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Trendstudie: Faire Arbeitsbedingungen beeinflussen Konsumentscheidungen

Der sogenannte ethische Konsum, also die Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Standards beim Einkauf, ist im Alltag der Menschen angekommen. Dies ist ein zentrales Ergebnis der heute vorgestellten 4. Trendstudie der Otto Group. Rund 56 Prozent der Befragten gaben an, häufig Produkte zu kaufen, die ethisch korrekt hergestellt sind. Wichtige Impulse um das Thema attraktiver zu machen, kommen dabei zunehmende von Medien und NGOs.

Hamburg (csr-news) >  Der sogenannte ethische Konsum, also die Berücksichtigung von ökologischen und sozialen Standards beim Einkauf, ist im Alltag der Menschen angekommen. Dies ist ein zentrales Ergebnis der heute vorgestellten 4. Trendstudie der Otto Group. Rund 56 Prozent der Befragten gaben an, häufig Produkte zu kaufen, die ethisch korrekt hergestellt sind. Wichtige Impulse um das Thema attraktiver zu machen, kommen dabei zunehmende von Medien und NGOs.

Bemerkenswert ist, dass sich der Anteil der Menschen, für die beispielsweise faire Arbeitsbedingungen mit Konsum entscheidend sind, in den letzten vier Jahren verdoppelt hat. Die sozialen Aspekte der Güterproduktion sind für 92 Prozent der Befragten das entscheidende Kriterium für ethischen Konsum. Darüber hinaus zeigen Ergebnisse aus Experteninterviews, die ebenfalls in die Studie einflossen, und die Betrachtung der Gesamtentwicklung, dass viele Menschen für soziale Themen sehr sensibel sind. Unterstrichen wird der Stellenwert des Sozialen, wenn Konsumethik vor dem Hintergrund ihrer Bedeutung für die Lebensqualität betrachtet wird – dem thematischen Schwerpunkt der diesjährigen Studie. So stimmen 97 Prozent der befragten Verbraucher der Aussage zu, dass ein Unternehmen dazu beitragen kann, ihre Lebensqualität zu erhöhen, wenn es auf menschenwürdige Arbeitsbedingungen achtet und Mitarbeiter fair behandelt. Während 60 Prozent ethisch korrekte Produkte kaufen, weil sie ihre eigene Lebensqualität erhöhen, tun dies sogar 83 Prozent, weil sie damit die Lebensqualität anderer erhöhen. „Immaterielle Werte werden in einer materiell geprägten Lebenswelt immer wichtiger. Mit ethischem Konsum können Verbraucher diese beiden Enden verbinden und so ihre eigene Lebensqualität und die anderer verbessern“, fasst Prof. Peter Wippermann, Gründer des Trendbüros, die Entwicklung ethischen Konsums im Hinblick auf die Lebensqualität zusammen. Aber auch andere Aspekte haben an Bedeutung gewonnen. Bedeutete ethischer Konsum bei der letzten Studie vor zwei Jahren noch für 77 Prozent der Befragten, regional erzeugte Produkte zu kaufen, sind dies nun 87 Prozent. Für umweltfreundlich hergestellte Produkte stieg dieser Wert zwar leicht von 89 auf 92 Prozent, jedoch ist die konkrete Bereitschaft, für Bio-Produkte mehr Geld auszugeben, erstmals rückläufig.

4.-Trendstudie-Konsumethik

Stellt sich die Frage, woher die Impulse kommen, mehr Menschen für ethischen Konsum zu begeistern? „Konsumethik ist kein Ersatz für politische Entscheidungen“, wird Prof. Harald Welzer, Direktor von „FUTURZWEI. Stiftung Zukunftsfähigkeit, im Bericht zitiert. Tatsächlich erwarten auch die Befragten wichtige Impulse von der Politik, sehen allerdings ihre eigene Verantwortung als noch bedeutender an. Als Impulsgeber für ethischen Konsum werden Medien und NGOs immer wichtiger. 22 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass sie die zentralen Impulse setzen sollten, um das Thema Konsumethik für die Menschen attraktiver zu machen. Vor vier Jahren waren dies noch 12 Prozent. Auf die Wirtschaft vertrauen in dieser Beziehung wie im Vorjahr 21. interessanterweise sind es vor allem die Jüngeren, die der Wirtschaft eine Führungsrolle zuschreiben. Während nur rund 14 Prozent der Generation der Babyboomer die Wirtschaft als zentralen Impulsgeber sehen, sind es rund 31 Prozent in der jungen Generation. Auch die eigene Verantwortung beim Thema Konsumentenethik zeigt ein sehr unterschiedliches Bild. Zwar sehen rund ein Drittel der Befragten jeden Einzelnen als wichtigsten Impulsgeber, aber genauso viele glauben nicht, dass sich durch ethischen Einkauf Rahmenbedingungen verbessern lassen. Hier sind die Babyboomer mit 38 Prozent sogar besonders skeptisch.

Bleibt die entscheidende Frage, was können die Unternehmen tun? Der für den Multichannel-Handel zuständige Konzern-Vorstand der Otto Group, Dr. Timm Homann dazu: „Die jüngere Vergangenheit hat gezeigt, dass viele Handelsunternehmen in diesem Bereich großen Herausforderungen gegenüberstehen – nicht nur in den Ländern, wo die Waren hergestellt werden, sondern auch hier in Deutschland, etwa beim Thema Bezahlung und Tarifbindung. Die Mehrheit der Befragten erwartet von den Unternehmen ein klares Bekenntnis zur Unternehmensverantwortung, vor allem im Bereich der sozialen Verantwortung. Mit 97 Prozent der Nennungen stehen menschenwürdige Arbeitsbedingungen und ein fairer Umgang mit den Mitarbeitern an erster Stelle. Im Vergleich mit den letzten Studien zeigt sich beim Thema Konsumethik eine deutliche Verschiebung von ehemals ökologischen Aspekten zu mehr sozialer Verantwortung. Aber es zeigt sich auch, „dass unternehmerische Verantwortung nicht mehr nur eine Frage von Charity- oder kommunikativen Begrünungsaktionen ist, sondern betriebswirtschaftlich und unternehmensstrategisch sinnvoll ist. Nachhaltigkeit wird immer mehr zum Standard und dringt zum Kern des Geschäftsmodells vor“. Das bedeutet unter anderem auch eine Verschiebung innerhalb der Unternehmen. „Die Zeiten, in denen sich nachhaltiges Engagement auf Hochglanzblättchen zur Beruhigung der Anspruchsgruppen reduzierte, sind vorbei. Damit wandert das Thema Ethik auch aus den „klassischen“ Abteilungen wie Unternehmenskommunikation und Marketing heraus und in das gesamte Unternehmen hinein“. Bleibt dies aus, dann sind CSR-Maßnahmen häufig Einzelaktionen, die vom eigentlich Geschäft entkoppelt sind. „Um unternehmerische Ethik auf einer Werteebene mit Leben zu füllen, reicht ein Außenauftritt allein nicht mehr aus. Es braucht eine grundlegende Positionierung, wie die Wertehaltung des Unternehmens nach innen wie nach außen gelebt werden soll“. Insofern lassen die Ergebnisse der Trendstudie erkennen, dass sich Konsumethik weiter in Richtung einer ganzheitlichen Wirtschaftsethik entwickeln wird, die auch Bereiche jenseits des Konsums umfasst. Die Wachstumsorientierung der Wirtschaft wird stärker unter dem Aspekt Lebensqualität betrachtet werden. Unternehmen, die ökologische und soziale Prinzipien in ihr Geschäftsmodell integrieren, erarbeiten sich einen Vertrauens- und damit Wettbewerbsvorteil.

4.-Trendstudie-Lebensqualitaet

Die Otto Group Trendstudie zum ethischen Konsum 2013 ist nach den Jahren 2007, 2009 und 2011 die nunmehr vierte Studie der Reihe. Dazu hat das Hamburger Trendbüro eine repräsentative Befragung von Verbrauchern im Alter von 16 bis 74 Jahren von TNS Infratest durchführen lassen. Ebenfalls flossen Experteninterviews in die Ergebnisse ein. Die Studie ist online unter www.ottogroup.com/trendstudie abrufbar.

Foto: 4. Trendstudie – Herausgeber, von links: Dr. Timm Homann (Konzern-Vorstand Multichannel Retai Otto Groupl), Hans-Otto Schrader (Vorstandsvorsitzender der Otto Group), Peter Wippermann (Gründer Trendbüro) und Dr. Johannes Merck (Direktor Corporate Responsibility Otto Group).


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