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Unternehmensstiftungen – Think Tanks und Themenanwälte: Mark Speich im Interview

Zahlreiche Unternehmensstiftungen fördern Innovationen im Bereich der ökologischen Verantwortung. Wie sie ihre Rolle an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Gesellschaft gestalten – ob sie beispielsweise mit Akteuren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft kooperieren – und wie Unternehmen davon profitieren, darüber berichtet Mark Speich in einem Interview. Speich ist Leiter des Arbeitskreises Unternehmensstiftungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und Geschäftsführer der Vodafone Stiftung.

Berlin (csr-news) – Zahlreiche Unternehmensstiftungen fördern Innovationen im Bereich der ökologischen Verantwortung. Wie sie ihre Rolle an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und Gesellschaft gestalten – ob sie beispielsweise mit Akteuren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft kooperieren – und wie Unternehmen davon profitieren, darüber berichtet Mark Speich (Foto) in einem Interview. Speich ist Leiter des Arbeitskreises Unternehmensstiftungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen und Geschäftsführer der Vodafone Stiftung. Die Fragen stellte Annabell Halfmann.

CSR NEWS: Welche Rolle spielen Unternehmensstiftungen als Innovatoren zu Umweltthemen?

Dr. Mark Speich: Wir wissen aus Erhebungen des Bundesverbandes Deutscher Stiftungen, dass Unternehmensstiftungen im Umweltbereich etwa genauso häufig engagiert sind wie die Gesamtheit der Stiftungen. Hingegen sind Unternehmensstiftungen überdurchschnittlich häufig im Bereich Wissenschaft und Forschung aktiv. Als Think Tanks oder Themenanwälte nehmen sie zum Beispiel an dieser Schnittstelle innovative Rollen ein: Etwa indem sie Studien zu bisher wenig beleuchteten Aspekten des Klimaschutzes fördern oder initiieren oder indem sie sich an politische Akteure wenden und Agenda Setting für erneuerbare Energien betreiben.

Nehmen Unternehmensstiftungen die Möglichkeit wahr, mit Akteuren aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft zu kooperieren, um Innovationen im Bereich der ökologischen Verantwortung voranzubringen?

Ja, da hat sich im gesamten Stiftungsbereich – übrigens nicht nur bei den Unternehmensstiftungen – ein Bewusstseinswandel vollzogen. Aus Kooperationsaversion hat sich der Grundsatz entwickelt, dass Kooperationen ein wichtiger Hebel bei der Erreichung der Stiftungsziele sind. Die Zivilgesellschaft ist für Stiftungen, nach anderen Stiftungen, wichtigster Kooperationspartner, gefolgt von staatlichen Einrichtungen. Die Einbindung von Wissenschaftlern erfolgt auf ganz unterschiedlichen Wegen, wie ich beobachtet habe: über Expertengremien, über die dauerhaft fachliche Beratung durch externe Wissenschaftler oder durch den Aufbau eigener Wissenschaftsexpertise bei den Stiftungen.

Ist es für die Unternehmensstiftung leichter als für das Unternehmen selbst, solche Kooperationen einzugehen?

Unternehmensstiftungen sind zwar von Akteuren der wirtschaftlichen Sphäre – den Unternehmen – gegründet, gelten selbst aber als Akteure des Dritten Sektors. Voraussetzung ist, dass sie, im Sinne der Empfehlungen für gemeinnützige Unternehmensstiftungen, vom Stifterunternehmen möglichst unabhängig sind und große eigene Gestaltungsspielräume haben. Dann kann es unter Umständen für die Stiftung leichter sein, Kooperationen einzugehen, weil sie als glaubwürdiger wahrgenommen wird.

Welchen Nutzen haben Unternehmen von Unternehmensstiftungen, die als Innovationstreiber im Bereich der ökologischen Verantwortung agieren?

Unternehmen profitieren dabei auf zweifache Weise: Sie haben zum einem in der Unternehmensstiftung einen Sparringspartner aus der Zivilgesellschaft. Die Stiftung kann das Unternehmen über aktuelle Debatten und Trends zum Beispiel im Bereich Nachhaltigkeit auf dem Laufenden halten; quasi als Seismograph wirken. Die Stiftung erweitert den Horizont des Unternehmens jenseits betriebswirtschaftlicher Aspekte auf volkswirtschaftliche, ordnungspolitische und gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge und verbessert damit das Wirken des Unternehmens. Das bewirkt außerdem einen positiven Imagetransfer und einen Reputationsgewinn.

Wie fließen Innovationen und Themen in das Unternehmen zurück?

Unternehmen nutzen das Wissen, das Knowhow und die Expertise, die sich über ihre Stiftung ansammeln, häufig über Tools der internen Kommunikation, über Austausch in gemeinsamen Veranstaltungen oder im Rahmen von Human Resources. Ich kenne zum Beispiel eine Geschäftsführerin einer Unternehmensstiftung mit dem Zweck Umwelt, die nun wieder im Unternehmen als Beauftragte für Nachhaltigkeit arbeitet.

Herzlichen Dank!


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