Düsseldorf (csr-news) – Einen eingeschränkten Blick auf die Wahrnehmung gesellschaftlicher Verantwortung sieht der Bayreuther Sportwissenschaftler Prof. Markus Kurscheid beim Profifußball: „Leider sind die meisten Konzepte doch sozial“, sagte Kurscheid am 28. April in Düsseldorf. In Sachen Corporate Social Responsibility (CSR) sei der HSV weit führend. Weiter sagte der Sportwissenschaftler, wir „müssen verlangen, dass sich DFB und DFL dort auch engagieren, und zwar systematisch“. Die Verantwortung des Profifußballs gegenüber der Gesellschaft gründet auch darin, dass die Vereine öffentliche Gelder in Anspruch nehmen. Kurscheid: „Dieses Geschäft des Profifußballs wäre so nicht möglich, wenn Vereine ihre Stadien selber bauen und bezahlen müssten.“
Kurscheid sprach bei den vom nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium veranstalteten 6. Ständehausgesprächen zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen. In seiner Begrüßung bezeichnete NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) den Fußball als ein Milliardengeschäft, das zugleich „tief in unseren Herzen verwurzelt“ sei. Duin weiter: „Je größer die Begeisterung für Fußball ist, umso mehr Verantwortung wächst den Vereinen zu.“ Wer diese Verantwortung insbesondere trägt, ließ die erweiterte Mannschaftsdefinition des Wirtschaftsministers erkennen: „Zur Mannschaft gehören auch Aufsichtsrat, Geschäftsführung und Trainer.“ Insbesondere an die erstgenannten richtete Duin den Hinweis, dass ein gutes Management wirtschaftliche Überlegungen nicht auf rein betriebswirtschaftliche Gesichtspunkte reduzieren dürfe. Als Beispiel für Verantwortungsthemen im Profifußball nannte der Minister die europaweite Diskussion „zum verantwortungsvollen Umgang mit Nachwuchstalenten aus Afrika und Südamerika, die eigentlich noch Kinder sind.“
Dazu sagte Hans-Joachim Watzke, der Vorsitzende der Geschäftsführung von Borussia Dortmund, in einer anschließenden Diskussionsrunde: „Wir werden oft für Dinge verantwortlich gemacht, die wir nicht verantworten.“ Ursächlich für diesen Missstand sei das sogenannte „Boßmann-Urteil“ des Europäischen Gerichtshofes aus dem Jahr 1995, das die im europäischen Sport bestehenden Restriktionen für Ausländer zu Fall brachte. Auch zu anderen Themen verwies der Fußballmanager auf die Verantwortung der Gesellschaft. Zu den gewaltsamen Ausschreitungen am Rande von Fußballspielen sagte Watzke: „Der Fußball bildet diese Gesellschaft eins zu eins ab. Und wenn wir in dieser Gesellschaft eine Tendenz zur Verrohung haben, dann macht das vor dem Fußball nicht halt.“ Bei der Frage nach den Produktionsbedingungen von Merchandising-Artikeln sprach der Manager über die Qualitätszusagen der Markenartikler, von denen diese Produkte bezogen würden und auf die sich der BVB verlassen müsse.
Und auch Michael Schade, Sprecher der Geschäftsführung von Bayer 04 Leverkusen, verwies bei Verantwortungsfragen an den Profifußball zurück auf die Gesellschaft. So sagte Schade auf die Frage zur Nachhaltigkeit des Speiseangebotes bei Fußballveranstaltungen zur Begründung für den Verkauf von Würstchen und Süßgetränken: „Sie müssen den Erwartungshorizont ihrer Klientel im Blick halten.“ Der Manager verwies auf das starke Engagement im sozialen Bereich, in das sein Verein rund eine Million Euro pro Jahr investiere. Schade: „Ich finde, das ist auch eine wichtige Aufgabe des Fußballs, und dem kommen die Vereine sehr gut nach.“