, so die Begründung für die Nominierung beim Public Eye Lifetime Award.

Im Jahr 2000 wurde Public Eye als Gegenveranstaltung zum World Economic Forum in Davos von Greenpeace und der Erklärung von Bern ins Leben gerufen. Das übergeordnete Ziel war es, zu mehr sozialer und ökologischer Gerechtigkeit beizutragen. Mit den Public Eye Awards wurde die Notwendigkeit wirksamer und rechtlich verbindlicher Maßnahmen für mehr Unternehmensverantwortung aufgezeigt. Insgesamt wurden in dieser Zeit 27 Jury- und Publikumspreise an 23 Firmen vergeben. Keiner davon wurde abgeholt, aber einige den Preisträgern an ihrem jeweiligen Firmensitz übergeben. Sein Ziel, rechtlich verbindliche Maßnahmen für mehr Unternehmensverantwortung wird das Bündnis nun auf politischer Ebene weiterverfolgen und hat dafür den Verein Konzernverantwortungsinitiative gegründet, der die Lancierung eines Volksbegehrens in der Schweiz plant (Bericht auf CSR-NEWS).


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