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Wasserkreislauf: „Was wir hineingeben, kommt zu uns zurück“

Lässt sich das Eindringen anthropogener Spurenstoffe in den Wasserkreislauf vermeiden? Und welchen Schaden richten sie dort an? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein Koordinierungsausschuss der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft (DWA). „Wasser ist das typische Beispiel für eine Kreislaufwirtschaft“, sagt DWA-Vizepräsident Prof. Wolfgang Günthert. „Alles, was wir hineingeben, kommt wieder zu uns zurück.“ Der Wasserwissenschaftler verweist im Gespräch mit CSR NEWS auf den hohen Wert der Kanalisationssysteme und darauf, dass Wassersparen nicht immer richtig und eine Privatisierung in der Wasserwirtschaft manchmal geboten ist.

München (csr-news) – Lässt sich das Eindringen anthropogener Spurenstoffe in den Wasserkreislauf vermeiden? Und welchen Schaden richten sie dort an? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein Koordinierungsausschuss der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft (DWA). „Wasser ist das typische Beispiel für eine Kreislaufwirtschaft“, sagt DWA-Vizepräsident Prof. Wolfgang Günthert. „Alles, was wir hineingeben, kommt wieder zu uns zurück.“ Der Wasserwissenschaftler verweist im Gespräch mit CSR NEWS auf den hohen Wert der Kanalisationssysteme und darauf, dass Wassersparen nicht immer richtig und eine Privatisierung in der Wasserwirtschaft manchmal geboten ist.

Anthropogene Spurenstoffe sind organische Schadstoffe wie Human-und Veterinärpharmaka, Industriechemikalien, Körperpflege- und Waschmittel, Nahrungs- und Futtermittelzusatzstoffe oder Schädlingsbekämpfungsmittel. Über die Wirkung mancher dieser Chemikalien auf die Natur und den Menschen ist noch wenig bekannt. In der politischen Diskussion steht deshalb die Einführung einer vierten Klärstufe an den Kläranlagen, um damit Spurenstoffe soweit wie möglich aufzufangen.

Für Günthert ist das jedoch keine ausreichende Lösung: „Es macht wenig Sinn, einen kleinen Teil dieser Chemikalien mit relativ hohem Aufwand abzufangen“, sagt der Wasserexperte. Denn anthropogene Spurenstoffe gelangen auf unterschiedlichen Wegen in den Wasserkreislauf: Neben dem Abwasser werden sie zum Teil mit dem Niederschlagswasser transportiert, zum Teil stammen sie unmittelbar aus der industriellen Produktion. Veterinärpharmaka gelangen über die Gülle auf die Felder und von dort in den Wasserkreislauf. Günthert verweist auf Forschungsprogramme in Bayern und Nordrhein-Westfalen, die Aufschlüsse über die Verteilung solcher Stoffe in den Gewässern, deren Herkunft und darüber geben sollen, wie sich der Eintrag in den Wasserkreislauf verhindern lässt.

In der Pflicht sieht Günthert dabei auch den Verbraucher und den Handel. „Nicht verwendete Arzneimittel gibt es in fast jedem Haushalt. Wer sie in die Toilette kippt, der trägt dazu bei, dass sie in den Wasserkreislauf gelangen.“ Dass eine steigende Zahl an Apotheken eine Rücknahme dieser Pharmaka anbiete, sei ein wichtiger Schritt.

Wassersparen kann schaden

Überhaupt scheint der richtige Umgang mit Wasser keine einfache Angelegenheit zu sein. So sei der Appell an das Wassersparen „ideologisch ganz toll“, zumal sich so auch die Abwassermenge reduzieren lasse. Aber auf das Kanalisationssystem kann das erfolgreiche Wassersparen eine schädliche Auswirkung besitzen. Denn unsere Kanalisationen sind als Schwemmsystem angelegt: Fäkalien werden mit dem Wasser weitertransportiert. Fließt nicht genug Wasser, entstehen Geruchsbelästigungen und Korrosionsschäden. Und auch auf der anderen Seite des Systems, der Trinkwasserzuleitung, bestehen Probleme: Steht das frische Wasser zu lange in den Leitungen, kann es verkeimen.

Privatisierung und ihre Grenzen

„Die Kanalisation ist der höchste Wert in der kommunalen Infrastruktur“, sagt Günthert, deutlich wertvoller etwa als der Bestand an Straßen. Dass Kommunen angesichts knapper öffentlicher Haushalte dazu übergegangen sind, dieses „Tafelsilber“ zu verkaufen, hat kontroverse Debatten ausgelöst. Am besten seien Abwassersysteme und Abwasserbehandlung in kommunaler Hand aufgehoben, so Günthert, denn „die Bürger identifizieren sich damit, wenn diese Systeme in kommunalem und damit im Bürgereigentum bleiben.“ Was für Deutschland gelte, dürfe allerdings nicht auf andere Länder übertragen werden: „Das Betriebspersonal ist das beste und wichtigste Kapital der Kläranlagen“, so der Wissenschaftler. Kommunen und Zweckverbände in Deutschland verfügen über solche gut ausgebildeten Mitarbeiter. In Indien beispielsweise sehe das allerdings ganz anders aus und es seien dort private Unternehmen, die solches Personal vorhalten und Kläranlagen zuverlässig betreiben könnten.

Damit sei aber nicht gesagt, dass privaten Unternehmen in der deutschen Wasserwirtschaft eine untergeordnete Bedeutung zukäme, so Günthert. Denn über den Bau von Kanalisationen und Kläranlagen, deren Wartung und Sanierung sowie als Inspekteure sei die Privatwirtschaft an vielen Stellen beteiligt.

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