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Kinderarbeit auf Tabakplantagen in den USA

Washington (csr-news) > Auf Tabakplantagen in den USA arbeitende Kinder kommen dort in Kontakt mit Nikotin und toxischen Pestiziden und sind anderen Gefahren ausgesetzt, so Human Rights Watch in einem aktuell veröffentlichten Bericht. Obwohl das US-Recht den Verkauf von Tabakprodukten an Kinder verbietet, dürfen Minderjährige in den USA legal auf Tabakplantagen arbeiten. Die weltweit führenden Tabakfirmen kaufen zwar in den USA angebauten Tabak ein, verfügen jedoch nicht über Richtlinien zu Kinderarbeit, die Kindern einen ausreichenden Schutz vor gefährlicher Arbeit bieten. Der 138-seitige Bericht „Tobacco’s Hidden Children: Hazardous Child Labor in US Tobacco Farming“ dokumentiert, unter welchen Bedingungen Kinder in den vier US-Bundesstaaten arbeiten, aus denen 90 Prozent der gesamten US-Tabakproduktion stammen: North Carolina, Kentucky, Tennessee und Virginia. Die befragten Kinder klagten über Erbrechen, Übelkeit, Kopfschmerzen und Schwindel während der Arbeit auf den Tabakplantagen – Symptome, die bei akuter Nikotinvergiftung auftauchen. Viele Minderjährige sagten außerdem, sie hätten lange Arbeitszeiten mit unbezahlten Überstunden, häufig bei extremer Hitze, ohne Schatten oder ausreichende Pausen. Dabei trügen sie keine bzw. keine angemessene Schutzkleidung. „Mit dem Ende des Schuljahres gehen die Kinder wieder auf die Tabakfelder, wo sie nicht vermeiden können, dass sie mit gefährlichem Nikotin in Kontakt geraten, selbst wenn sie keine einzige Zigarette rauchen“, so Margaret Wurth, Kinderrechtsexpertin von Human Rights Watch und Mitautorin des Berichts. „Es ist keine Überraschung, dass Kinder krank werden, wenn sie auf den Tabakfeldern Giftstoffen ausgesetzt sind.“ Bei der Arbeit auf den Tabakfeldern werden Kinder auch anderen Gefahren ausgesetzt: Dazu gehören der Einsatz gefährlicher Werkzeuge und Maschinen, das Heben schwerer Lasten sowie die ungesicherte Arbeit in großer Höhe beim Aufhängen des Tabaks in Scheunen. Einige der befragten Kinder gaben zudem an, in nahegelegenen Feldern seien Pestizide versprüht worden. Deren Dunst sei über sie hinweggezogen und habe zu Erbrechen, Schwindel, Atembeschwerden und brennenden Augen geführt. Viele der beim Tabakanbau eingesetzten Pestizide sind bekannte Neurotoxine, also Giftstoffe, die das Nervensystem angreifen. Zu den Langzeitfolgen des Kontakts mit Pestiziden im Kindesalter können Krebserkrankungen, Lernstörungen und Unfruchtbarkeit gehören. Kinder sind besonders gefährdet, da sich bei ihnen Körper und Gehirn noch in der Entwicklung befinden. Human Rights Watch schrieb Briefe an zehn amerikanische und globale Tabakfirmen, in vielen Fällen kam es auch zu Treffen mit Vertretern der Unternehmen. Human Rights Watch forderte die Unternehmen auf, Richtlinien zu verabschieden bzw. bestehende Regeln anzupassen, um gefährliche Kinderarbeit in ihrer Lieferkette zu verhindern. „Tabakfirmen sollen keine Profite mit gefährlicher Kinderarbeit machen“, so Wurth. „Sie tragen die Verpflichtung, umfassende und klare Regelungen zu treffen, die Kinder von der gefährlichen Arbeit auf den Tabakfeldern befreien und dafür sorgen, dass die Anbaubetriebe sich an die Regeln halten.“ Jedes Jahr arbeiten in den USA mehrere Tausend Kinder in der Landwirtschaft, für den Tabakanbau liegen keine gesonderten Zahlen vor.

 


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