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“The Dark Side of Coal”: Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien und Kritik an “Bettercoal”

Nach einem Bericht der niederländischen NGO PAX haben die Bergbauunternehmen Drummond und die Glencore-Tochter Prodeco in Kolumbien mit Paramilitärs kooperiert. „Wir haben neun Quellen, die besagen, dass Drummond die Paramilitärs zwischen 1996 und 2006 mit bedeutenden Summen finanziell unterstützt hat“, erklärte Marianne Moor von PAX in der vergangenen Woche bei der Vorstellung des Berichts „The dark side of coal“ in Berlin. Uneinig sind sich die niederländischen NGOs in ihrem Umgang mit der Industrie-Initiative „Bettercoal“, die Menschenrechtsverletzungen verhindern soll.

Berlin (csr-news) – Nach einem Bericht der niederländischen NGO PAX haben die Bergbauunternehmen Drummond und die Glencore-Tochter Prodeco in Kolumbien mit Paramilitärs kooperiert. „Wir haben neun Quellen, die besagen, dass Drummond die Paramilitärs zwischen 1996 und 2006 mit bedeutenden Summen finanziell unterstützt hat“, erklärte Marianne Moor von PAX in der vergangenen Woche bei der Vorstellung des Berichts „The dark side of coal“ in Berlin. Uneinig sind sich die niederländischen NGOs in ihrem Umgang mit der Industrie-Initiative „Bettercoal“, die Menschenrechtsverletzungen verhindern soll.

Die kolumbianische Bergbauregion Cesar überzogen Paramilitärs von 1996 bis 2006 mit einer Welle der Gewalt. Morde und Morddrohungen schwächten den Kampf der Gewerkschaften für bessere Arbeitsbedingungen und vertrieben Zehntausende aus der Region. „Aus zahlreichen Aussagen geht hervor, dass besonders Drummond, aber auch Prodeco, in verschiedener Weise mit den Paramilitärs der Juan Andrés Alvarez Front kooperiert haben“, so Moor. Die Unternehmen hätten paramilitärische Gruppen finanziell unterstützt, Informationen über Aktivitäten oder über kritische Gewerkschafter weitergegeben und die Ermordung von drei Gewerkschaftsführern im Jahr 2001 mit verschuldet.

In Deutschland sind RWE, E.ON und Vattenfall Adressaten des NGO-Protests, denn Drummond und Prodeco sind nach deren Überzeugung bedeutende Kohlelieferanten der deutschen Energieversorger. Und die NGOs kritisieren die Industrie-Initiative Bettercoal, die auf eine nachhaltige Kohlegewinnung hinwirken soll. Sebastian Rötters, Kohleexperte von PowerShift, zeigte sich überzeugt, dass es sich bei Bettercoal „lediglich um eine bedeutungslose Industrieveranstaltung handelt, die das Ansehen der Kohle verbessern soll“. So weigere sich Better Coal, einen Blick auf Menschenrechtsverletzungen in der Vergangenheit zu richten. Die NGOs suchen deshalb das Gespräch mit Politikern, um eine gesetzliche Regulierung der Kohleeinfuhr zu erreichen. Der Kohlemarkt brauche mehr Transparenz und die „schwarzesten Schafe“ müssten aussortiert werden. Weiter sagte Rötters gegenüber CSR NEWS: „Ich bin vorsichtig optimistisch, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen.“

PAX hat bis zum vergangenen Jahr im Stakeholder Advisory Board mit Bettercoal zusammengearbeitet und die Zusammenarbeit dann aufgekündigt. Dafür ist die niederländische katholische Entwicklungshilfeorganisation Cordaid neu in den Dialog mit der Industrie-Initiative eingetreten. Der politische Cordaid-Berater Paul van den Berg ist mit der Organisation von Bettercoal nicht zufrieden. Mehr Transparenz bei den Audits würde deren Akzeptanz stärken, so der NGO-Experte. Allerdings sei Bettercoal eine noch sehr junge Initiative und sollte eine Chance erhalten, sich zu entwickeln. Ansätze zu einer Einbindung der Zivilgesellschaft gebe es dort ja bereits. Beim wichtigen Thema Menschenrechte hält van den Berg den Blick in die Vergangenheit – auf mögliche Verwicklungen von Minenbetreibern und Paramilitärs – für wichtig. Allerdings sei hier die kolumbianische Regierung der wichtigste Akteur, die etwa Unternehmen zur Kompensationszahlungen verpflichten könne.

Bettercoal-Geschäftsführer Martin Christie bedauert das Ausscheiden von PAX aus der Zusammenarbeit. „Pax hat viel zu unserem Assesment Tool Kid und zum Kodex beigetragen“, sagte Christie gegenüber CSR NEWS. Die nun hinzugekommene NGO Cordaid sehe die Bedeutung von Stakeholder-Dialogen für die Erzielung von Fortschritten. Christie: „Die Debatte ist polarisiert worden und unser Ziel ist es, vor Ort Fortschritte zu erreichen.“ Bettercoal wolle den Einkäufern die Informationen an die Hand zu geben, die diese für verantwortungsvolle Entscheidungen benötigten. „Zugleich wollen wir Veränderungen an der Basis bewirken. Dazu stimmen wir Aktionspläne mit den Bergbauunternehmen ab, die beispielsweise auch Menschenrechtsthemen abdecken können“, so Christie.

Zu den Vorwürfen im Bericht „The dark side of coal“ erklärte ein RWE-Sprecher, der Konzern habe zwischen 1996 und 2006 keine direkte Beziehung mit Drummond oder Prodeco gehabt. Ziel der Bettercoal-Initiative sei es, im Laufe der nächsten Jahre Audit-Ergebnisse aus den wesentlichen Exportminen in einer Datenbank zu erfassen und die erforderlichen Verbesserungen auf den Weg zu bringen. „Wir sind mit dem derzeitigen Fortschritt sehr zufrieden“, so der Sprecher. Von E.ON hieß es: „Wir stehen mit unseren Handelspartnern in einem ständigen Informationsaustausch. Dieser umfasst selbstverständlich auch die Themen Menschenrechte, Arbeitsbedingungen und Unternehmensführung.“ Weiter sagte der Sprecher, E.ON erkenne den Bettercoal-Kodex als Standard für ein soziales, umweltbewusstes und ethisches Verhalten in der Kohlelieferkette an und fördere ihn. Und Vattenfall erklärte, die NGO-Kritik an Drummond und Prodeco sehr ernst zu nehmen. „Allerdings sehen wir uns als Energieunternehmen nicht in der Lage, die Rolle eines Gerichts einzunehmen und werden uns kein Urteil erlauben“, so der Vattenfall-Sprecher. Diese Verantwortung liege bei der kolumbianischen Regierung und dem kolumbianischen Rechtssystem. „Der Einfluss von Vattenfall als Einzelunternehmen auf den weltweiten Kohlemarkt ist allerdings begrenzt.“

Der Bericht „The dark side of coal“ >> als PDF (englisch) zum Download


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