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Nachhaltige Investmentfonds – Mehr Schein als Sein?

Kann ein Anleger erkennen, was an einem entsprechend angepriesenen Investmentfonds nachhaltig ist? Für Christian Prantner und Nina Tröger von der österreichischen Arbeiterkammer (AK) lautet die Antwort „schlichtweg nein“. Sie haben zehn Nachhaltigkeitsfonds aus Österreich unter diesem Aspekt analysiert und festgestellt: Es gibt keine deutlichen und verständlichen Hinweise, warum ein Fonds als nachhaltig eingestuft wird.

Wien (csr-news) > Kann ein Anleger erkennen, was an einem entsprechend angepriesenen Investmentfonds nachhaltig ist? Für Christian Prantner und Nina Tröger von der österreichischen Arbeiterkammer (AK) lautet die Antwort „schlichtweg nein“. Sie haben zehn Nachhaltigkeitsfonds aus Österreich unter diesem Aspekt analysiert und festgestellt: Es gibt keine deutlichen und verständlichen Hinweise, warum ein Fonds als nachhaltig eingestuft wird.

Dazu wurden Factsheets, Emissionsprospekte, Kundeninformationsdokumente sowie Rechenschaftsberichte auf Informationen zur Nachhaltigkeit untersucht. Das Fazit: „Anleger können meist nicht nachvollziehen, ob ein Fonds nachhaltig ist, nur weil er als solcher angeboten wird – wichtige Infos dazu fallen gerne unter den Tisch“. „Wer sich genauer über die Qualität eines nachhaltigen Investmentfonds informieren will, findet kaum nachvollziehbare und ausführliche Angaben, weshalb in einem Fonds enthaltene Werte als nachhaltig eingestuft werden“, erklärt AK Konsumentenschützer Christian Prantner. In den Factsheets waren in sieben von zehn Fällen zwar Kriterien angeführt – aber nur kurz beispielhaft oder sehr oberflächlich. Ein Grund ist möglicherweise die wenig eindeutige Definition eines nachhaltigen Investmentprodukts. Dies wurde den Autoren auch deutlich, als sie Antworten auf ihren Fragebogen von Banken und Versicherungen erhielten. „Bei den Antworten gab es viele unterschiedliche Definitionen, eine Trennschärfe zwischen den Kategorien „ökologisch“, „sozial“ und „ethisch“ war nicht erkennbar“. Sichtbar wird dies dann auch in den Fondszusammensetzungen. Ein Beispiel dafür war, dass ein- und dasselbe Unternehmen in einem nachhaltigen Fonds enthalten war, im anderen Fonds jedoch wegen Verletzung der Menschenrechte, nicht. Die zurate gezogenen Experten bestätigten die teilweise sehr unterschiedliche Auslegung etwa von Ausschlusskriterien wie Rüstung oder Kinderarbeit. „Dieser subjektive Ansatz bei der Gestaltung von Kriterien ist für die Glaubwürdigkeit und Nachvollziehbarkeit von Nachhaltigkeitsargumenten problematisch“, schreiben Prantner und Tröger.

Die unterschiedlichen Bewertungsansätze zur Beurteilung von Nachhaltigkeit werden entsprechend auch sehr unterschiedlich bewertet. Beispielsweise führt der Best-in-Class-Ansatz dazu, dass Standards innerhalb einer Branche minimal sind. Zudem wird die Schwelle, ab wann ein Investment als nachhaltig gilt, von manchem Anbieter äußerste niedrig angesetzt. Bei einzelnen Angeboten reichten schon Investments von 51 Prozent in nachhaltig agierende Unternehmen, um den Fonds insgesamt als nachhaltig zu bewerten und zu bewerben. „In der Praxis werden häufig mehrere der möglichen Methoden wie Best-in-Class, der Frankfurt Hohenheimer Index oder die Anwendung von positiven bzw. negativen Kriterien kombiniert“, weiß Prantner. „Problematisch ist jedoch vor allem, dass die Produkthersteller selbst festlegen, welche Kriterien zur Nachhaltigkeitsbestimmung gelten sollen – das schafft viele Spielräume und letztlich keine inhaltlichen Standards. Und für Anleger ist das alles schwierig nachzuvollziehen“. Helfen soll den Anlegern beispielsweise das 2008 eingeführt Transparenzlogo Eurosif oder die österreichische Richtlinie des Umweltzeichens für nachhaltige Finanzprodukte. In Österreich entsprechen derzeit 53 Fonds den Kriterien des Umweltzeichens, keine Atomkraftproduktion, keine Rüstung, keine Gentechnik und keine systematischen Verletzungen der Menschen- und Arbeitsrechte. Aus diesem Angebot wurden die analysierten Fonds ausgewählt. Und bei denen zeigte sich, dass kaum darüber informiert wird, anhand welcher Kriterien die Nachhaltigkeit der Investments vorgenommen wurde, also warum bestimmte Unternehmen in einem Fonds vorhanden sind. Meist wurde ausführlicher erläutert, warum ein Unternehmen aus dem Portfolio entfernt wurde. Die Autoren fordern abschließend mehr Transparenz für die Anleger. Es reicht nicht ein bisschen, sozial, ein bisschen ethisch und ein bisschen ökologisch um einen Investmentfonds als nachhaltig zu bezeichnen.

Die Studie wird auf der AK-Website zum Download angeboten.


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