Hückeswagen (csr-news) – In Sachen CSR-Berichte ist vieles in Bewegung – und noch mehr im Unklaren. Nach einer Einigung innerhalb der EU-Gremien werden voraussichtlich Unternehmen mit über 500 Mitarbeitern zu gesellschaftlicher Verantwortung berichten müssen, wenn sie kapitalmarktrelevant oder von besonderer öffentlicher Bedeutung sind. Wen genau die CSR-Berichtspflicht treffen wird, lässt sich nicht absehen. Im Februar wurde die deutschsprachige Version der GRI-Leitlinien G4 in Berlin eingeführt. Zur Anwendung des Wesentlichkeitsprinzips und zur Berichtspflicht in Richtung Lieferkette sind manche Fragen offen. Mit dieser Ausgabe stellt sich das CSR MAGAZIN zum richtigen Zeitpunkt diesen Fragen – und bietet weitere aktuelle Themen:
Integrierte Berichterstattung als trügerische Verheißung
Der Begriff „Integrierte Berichterstattung“, der spätestens seit der Lancierung der GRIG4- Richtlinien zumindest in der CSR-Community die Wirkung eines Mantras entfaltet, scheint vordergründig das richtige Signal zu setzen: Künftig werden Unternehmen über ihre wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Leistungen integriert berichten, ihre Stakeholder dabei einbinden und den Aspekt der Wesentlichkeit konsequent berücksichtigen. Damit wird besser sichtbar, welchen Beitrag sie zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten. Dies aber ist eine trügerische Verheißung. Ein Kommentar von Prof. Claus-Heinrich Daub
Paradigmenwechsel: Die neuen GRI-Leitlinien
Wir stecken mittendrin in der ersten Berichtsaison nach, vor oder besser mit G4. Vor knapp einem Jahr präsentierte die Global Reporting Initiative (GRI) unter großer internationaler Aufmerksamkeit die aktuellen Leitlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung. Inzwischen wurden sie ins Deutsche übersetzt und hierzulande offiziell eingeführt. Jetzt sind die Unternehmen am Zug und die werden überwiegend noch nicht nach G4 berichten.
Die ganze Wahrheit: integrierte Berichterstattung
Investoren und andere Stakeholder wollen zugleich Rentabilität und Nachhaltigkeit eines Unternehmens beurteilen können. Ein Nachhaltigkeitsbericht, der die guten Seiten des Unternehmens zeigt, aber wenig mit seinem Kerngeschäft zu tun hat, hilft da kaum.
Praxis der CSR-Berichterstattung
Welche Herausforderungen stellen sich Unternehmen in der Praxis ihrer Nachhaltigkeitsberichterstattung – auch mit den neuen G4-Leitlinien der GRI und dem Trend zum Integrated Reporting? Darüber sprach CSR MAGAZIN mit Experten aus Unternehmen, einer Ratingagenturen, einer NGO und Beratern.
Bilderwelten: Die Suche nach ethischen Standards
In der Nachhaltigkeitsberichterstattung gibt es klare Standards: CSR-Berichte müssen grundsätzlich ausgewogen, wahrhaftig, vollständig und transparent sein. Sind sie es nicht, stehen Unternehmen schnell im Verdacht des Greenwashings. Aber die verwendeten Bilderwelten unterliegen bislang nicht diesen Qualitätsanforderungen. Passt das?
„Tue Gutes und sprich nicht darüber“: Unternehmen handeln – und schweigen
Prof. Josef Wieland, Vorstandsvorsitzender des „Deutschen Netzwerk Wirtschaftsethik“, blickt zu Markus Conrad hinüber, dem Tchibo-Vorstandsvorsitzenden. „Ja, mit Ihrem Engagement sind Sie vorbildlich in der Kaffee-Branche. Damit kann man auch mal werben – dann nehmen sich die anderen ein Beispiel an Ihnen“, so Wieland. Tchibo stellt zu diesem Zeitpunkt rund 17 Prozent seines Kaffees nachhaltig her. Conrad, dessen Unternehmen gerade den „Preis für Unternehmensethik“ entgegengenommen hat, zuckt zusammen, als er die Worte des Wirtschaftsethikers hört: „Nein, nein wir gehen bewusst mit so etwas nicht von uns aus an die Öffentlichkeit.“ Es tritt ein kurzer Moment betroffener Stille ein.
Software für Berichterstattung & Management
Ein vielfältiges Softwareangebot bietet Unternehmen bei der CSR-Berichterstattung und dem vorgelagerten CSR-Management Unterstützung. CSR MAGAZIN stellt einige Programme vor und sprach dazu mit Entwicklern und Anwendern.
Neben unserem Schwerpunktthema finden Sie diese weiteren Beiträge in der Märzausgabe:
Traceability: Anspruch und Machbarkeit
Moderne Hard- und Software schafft neue Möglichkeiten, erweiterte Informationen zu Herkunft, Produktionsweise und Transport von Waren zu bekommen. CSR MAGAZIN sprach dazu mit Produzenten und Experten über (neue) Ansätze und Herausforderungen der Rückverfolgbarkeit von Waren.
Cradle to Cradle®: Nicht weniger schlecht, sondern gut
In Zeiten von Ressourcenknappheit, Umweltschutz und Energiewende etabliert sich die Idee der Kreislaufwirtschaft als Teil einer zukunftssicheren Wirtschaft. Betriebe, die Geschäftsmodelle einer konsequenten Kreislaufwirtschaft kommerziell für sich nutzen möchten, befassen sich auf freiwilliger Basis mit den weitreichenden Nachhaltigkeitskonzepten aus dem Bereich „circular economy“. Cradle to Cradle® („Von der Wiege zur Wiege“) ist eines dieser Konzepte.
Integration für Fortgeschrittene
In Deutschland fehlen Azubis, in Südeuropa grassiert die Jugendarbeitslosigkeit – was wäre einfacher, als eine Win-win-Situation zu schaffen? Nun, einiges. Denn Sprachbarrieren, der aufwendige Matchingprozess und das Heimischwerden sind nur einige der Hürden, die junge Neuankömmlinge und ihre Ausbilder nehmen müssen.
Ungenutztes Potenzial vor der Haustür
„Willkommenskultur“ und „Integration“ sind neuerdings in aller Munde. Sie sind zu Schlüsselthemen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft geworden. Dass der prosperierende Wirtschaftsstandort Deutschland in eine demografische Sackgasse steuert, wenn er sich nicht noch stärker als ein gastfreundliches, offenes Land präsentiert, um international als attraktiver Arbeitgeber zu punkten, hat sich herumgesprochen. Ein Kommentar von Addis Mulugeta
Borussia Dortmund: „Man sieht die Verantwortung“
„Wenn Fußball läuft, gehen die Fernseher an. Das schaffen Kultur, Musik und Kirche nicht“, sagt Carsten Cramer. Der Vertriebs- und Marketingdirektor des Fußballbundesligisten Borussia Dortmund war mit dabei, als der Club 2012 mit 400.000 Menschen in der Dortmunder Innenstadt seine Meisterschaft feierte. „Die Menschen sind bereit, ihr Wertvollstes zu verschenken: ihr Herzblut.“ Cramer weiter: „Man sieht die Freude und die Euphorie, aber man sieht auch die Verantwortung.“ Dem will der Bundesligaclub gerecht werden – mit einer eigenen CSR-Strategie.
Spielwarenbranche: Scheitert die Selbstregulierung?
Angesichts der begrenzten Reichweite nationaler Gesetze gelten brancheninterne Selbstregulierungen in Bezug auf Sozial- und Umweltstandards als eine Alternative. Ein solches „Soft Law“ haben die Spielwarenverbände verabschiedet. Der sogenannte „ICTI-Care-Prozess (ICP)“ galt als vorbildlich und droht doch zu scheitern. Braucht es also doch mehr gesetzliche Regulierungen?
CSR-Manager als Agenten unternehmerischer Nachhaltigkeit
Corporate Social Responsibility ist in multinationalen Unternehmen längst angekommen. Während formelle Strukturen für die organisationale Umsetzung von CSR zentral sind, bewirken diese alleine oft wenig. Unsere Studie verweist in diesem Zusammenhang auf „CSR-Manager“ (1), die eine Reihe von kreativen und größtenteils informellen Taktiken entwickelt haben, deren systematische Anwendung eine effektivere Implementierung von CSR verspricht.
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