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Smartphones – Hersteller berichten nur oberflächlich über Nachhaltigkeit

Der Name ist Programm. Die Macher des Fairphone wollen beweisen, das Elektronik auch fair und umweltfreundlich produziert werden kann. Das scheint allerdings schwieriger zu sein, denn im neuen Rank a Brand „Sustainable Electronic Report“ konnte auch das Fairphone nicht vollständig überzeugen, war aber dennoch der einzige Hersteller, der das Prädikat „empfehlenswert“ erhalten hat.

Berlin (csr-news) > Der Name ist Programm. Die Macher des Fairphone wollen beweisen, das Elektronik auch fair und umweltfreundlich produziert werden kann. Das scheint allerdings schwieriger zu sein, denn im neuen Rank a Brand „Sustainable Electronic Report“ konnte auch das Fairphone nicht vollständig überzeugen, war aber dennoch der einzige Hersteller, der das Prädikat „empfehlenswert“ erhalten hat.

Für die Studie hat die Nachhaltigkeitsinitiative Rank a Brand gemeinsam mit der niederländischen Umweltschutzorganisation „Friends of Earth“ die zwanzig wichtigsten Hersteller von Smartphones, Tablets und Computern unter die Lupe genommen. Fazit: Die etablierten Hersteller schneiden auf breiter Front enttäuschend ab. Neben dem Newcomer und kleinen Start-up Fairphone konnten nur Apple und Nokia in Ansätzen mit ihren Maßnahmen zur ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit überzeugen. Mario Dziamski, Geschäftsführer von Rank a Brand: „Der Weg der Hersteller zu fairen und umweltfreundlichen Abbau- und Produktionsbedingungen ist noch sehr weit. Erste Schritte in die richtige Richtung sind zwar gemacht. Mehr als ein Anfang ist das allerdings bei Weitem nicht“. Deutlich wird dies beispielsweise in den Nachhaltigkeitsberichten. Deren Informationen sind oftmals kaum belastbar und überprüfbar „Nicht mehr als schön verpackte Worthülsen“, nennt das Dziamski. „Mit Blick auf zunehmend kritisch hinterfragende Konsumenten tun sich die Markenhersteller damit keinen Gefallen“. Drei Viertel der Hersteller blieben in ihrer Berichterstattung zu Arbeitsbedingungen, Klima- und Umweltschutz nur an der Oberfläche. Bei Herstellern wie HTC, Microsoft oder Nintendo liegt der Verdacht nahe, dass Nachhaltigkeit nicht substanziell, sondern vorrangig kommunikativ angegangen wird, so ein Fazit der Untersuchung.

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Beim Thema Arbeitsbedingungen zeigen sich die Probleme sehr deutlich. Dieses Thema genießt bei den Herstellern im Vergleich zu ökologischen Themen einen höheren Stellenwert, führt aber dennoch nicht zu durchgreifenden Verbesserungen. So verfügen zwar 19 von 20 der untersuchten Hersteller über einen Verhaltenskodex für ihre Lieferanten, außer bei Fairphone und Hewlett Packard ist dieser jedoch nicht vollständig verpflichtend. Schlüssige Angaben zu umgesetzten Maßnahmen und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Fabriken können auch nur diese beiden Hersteller machen. Im Ergebnis kann keiner der Hersteller eine hundertprozentig faire Herstellung seiner Produkte garantieren. Einer der Gründe, warum auch das Fairphone Punktabzüge hinnehmen musste. Beim Thema Konfliktmineralien ergibt sich ein ähnliches Bild. 85 Prozent der untersuchten Hersteller wirken in mindestens einer Initiative mit, um den Notwendigkeiten zur Verbesserung der Arbeitnehmer- und Umweltbedingungen beim Abbau von Metallen und Mineralien nachzugehen. Nur Fairphone und Apple können jedoch aufweisen, dass mindestens eines der verarbeiteten Mineralien konfliktfrei bezogen wird. Insgesamt überzeugen in Ansätzen nur Fairphone, HP und Apple. Dies sind gleichzeitig auch die einzigen drei Hersteller, die ausführliche Listen aller beauftragten, direkten Zulieferer sowie Schmelzhütten veröffentlichen.

Dem Umwelt- und Klimaschutz widmen sich dagegen alle untersuchten Unternehmen und berichten auch darüber. 80 Prozent veröffentlichen zudem eine aussagekräftige Klimabilanz und immerhin 55 Prozent können auch auf sichtbare Reduzierungen ihrer Emissionen verweisen. Bei weiteren Aspekten werden dann die Unterschiede deutlich. Beispiel erneuerbare Energien. In diesem Punkt kann nur Apple mit einem Anteil von 75 Prozent überzeugen. Über konkrete Klimaschutzmaßnahmen in der Produktionskette oder über weitergehende Klimaschutzziele haben jedoch immer nur einzelne Unternehmen etwas zu sagen. Weitet man das Spektrum auf den Umweltschutz aus und nimmt Kriterien wie Recycling, Wasserverbrauch oder gefährliche Chemikalien dazu, dann werden die Angaben immer dünner. Der Schwerpunkt wurde bei den diesjährigen Untersuchungen auf Themen zum Produktlebenszyklus und Müllvermeidung gelegt. Fairphone konnte zu diesen Themen insgesamt am deutlichsten überzeugen, beispielsweise durch eine sehr hohe Rücknahmequote. Gemeinsam mit Samsung ist Fairphone außerdem der einzige Hersteller, der zu über 10 Prozent recyceltes Plastik in den Geräten verarbeitet. Das Fairphone ist darüber hinaus mit austauschbaren Batterien sowie universellen Ladegeräten ausgestattet. In der Summe bleiben alle anderen untersuchten Hersteller bezüglich solcher Maßnahmen zum Produktlebenszyklus und Müllvermeidung deutlich zurück.

 


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